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Literatur

Hyperfiction. Hyperliterarisches Lesebuch
 

zitiert in:

Zur Person

     

Prof. Dr. phil.: Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Zürich. Arbeiten zur Literatursoziologie und Rezeptionstheorie, zum literarischen Kanon und zur Kanontheorie, zur Komödientheorie und Theorie des Lachens und Humors, zur Schweizer Literatur und Kultur sowie zur Interkulturalität deutschsprachiger Literatur.

Anmerkung

Wintersemester 97/98 Seminar: Michael Böhler (Germanistik): "Oraliteralität". Von Wandersagen zum Hypertext. Konzepte des dynamischen Texts in Populärkultur und Intertextualitätstheorie
Wie im Titel angedeutet, will das Seminar Fragestellungen aufgreifen, die Literaturwissenschaft wie Volksliteratur und Populärkultur gleichermaßen betreffen: Seit Marshall McLuhans berühmt gewordener These der Herausbildung eines «Global Village» im Gefolge der elektronischen Medienentwicklungen sind althergebrachte Unterscheidungen zwischen moderner Schriftkultur und oralen Traditionskulturen brüchig und die Grenzen zwischen Oralität und Literalität fließend geworden. Ein weiterer Entwicklungsschritt eines ebenso radikalen wie rasanten Kulturwandels zeichnet sich mit der Ausbreitung des Prinzips von Hypertext und Hypermedien im Internet wie auf andern elektronischen Datenträgern ab, indem dadurch tiefeingewurzelte Vorstellungen von Textualität als einer linearen, in sich geschlossenen, subjektzentrierten Zeichenstruktur fragwürdig geworden sind – und dies wiederum berührt sich mit der Problematisierung des Autorbegriffs und den Konzepten von Polyphonie und Dialogizität in neueren Diskussionen der Intertextualitätstheorie.
Als Ausgangspunkt zur Herstellung einer gemeinsamen Diskussionsgrundlage soll Walter J. Ong‘s inzwischen zu einem Standardwerk gewordene Abhandlung über Oralität und Literalität dienen. Daran anschließend können verschiedene Fährten verfolgt werden, die freilich alle einen gemeinsamen Brennpunkt in der Frage nach vergleichbaren bzw. unterschiedlichen Strukturen von nicht-linearen, dynamischen Texten, ihrer Genese, Verbreitung und Transformation haben sollen: Literarische Hypertexte im Internet – hypertextuelle Präfigurationen im Printmedium – traditionelle Wandersagen und "Urban Legends" – Text/Leser-Verhältnisse im Internet und in der Intertextualitätstheorie.
Textgrundlage:
• Walter J. Ong: Orality & Literacy. The Technologizing of the Word. Routledge: London/New York 131996.
• Ferner: Reader mit weiteren Auswahltexten und bibliographischen Hinweisen.


 
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