http://www.hyperkommunikation.ch/wiki/2009/api.php?action=feedcontributions&user=ModAG44&feedformat=atomMmktagung - Benutzerbeiträge [de]2024-03-29T01:22:27ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.34.1http://www.hyperkommunikation.ch/wiki/2009/index.php?title=Benutzer:ModAG44&diff=339Benutzer:ModAG442009-06-05T15:32:36Z<p>ModAG44: Die Seite wurde neu angelegt: „Hartmut Sörgel Thesen im ersten Teil kurz im zweiten lang 1. Thesen kurz 1.1. Was ist Poesie Sprache spiegelt uns und unsere Sicht auf die Welt virtuell und p...“</p>
<hr />
<div>Hartmut Sörgel<br />
<br />
Thesen im ersten Teil kurz<br />
im zweiten lang<br />
1. Thesen kurz<br />
1.1. Was ist Poesie<br />
Sprache spiegelt uns und unsere Sicht auf die Welt virtuell <br />
und poetisch, denn wir sehen sie, als würden sie unsere Sinne erfinden.<br />
Die Spiegelneuronen tragen uns in das, was wir wahrnehmen.<br />
Und wir erfinden Metaphern, es teilnehmend zu beschreiben.<br />
Poesie entsteht.<br />
<br />
1.2. Drei Stufen sprachlicher Techniken<br />
Zuerst war Sprache nur mündlich, dann entstand aus Bildern die Schrift,<br />
und jetzt erleben wir die dritte Stufe, ihre Digitalisierung.<br />
Grundlage bleibt immer die mündliche Technik, die nächsten Stufen<br />
eröffnen aber neue Möglichkeiten.<br />
<br />
1.3. Poesie ins Netz<br />
Die digitale Poesie fängt gerade an und ist wie der Computer noch ein kleines Kind,<br />
das Gehen lernt. Doch in aller Welt stellen sowohl Einzelpersonen als auch<br />
Organisationen poetische Texte ins Netz.<br />
Soviel, dass man nur einen winzigen Bruchteil davon mitbekommen kann,<br />
Und es wird täglich mehr.<br />
1.4. Poesie im unendlichen Augenblick<br />
Schrift verewigt den Augenblick. Das Netz, als vergäße es Raum und Zeit,<br />
macht ihn weltweit<br />
Das Netz ist immer und überall gleichzeitig<br />
Was wird aus Origo und Deixis?<br />
Bleiben Zeit und Raum und das Egozentrum (Origo) wie früher?<br />
<br />
1.5. Neue Spielwiesen<br />
entstehen im Netz für Verbindung und Austausch<br />
zwischen verschiedenen Gebieten, zum Beispiel Technik,<br />
Wissenschaft und Kunst <br />
Aber auch der Kriminalität<br />
<br />
1.6. Zukunft<br />
<br />
Ich schreibe ein Gedicht <br />
Der Bildschirm spuckt mir Reime ins Gesicht<br />
Danach erkennt mich selbst mein Spiegel nicht<br />
Er sieht mich als vernetzte Wörter dicht an dicht<br />
und ist nur noch auf schönen Reim erpicht<br />
2. Thesen lang<br />
2.1. Was ist Poesie<br />
<br />
Ursprung der Sprache war der Austausch <br />
der Gefühle, Stimmungen, Gedanken...<br />
das Mitschwingen mit dem und den Anderen<br />
mit Liebsten, Verwandten, Kindern, Freunden, Feinden, Fremden...<br />
das Mit- und Gegeneinander, das Gegenüber <br />
Die Spiegelneuronen lassen uns mitempfinden<br />
was andere tun <br />
und teilnehmen an den Handlungen der Gemeinschaft<br />
ja sogar der ganzen Umwelt <br />
ein Zusammenspiel der Sinne <br />
Gestik, Mimik, Bewegungen, Duft, Geschmack<br />
Der Klang der Stimme, Betonungen der Wörter, der Satzmelodie<br />
oder Prosodie (von gr. pros odi = zum Gesang) <br />
<br />
Die Wörter springen auf die Zunge, <br />
in den Augenblicken des Gesprächs<br />
Und auch die Dinge um uns betrachten wir<br />
als gehörten sie dazu<br />
und zwar so, als stünden wir immer <br />
im Mittelpunkt von Raum und Zeit<br />
(Karl Bühler nannte diesen Mittelpunkt des Sprechers ´Origo´)<br />
oder versetzen uns in andere oder anderes<br />
so dass der Mittelpunkt dorthin wandert. <br />
<br />
Dadurch wird die Welt um uns <br />
die Umgebung gut und schlecht, <br />
lieb und tröstend, gefährlich und... <br />
als lebte sie<br />
Wetter, Wolkenlandschaften <br />
