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Tze, Sun: Die dreizehn Gebote der Kriegskunst

München 1972, Rogner & Bernhard

EIN BERICHT ▄BER SUN TZE NACH DEN 'GESCHICHTLICHEN AUFZEICHNUNGEN' DES SS'MA TJ─N.

Der Fürst Ho-lu, Herrscher des Teilfürstentums Wu, für den Sun Tze die 'Dreizehn Gebote der Kriegskunst' verfasst hatte, wandte sich an Sun Tze:

'Ich habe dein Werk über die Kriegskunst gelesen, und es hat mir gefallen', sagte Ho-lu, 'aber einige deiner Thesen erscheinen mir überaus schwierig und fast unausführbar. Sage, könntest du persönlich sie befolgen?'

'Herr' sagte Sun Tze, 'alles was in meinem Buche erwähnt wurde, habe ich in der Tat schon erprobt. Hätte ich nur die Macht, ich würde darangehen, aus jedem beliebigen Menschen einen guten Krieger zu machen.'

'Ich verstehe', erwiderte der Herrscher, 'das alles kann man leicht mit mutigen, gebildeten und umsichtigen Menschen erreichen; jedoch bei weitem nicht alle entsprechen diesen Bedingungen.'

'Für mich ist das ohne Bedeutung', erwiderte Sun Tze, 'ich sagte schon, dass ich jeden ausbilde, wie er auch sei.'

'Deiner Meinung nach', fuhr der Herrscher fort, 'vermöchtest du sogar Frauen Kühnheit einzuflössen und aus ihnen vorbildliche Krieger zu machen.'

'Ja, Herr', antwortete Sun Tze mit Festigkeit, 'und ich bitte Eure Majestät, an meinen Worten nicht zu zweifeln.'

Der Herrscher, der aller üblichen Unterhaltungen des Hofes überdrüssig war, sah darin eine neue Unterhaltung und befahl, die Frauen seines Hofes zu rufen. Es versammelten sich einhunderachtzig.

'Nun wollen wir sehen, ob du dein Wort hälst', sagte der Herrscher lächelnd. 'Ich ernenne dich zum Heerführer dieser neuen Truppen. Mein Hof steht zu deiner Verfügung; duch kannst nach deinem Gutdünken einen Platz für die ▄bungen auswählen. Wenn sie genügend ausgebildet sind, lass mich es wissen, und ich werde kommen, um ihre Geschicklichkeit und dein Können zu beurteilen.'

Obgleich Sun Tze die ganze Lächerlichkeit seiner Lage erkannte, war er nicht entmutigt, im Gegenteil, er tat so, als sei er überaus befriedigt über die ihm erwiesene Ehre.

'Ich haft für sie, Herr', sagte er mit ▄berzeugung, 'und ich hoffe, dass Ihr in kürzester Zeit mit mir zufrieden sein werdet und Euch davon überzeugen könnt, dass Sun Tze nichts verspricht, was er nicht zu halten vermag' "" (43f).

Sun Tze beginnt mit den ▄bungen, in dem er den Frauen gezielte Anweisungen gibt, wie sie seine Befehle zu befolgen habe. Da sie ihn zwar verstehen, aber nicht ernst nehmen, d.h. den Befehl verweigern, lässt er die zwei Frauen, die er den zwei gebildeten Abteilungen vorgestellt hat, durch iher Abteilungen töten. Der Herrscher, der alles verfolgt hat, gibt Sun Tze durch einen Boten zu verstehen, dass er die beiden Frauen, die zu seinen Liebsten gehören, am Leben lassen soll.

'Geht und sagt dem Herrscher', erwiderte er, 'dass Sun Tze ihn für zu weise und gerecht hält, als dass er so schnell seine Befehle ändern könnte. (...) Er hat mich beauftragt, einhundertachtzig Frauen in der Kriegskunst zu unterweisen, er hat mich zu ihrem Vorgesetzten ernannt, das übrige liegt in meinen Händen. Sie haben mir nicht gehorcht, so werden sie sterben.'

Und ungeachtet des erhaltenen Befehls tötete er die beiden Frauen, berief andere auf ihren Platz und befahl, die Trommel zu schlagen. Die Frauen führten alle Befehle geschlossen und richtig aus; keine lachte mehr, und keine versäumte auch nur einen Ton der Trommel.

Sun Tze wandte sich an den Boten und sprach:

'Teilt dem Herrn mit, dass die Frauen ausgebildet und diszipliniert sind. Sie sind bereit, ihre Fähigkeit zu demonstrieren, sie erfüllen jeden beliebigen Befehl und folgen mir durch Feuer und Wasser.'

Der Fürst antwortete, dass er nicht den Wunsch habe, die ausgebildeten Frauen zu inspizieren.

Ho-lu sah, das Sun Tze einer von denen war, die wissen, wie man eine Armee anfassen muss. Er ernannte ihn zum Heerführer siner Truppen"" (46).

Kennst du den Gegner und kennst du dich, so magst du hundert Schlachten schlagen, ohne dass eine Gefahr besteht; kennst du dich, aber nicht den Gegner, so sind die Aussichten auf Gewinn oder Verlust gleich; kennst du weder dich noch ihn, so wirst du in jeder Schlacht geschlagen werden"" (Klappentext).","Befehl,","","Tze, 1972"

Anmerkungen von ...

Materialien

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