AG1 MMK 2015: Unterschied zwischen den Versionen

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Interessant ist für mich das Löschen als soziales Phänomen. Ein Beispiel hat mich persönlich sehr gefallen, und zwar das Blockieren in Facebook. Das bedeutet nichts anderes als ein Versuch, jemanden aus seiner virtuellen Welt zu löschen. Das Verrückte ist, dass über soziale Prozesse (Buschfunk) einige wenige Personen dann doch wieder auftauchen. Sie sind zwar nicht weg, aber sehr sehr abgeschwächt in meiner Wahrnehmung und haben faktisch keine Wirklung mehr auf mein Kommunikationsverhalten.  
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Interessant ist für mich das Löschen und Vergessen als soziales Phänomen. Ein Beispiel hat mich persönlich sehr gefallen, und zwar das Blockieren in Facebook. Das bedeutet nichts anderes als ein Versuch, jemanden aus seiner virtuellen Welt zu löschen und dessen Dummheiten zu vergessen. Das Verrückte ist, dass über soziale Prozesse (Buschfunk) einige wenige Personen dann doch wieder auftauchen. Sie sind zwar nicht weg, aber sehr sehr abgeschwächt in meiner Wahrnehmung und haben faktisch keine Wirklung mehr auf mein Kommunikationsverhalten.
 
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Meine These sind:  
# Löschen bedeutet nur weitgehendes Verbergen.  
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# Löschen/Vergessen bedeutet nur weitgehendes Verbergen.  
# Löschen ist eine bewusste Entscheidung (im Gegensatz zum Vergessen).
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# Löschen/Vergessen ist eine bewusste Entscheidung (im Gegensatz zum Vergessen).
# Löschen ist ein Gestaltungswerkzeug der eigenen Realität.
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# Löschen/Vergessen ist ein Gestaltungswerkzeug der eigenen Realität.
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Besonders die dritte These ist vor dem Hintergrund der von Rolf immer wieder diskutierten Theorie der geschlossenen System interessant. Wir sollte ihn also nicht vergessen ;-)
 
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Version vom 28. Oktober 2015, 12:58 Uhr

35. Tagung
Mensch-Maschine-Kommunikation 2015
  Mmk2015.png  
Interdisziplinäre Tagung

13.-16. November 2015
Neuendettelsau

 
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AG 1: Vergessen in der digitalen Welt

Moderation: Dominique Steppler und Thomas Igler

Jede AG hat ein Moderationspapier und pro Teilnehmer ein Thesenpapier.

Moderationspapier AG 1

“Was man vergisst, hat man im Grunde nicht erlebt.” (Ernst R. Hauschka)

Vergessen. Ist das ein gewollter Prozess oder eine unbeabsichtigte Fehlfunktion? Oder beides? Vergessen und Vergesslichkeit sind eher negativ geladenen Begriffe. Historische Ereignisse wie beispielsweise der Holocaust sollen nicht in Vergessenheit geraten, sondern immer wieder kollektiv erinnert werden. Dies natürlich mit dem Ziel, dass sie sich nicht wiederholen. Umgekehrt gibt es Dinge, die in Vergessenheit geraten müssen damit sie sich wiederholen (können): der intensive Schmerz einer Frau bei der Geburt eines Kindes liefert hier ein eindrucksvolles Beispiel. Gibt es also so etwas wie einen positiven Aspekt – um den Begriff Funktion zu vermeiden – des Vergessens den man sich eventuell sogar zunutze machen kann? Wie kann man Vergessen lernen?


  • Wo ist heute schon – gewollt oder ungewollt – Vergesslichkeit in Produkten eingebaut?
  • Wie kann man Vergesslichkeit planmäßig verarbeiten? Geht das überhaupt?
  • Wann ist Vergessen gewollt (positiv) und wann nicht?
  • Wer entscheidet darüber was in Vergessenheit geraten darf und was nicht?


Mit solchen und ähnlichen Fragen wollen wir uns in dieser AG beschäftigen. Wir hoffen, dass es eine unvergessliche Veranstaltung wird.

