Schlussbericht

Aus Mmktagung
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Es ist geschafft, 3 Holonen haben sich 2 x 8 Stunden mit ihren Themen befasst und im Interesse des Ganzen die Vorbereitungen für die MMK 2015 gestartet.

Für mich (Gunter Dubrau) war es wieder Mal eine wunderbar typische MMK. 15 Teilnehmer, gut gelaunt und entspannt, ein paar neue Gesichter und mind. 2 davon wollen auf jeden Fall wieder kommen. Besser geht es nicht.

Typisch deswegen, weil ich mich am Sonnabend Mittag gefragt habe: Ist das jetzt die Sprachlos zwischen unsichtbaren Prozessen, die mir etwas bringt?

Mmk2014.jpg

Und was passierte? Mit etwas Geduld, die ich mir bei 2 x 8 Stunden locker erlauben konnte, tauchten im Dialog bei den Teilnehmern, und auch bei mir, Gedankengänge auf, die aufregend bis revolutionär sind. Ganz im Sinne Autonomer Zellen einer Holokratie, übrigens wohl bereits in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts erstmalig formuliert, als Gegenentwurf zum Taylorismus.

Wie gesagt: Erkenntnisgewinn garantiert. Meine Erwartungshaltung wurde komplett erfüllt. Mehr noch, ich bekam diese gold-gelbe Medaille von der AG 3D-Printing verliehen, danke!


AG 2: Sprachlos zwischen unsichtbaren Prozessen

Einen Abschlussbericht gibt es nicht, aber eine Powerpoint-Abschlusspräsentation als PDF-Datei (500 KB).
 

(Zwischen-Schluss)-Berichte aus der AG 3: Dialog und Dialogcomputer

Es gibt keinen Schluss-Bericht der AG 3. Es gibt aber Berichte !
 

(Zwischen-Schluss)-Bericht von Rolf Todesco

Das MMK-Ritual sieht im Prinzip vor, dass die verschiedenen Arbeitsgruppen am letzten Tage über ihre Arbeit und die dabei geschaffenen Resultate berichten. Ich habe aber an der MMK an einem Dialog teilgenommen, in welchem ich mir ein paar Beobachtungen bewusster gemacht habe, die insbesondere nicht zulassen, dass eine Arbeitsgruppe im Sinne eines Dialoges etwas berichten kann. Meine Komplikation besteht darin, dass ich im Dialog in der ich-Form spreche. Ich sehe nicht, wie die Arbeitsgruppe in der ich-Form sprechen könnte. Ich und jedes andere Mitglied der Arbeitsgruppe kann in der ich-Form sprechen. Dabei berichte ich aber über meine Erfahrungen und Erkenntnisse, nicht über jene der andern Arbeitsgruppenmitglieder und schon gar nicht über jene der Gruppe. Für mich war die Erörterung dieser ich-Form ein wesentlicher Teil des Dialoges. Ich habe realisiert, welche Probleme mit dieser ich-Form verbunden werden (könn(t)en). Eine scheinbar wichtige Komplikation besteht eben darin, dass die Arbeitsgruppe keinen Bericht verfassen kann. Ich komme darauf zurück, ich will aber zuerst etwas zum Berichten und etwas zum vermeintlichen Thema der AG sagen, was mir im Dialog der AG auch bewusster geworden ist.

Ich berichte und durch dieses Berichten vergesse ich, was auch zu berichten wäre, weil ich es zunächst im Bericht weglasse und später nicht mehr erinnern kann, weil es im Bericht nicht vorkommt. Im Bericht reduziere ich Komplexität. Ich schliesse ein paar Aspekte des Geschehens ein und anderes aus. Wenn ich in der ich-Form berichte, mache ich mir bewusst, dass und was ich berichte und allenfalls, was ich nicht berichte, weil es mir nicht wichtig genug ist oder meinen roten Faden in meinem Bericht auflösen würde.