Farben, Elementarteilchen, Zahlen, das Universum...<br />
Wir beschreiben und erklären sie <br />
mit menschlichen Begriffen und Metaphern <br />
Zum Beispiel blüht am Fuße des Berges Augentrost<br />
und bittersüßer Nachtschatten<br />
Tränende Herzen sah ich gestern<br />
und tauchte in die “...Landschaft der Stringtheorie,<br />
geformt durch Berge und Täler, Mulden und Rinnen.”<br />
(Aus: Dieter Lüst: Ist die Stringtheorie noch eine Wissenschaft?<br />
in Spektrum der Wissenschaft, 05/09, S.37)<br />
<br />
Wir sehen und sprechen poetisch.<br />
Seht mich doch an:<br />
<br />
Ein Witz<br />
Ein Gedicht<br />
mein Gesicht<br />
im Licht<br />
Ein Blitz<br />
<br />
Grün und blau<br />
kräht der Pfau<br />
aus meinem Kopf<br />
der bunte Tropf<br />
und lacht <br />
Donner kracht<br />
<br />
Ein solcher Text lässt viele Landschaften entstehen.<br />
So wie das Spiel der Strings, der Saiten, <br />
vielleicht 101000 verschiedene Welten erzeugt, (falls die Theorie stimmt)<br />
mehr als das All Atome enthält,<br />
oder sogar unendlich viele Universen<br />
Ähnlich werden Laute Wörter und diese unendlich viele Texte.<br />
Und jeder eine Welt für sich.<br />
Noam Chomsky sagt:<br />
´Von jetzt ab werde ich unter einer Sprache eine (endliche oder unendliche)<br />
Menge von Sätzen verstehen, jeder endlich in seiner Länge und konstruiert<br />
aus einer endlichen Menge von Elementen.´<br />
<br />
2.2. Drei Stufen sprachlicher Techniken <br />
Die Sprache sprach zuerst mündlich, dann lernte sie aus Bildern <br />
das lautlose Sprechen, die Schrift, und probierte ihre Möglichkeiten.<br />
Bücher speichern Texte und Sprachen und können immer wieder mündlich werden.<br />
Auch das Bild lebt weiter in der Schrift, in Schriftarten,<br />
in Kalligrafie und visueller Poesie.<br />
Und jetzt nutzt sie den Computer und seine digitalen Fähigkeiten.<br />
Was ist das?<br />
Textautomaten?<br />
Die zum Beispiel daraus Tex tau tomaten machen.<br />
Und noch viel mehr?<br />
Anagrammprogramme bietet das Internet an<br />
Also künstliche Kunst- Texte?<br />
Es gibt aber auch interaktive Seiten, Hypertexte, literarische Salons...<br />
<br />
<br />
2.3. Poesie ins Netz<br />
Zwei Seiten eine deutsche und eine in spanisch als Beispiel:<br />
http://www.poetasdelmundo.com<br />
http://www.lyrikline.org/index.php?id=51&L=0<br />
Und auch meine Texte zur letzten MMK in Gelsenkirchen<br />
und noch mehr stehen im Netz<br />
http://www.informatik.uni-hamburg.de/bib/soergel/Texte/Ursprung.html<br />
<br />
Gefangen im Netz<br />
Ich kann die Augen nicht schließen <br />
Sie schauen und beobachten Sie sehen Poesie <br />
Ihre Energie verführt <br />
Gestern morgen flog ein Eisvogel über den See<br />
Der Irrgarten versank <br />
Eisvogel? <br />
Hier? über dem See? <br />
Im Text! <br />
Ich bin der Text <br />
<br />
ich füttere sie tag und nacht<br />
die unersättliche<br />
und nachher, <br />
ja kuckuck<br />
weg ist sie<br />
<br />
zum <br />
kuckuck!<br />
nochmal!<br />
<br />
2.4. Poesie im unendlichen Augenblick<br />
weltweit und immer abruf- oder auch hörbar<br />
in vielen Sprachen<br />
Mehr als man lesen kann<br />
Kurze Texte besser lesbar auf dem Bildschirm als lange<br />
Durcheinander gut und schlecht<br />
Leser entscheiden selbst was sie lesen<br />
Unterschied zu lebendigem Gegenüber<br />
Gestik und Mimik fehlen, aber die Schrift wird lebendig.<br />
Sie bewegt sich, zerfällt in Buchstaben, färbt sich, <br />
Und auch die Prosodie kommt zu Wort durch hörbare Texte.<br />
Seiten anderer Kulturen immer präsent<br />
<br />
2.5. Neue Spielwiesen<br />
Wissenschaft und Dichtung<br />
Künstler werden immer öfter zu wissenschaftlichen Tagungen eingeladen,<br />