Thesenpapiere AG1


Thesenpapier von Thomas Igler:

Mir ist im vergangenen Jahr ein interessanter Fall begegnet. Im Internet hatte jemand persönliche Daten in einem Portal veröffentlicht. Das ist ja "nur" im Internet geschehen und damit kein weitergehendes Problem. Das Portal wurde abgeschalten und die Daten dort sogar gelöscht. Jedoch hatte jemand das Recht erworben (oder auch nicht) die Daten in einem Katalog in Papierform zu veröffentlichen. Die Frage der Löschung der Daten und des Vergessens der Information stellt sich in einem solchen Zusammenhang nicht mehr, da die Daten ihren Weg von der digitalen in die physische Welt gefunden hatten. Bücher liegen irgendwo herum ... Hatten die Daten ihren Weg aber nicht bereits vorher in die physische Welt gefunden, indem jemand diese Daten „gelesen“ hatte …

Es ist deshalb spannend sich die Frage zu stellen was Vergessen eigentlich heißt, bzw. was überhaupt vergessen werden kann und von wem oder was der zugehörige Prozess ausgehen muss? Die Frage beschäftigt mich in all den Diskussionen die zurzeit laufen. Kann eine Firma wie Google etwas vergessen, wenn diese etwas irgendwo "löscht" oder zeigt sie nach außen hin nur nicht mehr was sie weiß? Kann ein Staat oder ein System etwas vergessen, wenn doch das Objekt über das etwas gewusst wird gar nicht weiß, dass es im Zusammenhang mit einer bestimmten Information steht?

Ein wesentlicher Aspekt scheint der Gewinn von Information aus Daten zu sein. Die Daten stehen mit der Schnittstelle von der realen physischen Welt und der digitalen Welt in Zusammenhang. Weiterhin muss die Verwertung dieser Information hin zu einem bestimmten Wissen und der Ableitung von Entscheidungen daraus betrachtet werden. Diese Entscheidungen sind es, die in der physischen realen Welt wirken können, und stehen damit mit der Schnittstelle von der digitalen in die reale Welt in Zusammenhang.

Wenn etwa Maschinen der Wissensgewinn überlassen wird und damit sogar Entscheidungen getroffen werden - z. B. beim automatisierten Hochgeschwindigkeitshandel an den Börsen - dann sind es genau diese Maschinen die faktisch intransparent und ohne Rückversicherung aus Daten Entscheidungen ableiten. Natürlich erfolgt dies nur, weil vorher festgelegt wurde, dass diese Rückversicherung nicht stattfinden muss. Doch die Algorithmen, die dies umsetzen sind (noch) nicht so unscharf wie der Prozess der Entscheidungsfindung des Menschen bzw. in natürlichen Prozessen. Sind die Quelle der Information und deren Wirkung relevant für das Vergessen?

Vergessen in einer digitalen Welt hat damit für mich etwas mit dem Löschen der Daten, der Löschung der gewonnen Information, der Löschung des gewonnenen Wissens und der Algorithmen samt der gespeicherten Entscheidungen zu tun. Jedoch muss gleichzeitig all das damit in der realen physischen Welt in Zusammenhang stehende vergessen werden. Wie kann das funktionieren, wenn man dort nicht einfach auf "delete" drücken kann?

Die AG erscheint mir genau deshalb interessant Licht in das Dunkel des Vergessens zu bringen und ich freue mich auf spannende Diskussionen und Gedankenaustausch. Wichtig erscheint mir vor allem, dass eine klare Definition für "Vergessen" in verschiedenem Kontext gefunden werden muss.


Thesenpapier von Gunter Dubrau:
Interessant ist für mich das Löschen und Vergessen als soziales Phänomen. Ein Beispiel hat mich persönlich sehr gefallen, und zwar das Blockieren in Facebook. Das bedeutet nichts anderes als ein Versuch, jemanden aus seiner virtuellen Welt zu löschen und dessen Dummheiten zu vergessen. Das Verrückte ist, dass über soziale Prozesse (Buschfunk) einige wenige Personen dann doch wieder auftauchen. Sie sind zwar nicht weg, aber sehr sehr abgeschwächt in meiner Wahrnehmung und haben faktisch keine Wirklung mehr auf mein Kommunikationsverhalten.

Meine These sind:

  1. Löschen/Vergessen bedeutet nur weitgehendes Verbergen.
  2. Löschen/Vergessen ist eine bewusste Entscheidung (im Gegensatz zum Vergessen).
  3. Löschen/Vergessen ist ein Gestaltungswerkzeug der eigenen Realität.

Besonders die dritte These ist vor dem Hintergrund der von Rolf immer wieder diskutierten Theorie der geschlossenen System interessant. Wir sollte ihn also nicht vergessen ;-)

Schlussbericht(e)

Schlussbericht


 

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