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von Bertalanffy, Ludwig: .. aber vom Menschen wissen wir nichts. Düsseldorf, Econ, 1970. 1. A. 246 S. (original: Robots, men and minds (1967): Psychology in the modern world ; [Based upon the Heinz Werner inaugural lectures, presented at Clark University, Jan. 13 and 14, 1966]

"Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit der Psychologie der modernen Welt".
Ein alter Naturwissenschaftler macht Philosohie, die er als Wissens-Soziologie bezeichnet!!
Er schreibt 1967, dass eine "ganzheitliche" (systemtheoretische!) Psychologie fehle!
 

Das Hauptproblem beobachtet er darin, dass "unsere" Moral einem kleinen Nomadenvolk entstammt und für unserer gesellschaftlichen Institutionen in keiner Weise passt. Für "juristische" Personen gelten ganz andere Gesetze als für Personen.
Wie er über juristische Personen spricht, scheint ihm gottgegeben, wie seine Sprache insgesamt. Er spricht als Autor und er spricht von sich als Autor.

In diesem Buch zieht L. von Bertalanffy Bilanz. Unter anderem beklagt er sich sehr darüber, dass seine Leistungen nicht hinreichend gewürdigt wurden und er freut sich, dass die Kybernetik letztlich auch kein Erfolg war. ("Der Tod [seines Erzfeindes] N. Wiener gibt Gelegenheit festzustellen, dass dieser heroische Traum ausgeträumt ist" S. 122). Er zeigt aber auch brutal deutlich, dass er sich nie um Kybernetik gekümmert hat:

"Kybernetische Systeme [..] sind "geschlossen" im Hinblick auf Austausch von Materie mit der Umgebung; sie sind "offen" nur für Information" (S. 120).

Das schreibt L. von Bertalanffy 10 Jahre nach dem W. Ashbyin seiner Einführung in die Kybernetik geschrieben hat: "Tatsächlich könnte man Kybernetik definieren als Erforschung von Systemen, die offen für Energie, aber geschlossen für Information, Regelung und Steuerung sind, - von Systemen, die 'informationsdicht' sind".

L. von Bertalanffy nimmt auch in vielen Hinsichten die Theorie von N. Luhmann vorweg. Er beschwört das Unsagbare der Multivariabilität, die mit kausalen Ursachen der Kybernetik nicht erreicht werden könne.
Er beruft sich auf Mythos der Maschine von L. Mumford, wo er die Evolution der Sprache den Menschen zurechnet. Wie viel später N. Luhmann sagt er, dass für das Menschsein die Sprache eine viel wesentlichere Rolle spiele als die Werkzeugherstellung. (S. 214)
L. von Bertalanffy argumentiert als Biologe. Der herstellende Mensch spielt ihm keine Rolle.