Ein Anliegen, das ich in den Dialog mitgebracht habe, war anhand des Wortes "Dialog-Computer" eine Einsicht in die ursprüngliche Motivation der MMK zu generieren. Meiner Vorstellung nach ist die MMK ursprünglich ein Versuch gewesen, sogenannte "Computerdialoge" sinnvoll zu gestalten. Dabei ging es aber natürlich nicht um die Gestaltung eines Dialoges, sondern um die Gestaltung von sogenannten Schnittstellen, über welche Dialoge fingiert werden.

J. Weizenbaum hat diese Dialog-Perversion bereits 1966 als Eliza beschrieben (äh .. ich bemerke, dass auch das keine ich-Formulierung ist: Ich erkenne in Weizenbaum's Beschreibung ...). Im deutschsprachigen Raum wurde Informatik als Studium erst im Laufe der 1970er Jahre, also nachdem die Entwicklung der Computer weitgehend abgeschlossen war, angeboten. Die ersten ausgebildeten Informatiker, die den Rechner - eben weil sie Informatik und nicht Mathematik studiert haben - nicht mehr (nur) als Rechner begriffen, suchten 1980 nach Gleichgesinnten, die sich auch mit dem Büro-Werkzeug oder dem Medium befassen wollten. Dazu haben sie die MMK erfunden. Ein wesentlicher Aspekt der sogenannten Schnittstellenproblematik war damals aber als Windows von MS bereits fast marktreif vorhanden. Und weil sich daran praktisch nichts mehr verbessern liess - wie die Differenz zwischen dem ersten Windows 3.1 und dem letzen zeigt, mussten die MMKler eben andere Felder erschliessen - bis hin zur Reflexion im Dialog.

Im Dialog könnte ich beispielsweise trefflich darüber berichten, wann ich überhaupt mit Computern zum ersten Mal in Berührung gekommen bin - wenn ich es nicht schlicht vergessen hätte. Und in unserem Dialog war dieses Vergessen zusätzlich darin aufgehoben, dass gar nicht klar ist, was denn Computer in diesem Zusammenhang heissen soll. Alle erinnerten sich an irgendwelche Geräte, aber was diese Geräte zu Computern der ersten Erfahrung machte, wurde mir nicht klar. Ein anschauliches Beispiel war die Lochkartenmaschine von Remington und ein anderes die Schreibmaschine mit einer Displayzeile. Inwiefern das Computer sind und über welche Assoziationen diese Geräte zu Computererfahrungen werden, habe ich als Folge des jeweiligen Berichtens begriffen.

In solchen Dialogen kann ich mir aber umgekehrt bewusst machen, was ich als Computer bezeichne, gerade weil andere den Begriff ganz anders verwenden. Und weil ich im Dialog keine wir-Formulierung suche, entfalten sich viele Auffassungen, die nicht unter einen Hut müssen. Dialog begründet Vielfalt nicht herrschendes Wissen. Erste Computer gibt es offenbar so viele, wie es Menschen gibt, die sich daran erinnern.

Ich komme jetzt zurück zur Problematik der ich-Formulierung, respektive zu einer spezifischen Komplikation, die in unserem Dialog zur Sprache kam. Die ich-Formulierungen werden gesellschaftlich tabuisiert, was sich mir darin zeigt, dass sie oft als Ausdruck eines vermeintlichen "Egoismus" zurückgewiesen werden. Es galt lange Zeit als unsittlich, einen Brief oder sogar einzelne Sätze in einem Brief mit "ich" zu beginnen. Es gibt im Sinne von N. Luhmann zwei gesellschaftliche Diskurse, die ich hervorheben will. Der eine ist die Wissenschaft, die beschreiben will, was wirklich und objektiv der Fall ist, und die andere Ideologie ist die Wirtschaft in Form von Aktiengesellschaften, die zum Wohlstand der Nation beitragen.

