Protokolle

Zusammenfassung für das Plenum

1. Wir haben uns - entgegen den ersten Vermutungen - nicht gefragt, wie der Computer auf Emotionen reagiert, sondern umgekehrt, mit welchen Emotionen wir auf welche Computer reagieren.
Wir entschieden uns exemplarisch eine Lernsituation, respektive die dabei auftretenden Gefühle zu betrachten. Zunächst planten wir eine konkrete Schnittstelle zu entwerfen. Wir diskutierten, welche Computerarten wir betrachten wollen und welche Gefühle.
2. Wir diskutierten, inwiefern Miteilungen von Emotionen begleitet sind, und dass das Medium sowohl auf Inhalte wie auf Emotionen neutral sein sollte.
3. Wir unterschieden eine Vielfalt von Gefühlen und eine Vielfalt von Gefühl auslösenden Situationen, die wir durch eine Dramaturgie in der Anwendung des Computers steuern wollen.
4. Ein wichtiger Aspekt schien uns die Organisation von Selbstkontrolle der Lernenden, die - wo sie gelingt - natürlich "positive" (falls es das gibt) Emotionen anstrebt.
5. Mit zur Selbstkontrolle gehört, dass Lernfortschritte visualisiert statt bewertet werden. Wenn der Computer den Lernenden lobt, ist das unseres Erachtens unglaubwürdig. Wenn der Computer Lernfortschritte darstellt - was arg kompliziert ist - wird er das Lernen unterstüzen.
6. Die Rolle des Computers ist Unterstützung nicht Lehrer, Partner. Wir erachten es weder als möglich, noch als notwendig, noch als sinnvoll in Computern mehr zu sehen. Die Emotionen bleiben bei den Menschen.

Etwas Selbstkritik:
Unser Resultat scheint unser Vorurteil (ein an der MMK verbreitetes Vorurteil) zu reproduzieren. Die Ausgangsfrage war eigentlich spektakulär, aber das Bedürfnis zu einem Resultat, oder vielmehr zu etwas "Praktischem" zu kommen, liess uns (vielleicht etwas zu) schnell (zu) pragmatisch werden.
Manchmal blitzte etwas von kühnen Ideen auf: Der Computer könnte ein Interface haben, das die Emotionen "darstellt", die übermittelt werden. Dies könnte in Analogie zum menschlichen Gesicht geschehen, dem man ja oft ansieht, was "es" sagt. Der Computer könnte lachen oder weinen, wenn er entsprechendes wiedergibt. Wir konnten in solchen Interface-Ideen aber keinen praktischen Sinn finden und haben sie deshalb immer schnell wieder verworfen.

Die andere im Raum schwebende Frage, ob Computer selbst Emotionen haben könnten/sollten, wollten wir von Anfang an nicht in Erwägung ziehen (dagegen haben wir zu stabile Vorurteile (schliesslich wurde auch Weizenbaum, quasi der Chef aller Vorurteile als Gastredner eingeladen).


Diese Sätze wollte ich im Plenum vortragen. Da aber AG "Virtuelle Obdachlose" vor uns im Plenum über "private" Homepages herzog, wollte ich meine "privaten" Eindrücke dort nicht zum besten geben. Ich sagte vielmehr, dass ich das Protokoll auf meine Homepage stellen würde.

Weizenbaum sagte 90% im Internet sei Schrott, die Homepage-AG sagte die privaten Homepages seien "Schrott", jemand aus unser Gruppe sagte, solche Protokolle würden im Internet niemandem dienen. Und ich stelle alles ins Internet, weil ich der Meinung bin, dass genau die im Internet Schrott finden, die Schrott suchen.


1. Sitzung

Vorstellungsspiel: Wer ist wer? Und wer hat welche Vorstellungen?
Ge-fühl ist ein Kollektivbildung von Fühlen
Beziehung ist ein Wort auf ung, Zustand und Beeinflussung
Vision für Mittwoch: Ergebnis: Berechenbarkeit, Vertrauen, Kontrollierbarkeit

Unsere Gruppe wird eine Beziehungskiste. Es gibt verschiedene Ideen zum Ausdruck "Beziehungskiste".

Wir wollen ein Interface produzieren, das als Spiegel (Reflexionsfläche) fungiert. Vorerst bleibt unklar, was gespiegelt werden soll.

Ich schlage die Unterscheidung zwischen Feeling und Emotion vor. Das ergäbe einen theoretischen Diskurs, der für das gewollte Interface kaum praktischen Nutzen hätte.

Wir einigen uns vorerst auf die Frage: Sollen Computer auf Emotionen reagieren?


2. Sitzung

Von welcher Art Interface oder Computer soll überhaupt die Rede sein? Sichten auf Computer: Funktinen, Bildhaftes aussehen, Werkzeug .... Roboter, Transponder, gewöhnlicher PC, universale Maschine ....

