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    Prof. Dr. Horst Völz (1930), 1946 Reparationsarbeiten für Rote Armee, 1954 Physikstudium, 1952 Rundfunkmechanikerabschluß, bis 1989 Akademie der Wissenschaften der DDR zu Berlin, 1969 Gründungsdirektor des Zentralinstitut für Kybernetik und Informationsprozesse (ZKI), 1992 Freie Universität Berlin, 1995 Ruhestand

    im Netz (viele Texte, Bücher)

    Anmerkungen

    Unglaubliche Geschichte - alleine schon anhand des youtube-Vortrages über Verstärker, der reinste Wahnsinn. Die Folien zum Vortrag

    Der Vortrag bringt auf den Punkt, wie Kybernetik durch Wissenschaftler (miss)verstanden wird:
    zunächst durch die Differenz beschreiben/erklären, wobei H. Völz "erklären" als aus Naturgesetzen ableiten


     

    Offener Brief

    Lieber Hr. Völz

    ich habe gerade Ihren Vortrag auf youtube angehört. Wenn ich recht sehe, ist er von 2011 und vielleicht sind Sie gar nicht mehr damit befasst. Aber ich bin es sehr – allerdings unter einer ganz anderen Perspektive, so dass sich mir ganz viele Ihrer Fragen (und Antworten) ganz anders stellen.

    Ich erlaube mir, Ihnen meine Beobachtungen vorzulegen. Vielleicht erkennen sie sich darin? Wenn nicht, und Sie hinreichend Musse haben, würde mich sehr freuen, wenn Sie antworten würden. Mit “Beobachtung” meine ich, dass ich die von Ihnen verwendeten Kategorien bezeichne. Das sagt zunächst mehr über mich aus als über Ihren Vortrag. Aber wenn es Ihnen gelingt, diese Kategorien zu kritisieren, dann machen Sie – in diesem Sinne – eine Selbstbeobachtung.

    Es geht also zunächst nicht darum, was ein Verstärker IST, sondern darum, wie wir darüber sprechen. Ich beobachte, dass Sie Kybernetik als Wissenschaft auffassen und deshalb gängige wissenschaftstheoretische Vorstellungen zur Darstellung des Verstärkers verwenden. Sie unterscheiden Beschreiben und Erklären und verwenden Erklären für "Ableiten aus Naturgesetzen". Eine kategorielle Alternative erkenne ich darin, Ihre Anfangsfrage von Ihrem Kollegen Hr. Ernst anders - konkreter oder technischer - zu verstehen. Die Frage lässt sich dann auf ein technisches Gerät - das Verstärker heisst - und auf dessen Funktionsweise beziehen.

    Beschreiben muss man das Gerät nur bedingt, weil es ja hergestellt vor einem steht. Erklären würde dann heissen, zu beschreiben, wie es funktioniert, resp. wie es konstruiert ist. Die "Natur"gesetze der Physik würden die implizite Rolle behalten, die das Funktionieren des Gerätes möglich machen. Kybernetik wäre in diesem Sinn eine Alternative zur hergebrachten Wissenschaft, in welcher eben nicht die Natur, sondern die Kultur begriffen wird.

    Eine sich daraus ergebende Möglichkeit ist etwa, das Wort "Verstärker" viel enger zufassen, als Sie es tun, aber im gegebenen Kontext zu bleiben. Verstärkt wird dabei nichts, sondern - wie Sie ja auch betonen - es wird eine kleine Energie dazu verwendet, eine grosse Energie zu steuern. Das ist der Witz jeder - konstruierten - Steuerung/Regelung. Nachdem dieses Prinzip technisch realisiert ist, kann der Kybernetiker das Prinzip auch in die Natur projizieren und so überall Verstärkung/Regelung sehen.

    Kybernetik "erklärt" dann natürliche Phänomene nicht wie die Physik durch Naturgesetze, sondern durch Konstruktionen, die das Phänomen erzeugen.

    Um es nochmals zu sagen, es geht darum, mit welchen Kategorien wir die Sache anschauen. Und davon abhängig ist natürlich, was wir wie sehen. Mit meinen Kategorien ist die Kybernetik eine Art (Kunst) des Erklärens, die es erlaubt, entsprechende Maschinen auch zu bauen.

    Von diesen Erwägungen ist natürlich auch der Informationsbegriff betroffen. Information ist dann nicht etwas Drittes neben den naturwissenschaftlichen Konzepten Materie und Energie, sondern ein kybernetisches Konzept, dass sich in der Verstärkung/Regelung zeigt: Information ist Energie, die zur Steuerung von Energie verwendet wird. Das entspricht auch der Redeweise von G. Bateson: ein Unterschied, der einen Unterschied macht. Und es trifft auch auf alle Ihrer Beispiele zu - in meiner Sicht. Ich sehe gut, dass Sie einen viel allgemeineren Fall behandeln als ich. Ich glaube aber, dass auch die von mir vorgeschlagenen Kategorien das möglich machen würden.

    Ich bin gespannt, was Sie von diesen Kategorienwechsel halten.

    Herzliche Grüsse
    Rolf Todesco


     
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