In der vermeintlichen Wissenschaft kann ich die Tabuisierung der ich-Formulierung jederzeit experimentell verifizieren, indem ich einen ich-Eintrag in die Wikipedia mache. Ich behaupte hier nicht, dass in der Wikipedia keine ich-Formulierungen zugelassen werden, sondern ich berichte hier über meine Erfahrung, dass alle meine ich-Formulierungen innert kürzester Zeit gelöscht werden. In der jeweils uniformen Begründung steht, dass meine Meinung niemanden interessiere. Ich meine weder dass die Wikipedia für die Wissenschaft repräsentativ sei, noch dass meine Experimente die Substanz einer Wissenschaft ausmachen. Ich berichte einfach von einem Experiment, das ich schon mehrfach gemacht habe und dass das zu Geboten passt, die ich in der Proseminaren der Uni gelehrt bekommen habe.

In der Wirtschaft suche ich nicht nach der Wahrheit von Aussagen, ich rechne viel mehr damit, über den Tisch gezogen zu werden. Als Wirtschaft bezeichne ich den Ort, an dem kein gemeinschaftliches Interesse wahrgenommen wird, sondern ein gesellschaftliches - durch Warentausch und Grundrenten vermitteltes - Interesse. Wenn ich in Verhandlungen "ich" sage, also von mir anstatt von der Ware spreche, erscheine ich egoistisch oder dumm. Als Egoist, weil ich dann scheinbar meine Meinung durchsetzen will. Als Idiot, weil ich das zugebe oder publik mache. In vielen Situationen - an der MMK etwa bei Frage zur Organisation - merke ich, dass ich nicht ernst genommen werden, wenn ich nicht sage, was wirklich und objektiv der Fall ist, sondern erzähle, wie ich ein Verhältnis rekonstruiere und einschätze.

Wenn ich an die MMK komme, habe ich weder Wissenschaft noch Wirtschaft im Sinn. An dieser MMK sagte man mir, dass diese meine Behinderung im Sinne einer Inklusion ausgehalten wird. Und ich realisiere, was ich hier alles nicht berichten kann, es wird aber sicher nicht alles vergessen, weil ich ja auch an anderen Orten davon erzähle, was mir an der MMK wieder sehr gut gefallen hat. Ich komme sehr gerne auch an die nächste MMK.
 

Ein Rückblick auf die AG 3 Dialog von Antje Eske

Wenn ich an die AG 3 zurückdenke, erinnere ich mich an unterschiedlichste Momente. Einen Bericht darüber kann auch ich nicht liefern, denn es ging in unserer Arbeitsgemeinschaft ja nicht, wie Rolf schon geschrieben hat, um die Reduktion von Komplexität, sondern eher darum, vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen, um mit unseren Gedanken in Bereiche zu gelangen, die nicht vom Common Sense vernebelt sind, der Gefühle und Vorstellungen erzeugt, die mit uns persönlich nichts zu tun haben. Es ging mir darum, mich zu finden und im Gruppenaustausch mit Glück die eigene, beschränkte Perspektive zu erweitern, also eine Grenzerweiterung zu erleben und das hat geklappt.

Gefreut hat mich, dass der Austausch von ganz allein nicht nur ´durch das Wort´ stattfand, sondern über diverse Sinneskanäle lief. Wir tauschten uns dabei auch über unterschiedliche Konversationsspiele und über das Schweigen aus. So erweiterte sich der Dialog wie von selbst zur Konversation.

Sehr beeindruckt hat mich auch Rolfs Erörterung der Ich-Form und der Gebrauch im Austausch innerhalb der Gruppe. Deutlich wurde für mich dabei an unseren Äußerungen, die Anfangs sehr stark immer in Allgemeinheiten wie ´man´ oder die Anbindung an irgendeine ´Autorität´ zurückfielen, wie normal es ist, die eigenen Interessen oder Meinungen aus dem Auge zu verlieren und sich selbst hinter irgendeiner Floskel zu verbergen. Nach einiger Zeit und vielen Übungsansätzen begannen sich unsere Ausdrucksweise und wohl auch unser Selbstverständnis zu verändern.

Für mich war die MMK eine Bereicherung und auch ich komme sehr gerne zur nächsten MMK.