Wir reduzieren Computer auf: Vorstellungswelten auf der flachen Oberfläche. Was ärget mich an Bildschirm-Interfaces: Bedienbarkeit, Grundaufbau, Anwendungsoftware

Etwas Selbstkritik:
Was Computer sind, bleibt unausgesprochen (das ist für die MMK meiner Erfahrung nach typisch).


3. Sitzung

Was ist Kommunikation: Signal, Kommunismus, Gestik, verbal, Nachricht, Information, ... begriffliches Chaos. Ich schlage Systemtheorie zur Klärung vor, aber dazu müssten wir uns auf eine Systemtheorie einigen. Ich schlage die Kommunikatinstheorie von Shannon vor. Aber die hat mit dem, was wir diskutieren wollen, scheinbar nichts zu tun.

Wer kommuniziert mit wem? Kann man mit einer Maschine kommunizieren? Oder kommuniziere ich mit dem Programmierer, etwa wenn ich über Gates fluche, weil mein Windows abstürzt?

Eliza, Fiktion, KI, ...

Pragmatisch wissen wir natürlich was Kommunikation ist. Wir überlegen uns, wie sie am Bildschirm gestaltet werden sollte (das ist ja das eigetliche Thema der MMK, oder).

Etwas Selbstkritik:
Was Kommunikation heisst, bleibt unausgesprochen (das ist für die MMK meiner Erfahrung nach typisch).


4. Sitzung

Emotionen:


Aggression,
Wut,
Fürsorge,
Geborgenheit-
Verlassenheitsgefühle und
sexuelle Lust,
Freiheit,
Furcht,
Glück,
Verachtung,
Ekel,
Neugierde,
Hoffnung,
Enttäuschung und
Erwartung
Enttäuschung
Zufriedenheit
Sucht
Konzentration
Ruhe
Manie
Ruhe
Kontemplation
Rausch
Euphorie
flow
Angst
Interesse
Feedback
Ueberraschung
Freude
Begeisterung
Satt Uebersättigt
Verunsicherung
Aufmerksamkeit
Desorientierung
Sicherheit
Langeweile
Frust
Vorsicht
Senibilität
Spass
Zaghaftigkeit
Stolz
Respekt
Humor
Ansehen
Impotenz
Prestige
Hoffnung
Hilflosigkeit
Verlorenheit
Mut
Herzlosigkeit
Ehrlichkeit
Neid
Hartnäckigkeit
Reichtum
Zufriedenheit
Glaube(n)
Lachen
Kontrolle
Würde
Steuerung

In Lernsituationen (mit Computern):

Aerger über Störung, Disfunktionaltität, Lernnotwendigkeit
Freude über bestimmte Funktionen, neue Möglichkeiten, ....
Angst, Furcht über Zerstörung durch falsche Bediengung
Kontrollierbarkeit, das Gegenteil macht Frust
Persönliche Entwicklung (etwa weil der Computer, beispelsweise durch Hypertext eine bestimmte (assoziativ vernetzte Denkweise bewusst macht und unterstützt).
Wut, Trauer, Liebe, Eifersucht, Angst, Furcht, Aerger, Stolz,

Gefühle können vorausgesetzt verursachen, oder nachgesetzt ausdrücken (ein Zyklus ergibt sich sowieso).

Lob oder Selbsterfahrung von Lernen: Es gibt Aufgaben, bei welchen der Lernende selbst sehen kann, ob und wie gut sie gelöst sind und es gibt Aufgaben, bei welchen ein Lehrer (oder ein Computer) en Studierenden loben muss. Lehren versus Lernen: Motivations-Lob macht beim Lehren Sinn, Lehren kürzt den Prozess ab, aber der Belehrte kann das unterwegs nicht einsehen und deshalb kein Gefühl entwickeln, deshalb braucht es dort Ersatz-Motivation statt des Gefühls, das sich beim Lernen einstellt. Wenn dieses Lob vom Computer kommt (was es ja nie tut), müsste eine Form gefunden werden, die bewusst macht wer wen wofür lobt.

"Schach in 3 Zügen" als Aufgabentypus muss nicht von aussen beurteilt werden. Komplexere Aufgaben/Situationen kann man - wenn man kann - durch visualisierte Fortschrittskontrollen unterstützen: Wir haen leider noch keine Beispiele entwickelt.

Fazit:
Jetzt verstehen wir besser, warum so wenig über Gefühle und Emotionen geschrieben wird, es ist einfach zu komplex, man bekommt Komplexe.


4. Sitzung

Interface

Jemand zeichnet eine leeren "Bildschirm" - er sollte leer bleiben !!

Nochmals blitzen absurde Ideen auf, nochmals werden grundsätzliche Fragen angesprochen. Dann machen wir wieder konventionell weiter.

