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Dirk Baecker: Wozu Systeme? 320 S. 2002. Kadmos Gebunden. SFr. 36.50, ISBN 3-931659-23-2

Klappentext
Sobald ich ein System herausschneide, von dem ich ahne, daß das Ergebnis einer Operation auf die nächste Operation selbst zurückwirkt, in welcher Form auch immer, ist dieses System schon nicht mehr voraussagbar.« Dieses Diktum von Heinz von Foerster weiterführend, scheint der Systembegriff nicht nur eine neue Denkweise, sondern auch neue Wahrnehmungsweisen und neue Empfindungsweisen nahezulegen. Vielleicht darf man vermuten, daß er in diesen letzteren Dimensionen sowohl seinen Theoretikern als auch seinen Kritikern die größten Schwierigkeiten bereitet. Denn konzeptionell arbeiten wir mit dem Systembegriff an einem "preadaptive advance", das unseren Wahrnehmungen und Empfindungen vorauseilt. Was wir daher gegenwärtig vor allem wahrnehmen und empfinden, ist, daß wir keine Wahrnehmungen und Empfindungen haben, die der konzeptionellen Dimension des Begriffs entsprechen. In dieser Hinsicht ist unser Nervensystem so veraltet, wie es unsere Institutionen sind.

Zitate:

"Die Unterscheidung von System und Umwelt widerspricht dem Identitätsprinzip, beziehungsweise macht die Identität zum Produkt einer Selbstbeschreibung, die von einem Unterschied zu anderem ausgeht, den sie sich selbst zurechnen (lassen) muß. (2) Die fundierende Paradoxie, auf die alle nicht in den Grenzen der Tautologie gehaltenen selbstreferentiellen Bestimmungen auflaufen, widerspricht dem Prinzip des Widerspruchs. (3) Und die Idee, Unterscheidungen als Basisoperationen zu beschreiben, läuft dem Prinzip des ausgeschlossenen Dritten zuwider, da die Unterscheidung selbst das Dritte ist, das Tertium Datur, das in allem, was als das eine und nicht das andere unterschieden wird, bereits mit ‚anwest'." (S.68).

Vielleicht richtete sich Luhmanns selbsterklärtes Ziel, 'die Soziologie zu verändern', in diesem Sinne auch auf ihre Befähigung zum Selbststudium. Dann könnte man die Soziologie in das Kunstwerk verwandeln, an dem die Gesellschaft sich selbst als Form und Medium studiert." (164)

„Das ändert allerdings nichts daran, dass die Technik in der Umwelt des Sozialen stattfindet. Sie muß daher minimale Ausdifferenzierungs- und Wiedereinbettungsbedingungen erfüllen, also entweder so unauffällig sein, dass sie nahezu unsichtbar wird, oder so faszinierend, daß sie um ihrer selbst willen respektiert wird. Alle weiteren Funktionsbedingungen liegen dann in einer gegenüber der Kommunikation, aber auch dem Bewußtsein versetzten Inanspruchnahme von Zeit. Technik ist dann erfolgreich, wenn sie entweder wesentlich schneller oder wesentlich langsamer operiert als Kommunikation und Bewusstsein. Die zeitliche Versetzung ist die Bedingung für kausale Entkopplung, das heißt für die Reduktion nicht gewollter kausaler Kopplungen zwischen Technik und Sozialem auf das, was man dann ’Störungen’ nennt.“ (Baecker, Dirk: Kommunikation im Medium der Information. (S.121)