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Weiss, Peter Die Ermittlung Oratorium in 11 Gesängen. 149 g. 232 S. 9. A. 2000. Edition Suhrkamp-Tb. (616). Suhrkamp Taschenb. Kartoniert. SFr. 17.00 Bestell-Nr. 5384010 ISBN 3-518-10616-3 Mehr zum Thema -Theaterstücke (div.) Teilkatalog - Belletristik - Taschenbücher Leseprobe Gesang von der Rampe RICHTER: "Herr Zeuge Sie waren Vorstand des Bahnhofs in dem die Transporte einliefen Wie weit war der Bahnhof vom Lager entfernt" ZEUGE I: "2 Kilometer vom alten Kasernenlager und etwa 5 Kilometer vom Hauptlager" RICHTER: "Hatten Sie in den Lagern zu tun?" ZEUGE I: "Nein. Ich hatte nur dafür zu sorgen, daß die Betriebsstrecken in Ordnung waren und daß die Züge fahrplanmäßig ein- und ausliefen" RICHTER: "In welchem Zustand waren die Strecken?" ZEUGE I: "Es war eine ausgesprochen gut ausgestattete Rollbahn" RICHTER: "Wurden die Fahrplananordnungen von Ihnen ausgearbeitet?" ZEUGE I: "Nein. Ich hatte nur fahrplantechnische Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Pendelverkehr zwischen Bahnhof und Lager durchzuführen" RICHTER: "Dem Gericht liegen Fahrplananordnungen vor die von Ihnen unterzeichnet sind" ZEUGE I: "Ich habe das vielleicht einmal vertretungsweise unterschreiben müssen" RICHTER: "War Ihnen der Zweck der Transporte bekannt?" ZEUGE I: "Ich war nicht in die Materie eingeweiht" RICHTER: "Sie wußten, daß die Züge mit Menschen beladen waren" ZEUGE I: "Wir erfuhren nur, daß es sich um Umsiedlertransporte handelte die unter dem Schutz des Reichs standen" RICHTER: "Über die vom Lager regelmäßig zurückkehrenden Leerzüge haben Sie sich keine Gedanken gemacht?" Informationen zum Autor/zur Autorin Peter Weiss geboren am 8. November 1916 in Nowawes bei Berlin, starb am 10. Mal 1982 in Stockholm. 1987 erhielt er posthum den Georg Büchner-Preis. Zwischen Dezember 1963 und August 1965 fand in Frankfurt am Main der Auschwitz-Prozeß statt, in dem die für das Funktionieren der Vernichtungsmaschinerie Verantwortlichen vor Gericht standen. Peter Weiss hat in seinem 1965 gleichzeitig an 15 Orten uraufgeführten dokumentarischen Theaterstück die Fakten über diese Hölle auf Erden, die im Prozeß zur Sprache kamen, in Gesängen gestaltet: Gesang von der Rampe, Gesang vom Lager, Gesang vom Bunkerblock. In ihnen wurden Täter und Opfer miteinander konfrontiert, und auf diese Weise wird, gerade durch den Verzicht der Rekonstruktion individueller Erlebnisse und die Betonung der funktionalen Aspekte, das Grauen dieser Tötungsfabrik deutlich. Zugleich wird die Möglichkeit gezeigt, daß sich ähnliches wiederholen könnte, und die Notwendigkeit, dies zu verhindern. Anmerkungen von ...

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