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R. Stichweh ist Prof. für Soziologie in Luzern und Schüler von N. Luhmann.


[ über Wilson und Evolution ]

Ein Interview über die Evolutionstheorie in den Sozialwissenschaften

N. Luhmann sei einer der ersten (und bislang unter wenigen) gewwesen, der die Evolutionstheorie in die Sozialwissenschaft gebracht habe, nachdem diese wegen den Verfehlungen "Sozialdarwinismus und Eugenik" lange Zeit tabu war, obwohl C. Darwin den Bezug bereits gemacht habe.

Alle "Darvinismen" würden Elemente beschreiben, die konkurrieren und Reproduktionserfolg haben wollen. Wenn man die Elemente als Menschen begreife, werde es sozialdarwinistisch. Die entscheidende Frage sei, wie das Element gewählt werde. Die Elemente müssten beispielsweise Normen, Regeln, Kommunikationen oder Organisationen sein, dann drohe die Gefahr zum Sozialdarwinismus nicht.

RT: Die Formulierung "Elemente, die etwas wollen" ist evolutionstheoretisch schräg. Menschen wollen, aber die Evolution und ihre Elemente wollen nichts. In der Evolutionstheorie geht es gerade NICHT um Konkurenz, aber wohl in allen Darwinismen.

Am Beispiel Wissenschaft könne man die verkürzte Luhmann-Auffassung "Variation, Selektion, Stabilisierung" darstellen. Jeder Textbeitrag in der Wissenschaft sei eine Variation dazu, wie die Welt gesehen werden müsste. Die meisten Beiträge würden aber negativ selektioniert, meistens dadurch, dass sie gar nicht wahrgenommen würden. Einige Hypothesen fänden Beachtung und würden widersprochen und kämen so in die Wissenschaft . Wenn eine These dann Bestand habe, werde sie im Sinne von Popper zu Wissen, das aber erst noch in ein übergeordnetes Gesamtwissen intergriert werden müsse. Dieser Prozess sei das, was in Luhmanns Triade als bezeichnet werde.

Soviel zu Luhmann, dann die Entwicklungen der Evolutionstheorie, die Luhmann verpasst habe.

Eine wichtige Unterscheidung von Hull sei Interaktor / Replikator. Der Mensch beispielsweise ist ein Interaktor, aber der Replikator ist sein Genom, also ein kleiner Teil des Menschen.

RT: Das Beispiel r-hematisiert den Menschen als Element der Evolution, t-hematisiert aber biosoziologisch (Dawkins) das Gen, das selbstsüchtig etwas will.

Evolution sei eigentlich eine Theorie für über lange Zeiträume laufender Strukturwandel von Systemen. N. Luhmann hätte aber genau dafür bereits eine andere Theorie gehabt, nämlich eine Differenzierungstheorie. N. Luhmann hätte fast ausschliesslich mit historischer Empirie gearbeitet und dabei immer die Differenzierungstheorie verwendet, also für die Evolutionstheorie gar keine Verwendung gehabt.

Eine andere wesentliche Unterscheidung von Ernst Mayr, den Luhmann hätte kennen können/müssen, weil er in der Biologie der 40er Jahre ausserordentlich wichtig war, sei Mikro / Makro-Evolution. In der Mikro-Evolution ginge es um die Adaption eines Einzelwesens unter Umweltdruck, ein Vogel (oder ein Mensche) komme etwa per Schiff in eine neue Umwelt und passe sich dort an.

RT: In der Evolutionstheorie geht es gerade NICHT um Anpassung, aber wohl in allen Darwinismen

In der Makro-Evolution verändert sich eine ganze Popultion etwa durch Isolation, etwa aufgrund eines Kontinentbruches oder einer Gebirgsaufwerfung.

RT: Zu diesem Mechanismus sagt Stichweh hier nichts weiter.

In der Soziologie könne man Evolution für den Mikrobereich verwenden und die Differenzierungstheorie für den Makrobereich, wobei die Segmetierungsansätze der Soziologie nicht hinreichend komplex und zu statisch seien.

RT: Darüber würde ich lieber nochmals gut nachdenken

Neues Thema:

Kreationismus: Es sind eher die Evangelischen als die Katholiken. Es handelt sich um eine Konkurenz zwischen den Funktionssystemen Religion und Wissenschaft.

Neues Thema:

Wegen Darwin würden wir damit leben können, das wir nicht die Krone der Schöpfung seien (das versteh ich bei Darwin allerdings gerade NICHT so). Stichweh spricht von Enttäuschung, wo ich von Kränkungen des Verstandes spreche. Er ist froh, dass wir ent-täuscht worden sind (ich glaube ohne das Wortspiel zu erkennen)


 
[ Simplifikation des Sozialen, FAZ ]
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[ zur Übersterblichkeit im Sinne einer wissenschaftlichen Schätzung ]
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