MMK 2000 AG 2: Sprachräume und Verstehen

Von

"Fühlen Sie sich im Arbeitsablauf bei den einzelnen Tätigkeiten (z.B. Anlegen eines Serienbriefs) durch die Software (das Programm) unterstützt?"

zu

"Gibt es bei der Durchführung der Aufgabe Hindernisse, Erschwernisse oder Unsicherheiten, die Sie der von Ihnen verwendeten Software zuweisen?"

 

Der EU-Beitritt Österreichs und die — aus ergonomischer Sicht — damit verbundene nationale Umsetzung der EG-Bildschirmrichtlinie brachten im Rahmen zweier nationaler Forschungsprojekte die Anforderung an die Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA), ein "benutzerfreundliches" software-ergonomisches Bewertungs- und Gestaltungsverfahren zu entwickeln. Das Ergebnis ist (war) EU-CON bzw. EU-CON II.

Da einer unserer Hauptansätze darin bestand, das Verfahren (resp. den Fragebogen) direkt am Bildschirmarbeitsplatz einzusetzen, war es notwendig, Fragen zu definieren, die "allgemein verständlich "[oder wie immer dieses Wortspiel beschrieben werden kann] sind. Das FORBA-Projektteam versuchte daher einerseits unterschiedliche Disziplinen (Informatik, Wirschaftsinformatik, Soziologie) zu vereinen, andererseits erhofften wir uns aus unserer Transfertätigkeit (Arbeit mit Betriebsräten, an Universitäten, ...) Sensibilität für divergierendes technisches Verständnis (z.B. im Bereich der Qualifikation) zu entwickeln sowie Rückmeldung bezüglich konkreter Fragen zu erhalten, zu deuten und gegebenenfalls auch in die Fragebogengestaltung einfliessen zu lassen. Die Überarbeitung des Leitfadens (Fragebogen, Informationspaket, Handbuch für Evaluateure und Gestalter) und damit der Schritt von EU-CON zu EU-CON II war das augenscheinlichste Merkmal dieser Aktivitäten.

Nichtsdestotrotz bleibt die Frage nach der Verständlichkeit von Fragen weiterhin offen. Gibt es "allgemein verständliche" Fragen bzw. deutet ein Umgehen von fachspezifischen Vokabular (das im Fragebogen absichtlich versucht wurde) auf mangelnde Kompetenz und damit fehlende Akzeptanz bei EDV-Fachabteilungen (die dieses Verfahren einsetzen sollen) ?

Das heisst, ist ein Akzeptanzproblem bei IT-SpezialistInnen zu orten, sobald sie mit "allgemein verständliche" Fragen zur Bildschirmarbeit konfrontiert werden, da nicht ihre Sprache gefunden werden konnte? Entwickeln ExpertInnen (IT, ErgonomInnen) eine Sprache die den Bezug zu ihren Aufgaben (in diesem Falle: Verbesserung der Arbeitsbedingungen an verschiedenartigsten Bildschirmarbeitsplätzen) verlieren läßt. Die Sprache, der sich zum Teil Normen der EN 29241 bedienen, zeigt diesen Zwiespalt: einerseits der Anspruch wissenschaftlich fundiert zu sein (siehe die jeweiligen Literaturverzeichnisse) aber andererseits der Anspruch EntwicklerInnen, KäuferInnen und User zu unterstützen? [eine Diskussion die im Fachnormenausschuss am Österreichischen Normungsinstitut, dem ich angehöre, immer wieder stattfindet]