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Tiwald, H.: Psycho-Training im Kampf- und Budo-Sport: Zur theoretischen Grundlegung des Kampfsportes aus der Sicht einer auf dem Zen-Buddhismus basierenden Bewegungs- und Trainingstheorie, Ahrensburg bei Hamburg 1981, Verlag Ingrid Czwalina, Bd. 38 Sportwissenschaft und Sportpraxis. (ETH-BIB P 515 729: 38 EX. A

EINLEITUNG

Unterscheidung verschiedener Sportarten

- einfache resultatorientierte: z.B. Leichtathletik, Schwimmen

- einfache verlauforientierte: z.B. Geärteturnen, Eiskunstlauf

- komplexe verlauforientierte: z.B. Sportspiele und Kampfsport

I DIE LEHRE BUDDHAS - RELIGION ODER PSYCHOLOGIE

1 Aspekte buddistischer Psychologie

2 Die verschieden Formen der Meditation aus der Sicht des japanischen Zen

3 Das Bild des Buddhismus in Europa

Kritik, dass die Lehre Buddas durch falsche Interpretation zur Modereligion verkommen ist.

4 Die Lehre Buddhas ist keine Religion

5 Indiens Experimente mit dem Bewusstsein

6 Zen und der Tao te King des Lao Tse

II ZUR PSYCHOLOGIE DES KAMPFSPORTES

1 Kampf ist nicht geleich Aggression

2 Im leistungsorientierten Kampsport ist kein Platz für Aggressivität

3 Kampf und Aggression sind zweierlei

4 Die geistigen Grundlagen des Budo-Sports sind kein veredelndes Beiwerk, sondern

die Grundlage der Leistungsoptimierung

5 Kann ein Sport mit Schmerzrisiko überhaupt menschlich sein?

6 Kampf darf nicht Selbstzweck sein

7 Die Sache selbst verstehen durch unermüdliches ▄ben

8 Den eigenen Ist-Stand kennenlernen und akzeptieren!

9 Wer nicht zielt der lernt treffen

10 Formen der Aufmerksamkeit

11 Die Bedeutung des Atmens

12 Das Problem der Form im Budo-Sport

13 Training der Geistesgegenwart

14 Prinzipien der Gelassenheit

III AUSBLICK

1 Budo- oder Mudo-Sport

2 Zur Unterschiedlichkeit der sog. Budo-Sportarten

3 Budo und Judo in den abendländischen Leibesübungen

4 Zum Psycho Training im Budo-Sport

5 Schau-Kampf und Wett-Kampf - Die Perversionen des Kampfes als Wurzeln des ""Sports""

"Fürst Huis Koch war damit beschäftigt, einen Ochsen aufzuschneiden. Jeder Schlag seiner Hand, jedes Heben seiner Schultern, jeder Tritt seines Fusses, jeder Stoss seines Knies, jedes Zischen des gespaltenen Fleisches, jedes Sausen des Beiles, alles war in vollkommenem Einklang, - gegliedert wie der Tanz des Maulbeerhains, zusammentönend wie die Klänge des Khingschau. 'Wohlgetan!' rief der Fürst. 'Dies ist wahrlich Kunstfertigkeit!'

