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Todesco, Rolf (1994, 2010): Die Konstruktion der Paradoxie.

Anmerkungen

Überarbeiteter Vortrag im Seminar Ethik & Informatik , mit H. von Foerster, 1994


Hinweise

Da ich gerade nochmal "Para-" von Thomas Schestag lese, kommen mir zum Begriff der Paradoxie etymologische Erwägungen in den Sinn: Schestag spricht beim Präfix para- (nahe, bei) von einer "unberechbaren Nähe", einem regellosen ZU-einander von Zweien, das noch nicht die statischeStabilisierung eines "anti-" erfahren hat. (para ist nicht oder noch nicht anti). Wenn es ein GEGEN ist, dann eher das Gegen einer Gegend oder einer Begegnung. (Ähnliches ließe sich auch über das DIA- des Dialog-Begriffs sagen. Es beschreibt eine Konstellation in der sich zwei (due) in einem Verhältnis befinden, in dem, bis zur Ununterscheidbarkeit, das eine durch(dia) das andere erst erscheint.)
Paradoxie also vorschnell als "gegen die Lehre" zu lesen, und das GEGEN dabei als ein anti-, verschenkt mir zuviel von der Elastizität, die im Begriff liegt. Die Paradoxie ist BEI der Doxa, aber es ist nicht genau zu sagen, ob sie ihr opponiert oder sie vielmehr auf durchtriebene Weise bestätigt.
Doxa, das Wort, welches dann in der griechisch-orthodoxen Tradition jenes bezeichnete, was im lateinischen mit Gloria übersetzt wurde, nämlich die Herrlichkeit, der ruhmreiche SCHEIN Gottes, muß nicht notwendigerweise bereits die Lehre bezeichnen, als ein Sammelsurium von erklärenden Axiomen und Glaubensartikeln sondern primär den Schein, die Art, wie die Dinge sich quasi selbst-erklärend offerieren und präsentieren. Exakt also die Stelle der Unbestimmbarkeit, der Ununterscheidbarkeit zwischen Explanandum und Explanans.

Das andere spannende Moment deines Aufsatzes wäre (durch den Schwerpunkt auf Zenons Paradox) der Tomismus (im Gegensatz zum Atomismus): die Lehre von der unendlichen Teilbarkeit des Unteilbaren.

Grelling-Heterologie noch fehlt


Weitere Hinweise

Im Alten Testament findet sich eine noch verallgemeinerte Form (Psalm 116,11) "Ich sprach in meiner Bestürzung: Alle Menschen sind Lügner!"


Die Grundlage für das scheinbare Paradoxon steht im Neuen Testament, Titus 1,12:
- Dementsprechend wurde die Aussage auch gegen die Kreter verwendet. In der Bibel schreibt Paulus von Tarsus im Brief des Paulus an Titus 1,12: "Es hat einer von ihnen gesagt, ihr eigener Prophet: 'Die Kreter sind immer Lügner, böse Tiere und faule Bäuche'. Dies Zeugnis ist wahr.''
Hier wird das Zitat, welches von Clemens von Alexandria (150-215 n.Chr) dem Kreter Epimenides (6./7.Jh. v.Chr.) zugeschrieben wurde, erstmals in den Zusammenhang gestellt, dass das Zitat selbst von einem Kreter stammt.

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