denn sie und ihre Arbeiten regen neue Gedanken an.<br />
Werden Wissenschaftler, oder alle Menschen Dichter, Maler, Komponisten...?<br />
Tragen sie ihre Entdeckungen als visuelle und Laut- Poesie vor?<br />
<br />
Im Netz ist jeder unabhängig von Verlagen<br />
und kann selber Seiten gestalten<br />
Es gibt Blogs, Foren und<br />
literarische Salons leben wieder auf<br />
Teilnahme meist kostenlos<br />
<br />
Die Kraft der Sprache lebt auch im zeitverzögerten ´Gespräch´<br />
Wenn ich Gedichte einstelle und kommentiere<br />
oder meine Stimme ins Netz stelle<br />
und vielleicht nach Tagen ein Echo mich erreicht<br />
Das Netz ist immer und überall gleichzeitig<br />
Was wird aus Origo und Deixis?<br />
Bleiben Zeit und Raum und das Egozentrum (Origo) wie früher?<br />
Computerpoesie und digitale Literatur<br />
Hyper- bzw. Netztext im World Wide Web. <br />
werden täglich mehr<br />
Sie können sich bewegen<br />
leuchten im Licht der Pixel<br />
sind oft interaktiv und multimedial<br />
Von irgendwo auf der Erde kann sie irgendwer<br />
lesen und vielleicht weiterschreiben<br />
Sie fragen und antworten<br />
Sie sind flüchtig und gleichzeitig überall<br />
Sie tanzen verändern sich zerbrechen,<br />
versetzen sich in Sätze oder werden Bilder<br />
<br />
Aber auch die Kriminalität<br />
Gefangen im Netz<br />
rausgefischt, geklaut<br />
<br />
Der Text entsteht und verlöscht <br />
schreibt sich neu und wird Gestalt<br />
Er spaltet sich in einen virtuellen Programmcode/Matrix <br />
und einen Bildschirmtext im Augenblick <br />
den die Maschine schreibt (poiesis)<br />
Sie wird zum Instrument des Dichters<br />
<br />
(Poesie – aus griechisch poiesis –Machen Verfertigen Dichten<br />
zum Verb -poiein- machen verfertigen dichten)<br />
<br />
2.6. Zukunft<br />
Wird der Bildschirm ein Buch?<br />
Hauchdünn aber viele Seiten lesbar?<br />
Oder die Dichter treten (als Avatar wie in Second Life) selber aus dem Monitor<br />
und sprechen?<br />
Unendliche Welten der Poeten<br />
im Quantencomputer?<br />
Und mit verschiedenen Techniken<br />
Umwandeln der Sinneseindrücke<br />
in Bilder, Musik, Texte...<br />
Und ich bin, war, werde, würde, <br />
war geworden, könnte geworden sein<br />
Baumblätter, Buchstaben, Ameisen...<br />
Sie tanzen und ändern ihre Gestalt<br />
zu Wörtern <br />
Wolken ziehen<br />
Ein Augenblick <br />
Elefanten <br />
Täler, Berge, Flüsse<br />
Dämonen<br />
vieler Sprachen<br />
und zerreißen und verfliegen<br />
in Sätzen zu Sätzen <br />
im Tiefschlaf<br />
zu anderen Planeten<br />
<br />
Meinen Freund Omar Chayyam der vor tausend Jahren lebte <br />
und gern Wein trank treffe ich manchmal hier in einer Kneipe <br />
und auch im Netz. Wir stoßen an und unterhalten uns vergnügt:<br />
Ich frage: Was machst du mit Computern<br />
Er antwortet:<br />
<br />
Ich schreibe ein Gedicht <br />
Der Bildschirm spuckt mir Reime ins Gesicht<br />
Danach erkennt mich selbst mein Spiegel nicht<br />
Er sieht mich als vernetzte Wörter dicht an dicht<br />
und ist nur noch auf schönen Reim erpicht<br />
<br />
Computer erfinden rechnen und verdrehen<br />
Ihnen wachsen manchmal Zehen<br />
Hast du diesen Gnufrosch auch gesehen?<br />
´Forschung´ bisschen anders nur vernähen<br />
<br />
Den Computer will ich ordentlich erziehen<br />
sonst wird er aus unsrer Obhut fliehen<br />
und berauscht nur schlimmen Unsinn machen<br />
Er mutiert und wird zum bösen Drachen<br />
<br />
Als er das sagte, fragte ich:<br />
hast du Angst vor diesen Maschinen?<br />
<br />
Vor den Maschinen fürchte ich mich nicht<br />
Manche Menschen haben kein Gesicht<br />
Sie verstehen selten ein Gedicht<br />
und hören nur wenns Geld und Macht verspricht</div>ModAG44