'Dein Diener', antwortete der Koch, 'hat sich dem Tao ergeben. Das ist besser als Kunstfertigkeit. Als ich zuerst Ochsen aufzuschneiden begann, sah ich vor mir ganze Ochsen. Nach dreijähriger ▄bung sah ich keine ganzen Tiere mehr. Und jetzt arbeite ich mit meinem Geist und nicht mehr mit meinem Auge. Wenn meine Sinne mich innehalten heissen, aber mein Geist mich weiter antreibt, finde ich meinen Rückhalt an den ewigen Grundsätzen. Ich folge den Íffnungen und Höhlungen, die gemäss der natürliche Beschaffenheit des Tieres da sein müssen. Ich versuche nicht Gelenkknochen zu durchschneiden, geschweige denn grosse Knochen. Ein guter Koch wechselt sein Beil einmal im Jahr, - weil er schneidet. Ein gewöhnlicher Koch wechselt es einmal im Monat - weil er hackt. Ich aber führe dieses Beil seit neunzehn Jahren, und obgleich ich viele tausen Ochsen aufgeschnitten habe, ist seine Schneide, als käme sie frisch vom Wetzstein. Denn an den Gelenken sind stets Zwischenräume, und da die Schneide eines Beiles ohne Dicke ist, tut dies allein Not, sie in solch einen Zwischenraum zu fügen. Hierdurch wird der Zwischenraum erweitert, und die Klinge findet Ortes genug. So habe ich mein Beil neunzehn Jahre lang erhalten, als käme es frisch vom Wetzstein. Dennoch, wenn ich an einen harten Teil gerate, wo die Klinge einem Hindernis begegnet, sammle ich mich mit Vorsicht. Ich hefte meine Augen daran. Ich halte meine Hand zurück. Sanft lege ich meine Klinge an, bis der Teil mit einem dumpfen Laute nachgibt, wie Erdklumpen, die niedersinken. Dann nehme ich mein Beil heraus, und erhebe mich, und blicke mich um, und stehe still, bis ich endlich mit der Miene des Triumphes mein Beil abtrockne und es sorgsam beiseite tue.'

'Wohl gesprochen!' rief der Fürst. 'Aus den Worten dieses Kochs habe ich gelernt, wie ich für mein Leben Sorge zu tragen habe'. (Buber 1922, 9ff)" (ebd.).

"Bereits Kleist sagt in seinem Beitrag 'Von der ▄berlegung': 'Man rühmt den Nutzen der ▄berlegung in alle Himmel; besonders der kaltblütigen und langwierigen, vor der Tat ... Die ▄berlegung, wisse, findet ihren Zeitpunkt weit schicklicher nach, als vor der Tat. Wenn sie vorher, oder in dem Augenblick der Entscheidung selbst, ins Spiel trifft, so scheint sie nur die zum Handeln nötige Kraft, die aus dem herrlichen Gefühl quillt, zu verwirren, zu hemmen und zu unterdrücken; dagegen sich nachher, wenn die Handlung abegtan ist, der Gebrauch von ihr machen lässt, zu welchem sie dem Menschen eigentlich gegeben ist, sich nämlich dessen, was in dem Verfahren fehlerhaft und gebrechlich war, bewusst zu werden und das Gefühl für andere künftige Fälle zu regulieren. Das Leben selbst ist ein Kampf mit dem Schicksal; und es verhält sich auch mit dem Handeln, wie mit dem Ringen. Der Atleht kann, in dem Augenblick, da er seinen Gegner umfasst hält, schlechthin nach keiner anderen Rücksicht als nach blossen augenblicklichen Eingebungen verfahren; und derjenige, der berechnen wollte, welche Muskeln er anstrengen und welche Glieder er in Bewegung setzen soll, um zu überwinden, würde unfehlbar den kürzeren ziehen und unterliegen. Aber nachher, wenn er gesiegt hat oder am Boden liegt, mag es zweckmässig und an seinem Ort sein, zu überlegen, durch welchen Druck er seinen Gegner niederwarf, oder welch ein Bein er im hätte stellen sollen, um sich aufrecht zu erhalten. Wer das Leben nicht, wie ein solcher Ringer, umfasst hält und tausendgliedrig, nach allen Windungen des Kampfes, nach allen Widerständen, Drücken, Ausweichen und Reaktionen, empfindet und spürt: der wird, was er will, in keinem Gespräch durchstehen; viel weniger in einer Schlacht'. (H. v. Kleist 'Von der ▄berlegung - Eine Paradoce' in: 'Aus den Berliner Abendblättern')" (99).

"Auf einem Spaziergang sahen Po-chang und Meister Ma-tsu ein paar Wildgänse vorbeifliegen. Da fragte Ma-tsu: 'Was ist das?' 'Es sind Wildgänse', antwortete Po-chang. Darauf Ma-tsu: 'Wohin fliegen sie?' 'Sie sind bereits weggeflogen!' antwortet Po-chang. Unvermittelt packte daraufhin der Meister seinen Schüler Po-chang an der Nase und drehte sie, so dass Po-chang vor Schmerz laut aufschrie, und brüllte: 'Wie können sie jemals weggeflogen sein?' (Watts, 1961, 153), (63) ,Budo, Zen, Tiwald, 1981

Anmerkungen von ...

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