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Russell, Bertrand: Denker des Abendlandes. Eine Geschichte der Philosophie. 1997, Gondrom, ISBN 3-8112-1460-8

Zusatztext
Publikationen zur Philosophiegeschichte füllen mittlerweile unzählige Bibliotheken, doch wenn der Literatur-Nobelpreisträger und Philosoph Bertrand Russell eine Geschichte des abendländischen Denkens schreibt, darf man sicher sein, dass es sich um ein Werk ganz besonderer Art handelt: Es verbindet umfassende Information mit von tiefer Humanität geprägter Erzählweise, objektive Beurteilung mit sehr persönlicher und oft pointierter Darstellung. Russell blättert die Entwicklung des philosophischen Denkens anhand der herausragenden Persönlichkeiten der Philosophiegeschichte auf und bezieht dazu stets auch den politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Hintergrund mit ein. Wer in sachlich bestechender, dabei leicht verständlicher und sehr anschaulicher Weise das Wesentliche erfahren will über Pythagoras, Thomas von Aquin, Spinoza, Descartes, Hume, Galilei, Kant, Leibniz, Fichte, Rousseau, Hegel oder Marx, wird dieses Buch jedes Mal aufs neue gerne zur Hand nehmen. Russell versteht es wie kein anderer, die Leistungen und das Denken großer Gelehrter auf der Grundlage ihrer jeweiligen Gesellschaft zu beschreiben und ihre Bedeutung für unser heutiges Bewusstsein aufzuspüren. Bei aller Gründlichkeit der Darstellung beweist er stets Humor, Witz und einen untrüglichen Blick für das Eigenartige und das Einmalige, so dass man dieses Buch mal mit Spannung, mal mit Schmunzeln - aber immer mit großem Gewinn liest.

Vorwort
Dieses Buch will versuchen, eine bündige und trotzdem umfassende Übersicht der abendländischen Philosophie zu geben, und zwar in einer solchen Weise, daß auch der Laie einen einfachen und direkten Zugang zum Verständnis der verschiedenen Systeme abendländischen Denkens erhält. Dies geschieht vornehmlich durch die Verknüpfung mit historischen Verhältnissen, die natürlich wichtige biographische Daten des jeweiligen Philosophen, sofern sie uns bekannt und überliefert sind, beinhalten. Denn jeder Mensch, und damit auch jeder Denker, ist immer Kind seiner Zeit. Selbst wenn seine Gedanken den gegenwärtigen geistigen und politischen Strömungen oft weit vorauseilen, sind sie doch oft das Produkt der eigenen vorherrschenden Lebensumstände. Friedrich Nietzsche ist dafür ein gutes Beispiel. Seine immer wieder zitierte frauenfeindliche Haltung beruht vor allem auf seiner Unfähigkeit, unbefangen mit dem schönen Geschlecht umzugehen, obwohl oder gerade weil er seit frühester Kindheit ausschließlich von dominanten Frauen umgeben war. Zieht man den Kreis etwas weiter und berücksichtigt noch gesellschaftlich-politische Entwicklungen, so kommt man sehr schnell zu der Erkenntnis, daß auch Karl Marx seine Gedanken von der »Entwertung der Menschenwelt« nie so radikal hätte formulieren können, wenn nicht der Frühkapitalismus die Massen derart ausgebeutet und in die Verelendung getrieben hätte. Somit wird deutlich, daß geschichtliche Ereignisse und philosophisches Gedankengut einander bedingen und beeinflussen. Daraus folgt, daß die Auseinandersetzung mit den Denkern des Abendlandes keine trockene, langwierige Angelegenheit ist, sondern ein Vertrautwerden mit all den Turbulenzen unserer europäischen Geschichte.

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