Wir vergleichen bekannte Ideen wie das WebCT mit Verbesserungsvorschlägen. Etwa im Forum: automatisiertes Blinken bei Neueinträgen sollte in Richtung Logbuch (relevante Informationen) entwickelt werden, zB nicht alle werden über neue Einträge informiert, sondern Interssengruppen, in die man sich einschreiben kann.

Da wir aber kein Interface entwickeln (was die Zeit ja auch gar nicht zulässt), können wir unsere Ideen auch nicht evaluieren, es bleibt zunächst ein Brainstorming


5. Sitzung

Wir sortieren nochmals unsere Gefühle:

Gefühle sind unverstandene Ansprüche ans Feeling
Gefühle sind immer mit Gedanken verbunden und werden durch Gedanken unterhalten
Gefühle sind primitiv - im Kleinhirn, nicht im Kortex
Gefühle sind Natur statt Kultur
keine Chancen auf Konsens, sowieso, auch wenig Chancen auf wenigstens Explizites.

Vertrauen ist zentral: Vertrauen versteht man als Negation von Vertrag. Moderne Pädagogik arbeitet mit Verträgen (die natürlich gerade keine sind). Ein Interface als Vertrag? oder als Ersatz für einen Vertrag?

Gefühle sind kontextabhängig. Deshalb müsste eine Lernumgebung kontextspezifisch sein: Wenn ich das erste Mal komme, muss sie mich aufheitern und verlocken (zB wie die Klammer (Hilfe bei Word)). Wenn ich wiederkomme, will ich diesen Unsinn nicht mehr. Lernen durchläuft Phasen, die sollten unterstützt werden, etwa durch eine Dramaturgie: Wir selektionieren/ordnen die Gefühle für ein Lerndrama. Jeder nennt zwei wichtige Gefühle, ein positives, das verstärkt werden sol, ein negatives, das abgeschwächt oder vermieden werden soll. Leider sehen wir positiv und negativ bliebig verschieden. Aber "wir" schreiben:

1 Vertauen,
1 Interesse,
2 Staunen,
2 Begeisterung
2 Lust,
3 Euphorie,
3 Flow,
3 Lachen
4 Stolz
4 Respekt

negativ
1 Angst
2 Langeweile
3 Entäuschung,
3 Desorientierung

Theater/Drama- Theorie als Verfahren (Storytelling - Leute)
Exposition Zusammenkommen
Verstärkung der Handlung Dialog
Höhepunkt Produktion
Auflösung Präsentation

Sinn der e-learnings-, Plattform... ist, dass der Lernende individuell bewirtschaftet werden kann. Die Plattform muss situativ reagieren, das erste Mal anders aussehen als später.


Der faktische Sinn liegt wohl auf der Seite der Lehre, nicht auf der Seite des Lernens.

Umgekehrt könnte der Lernende sich selbst bewirtschaften. Lernende brauchen Werkzeuge statt Produkte .....

In dieser Hinsicht finden wir leicht Konsens, leider verschwinden die Emotionen aus unserem Blickfeld, resp. sind rationalisiert, etwa als "Mitsprache"-Möglichkeit der Lernenden vorhanden. (Auch hier wiederholt sich ein MMK-Standard: Mitbestimmung ist gut, Software sollte mit Benutzern zusammen entwickelt werden, usw).

squeakland ist ein Beispiel (ich weiss leider nicht mehr wofür, es ist einfach eine von zigtausend Plattformen für Leute die HTM nicht lernen wollen).

Emotionen sind so kein Thema, weil sie im Diskurs immer rausfallen. Wir haben Emotionen (solange wir unentwickelt sind), aber können nicht nicht rational sprechen. Wenn wir Lehr/Lern-Situationen besprechen, tun wir es willentlich rational und empfinden Emotionen als Störungen - oder allenfalls als Anzeichen von Störungen im rationalen Diskurs.

Als Konsens bleibt die einfache Sache, die jenseits aller Interfaces stimmt und sich irgendwie emotional ist: "Begeisterung erfahre und erlebe ich, wenn ich selbst beurteilen kann - statt durch Fremdbeurteilungen eingestuft werde. Als Frage generieren wir (auch einen MMK-Standard): Wie können wir künftig (mit und ohne Interface und Computer) einen Lernprozess organisieren, den wir in dieser AG erlebt haben? Die AG war ein toller Prozess (was wir auch daran erkannten, dass die Zeit flog). Das Produkt der AG sind wir, auf dem Papier haben wir (so gut wie) nichts.


Letzte Runde des Rituals

Wer macht die Präsentation im Plenum? Wenn sich niemand findet, muss es der Moderator tun. Der Moderator ist aber dann nicht mehr da. Geht das überhaupt, eine AG ohne Modrator? Also wer meldet sich? Also wer sagt nicht laut, dass er nicht will? Also ich würde, wenn es überhaupt möglich wäre. Was möglich ist, ist Kunst. Wir haben den Künstler Hartmut Sörgel, er wird die Sache schmeissen und unsere AG am Applaus teilhaben lassen.