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Vortrag Autopoietischer Kreis

Ueber Literatur

In einem Roman sehe ich Geschichten, die sich kreuzen.

Wenn jemand sagt, dass er eine Geschichte erzählt, glaube ich alles, wenn jemand sagt, dass er keine Geschichte erzählt, glaube ich nichts.

Ich erzähle hier einen Roman, also nur und ausschliesslich Geschichten, die sich nur kreuzen, weil ich sie zusammen erzähle.

Wenn ich merke, dass ich eine Geschichte erzähle, weiss ich auch, dass es jenseits von Geschichten noch etwas gibt, ein gutes Wort dafür haben die Engländer: Non-Fiction, während die Franzosen gerade umgekehrt verfahren: Belletrístik, was ich als schöne Wissenschaft von einer nicht so schönen wahren Wissenschaft unterscheiden würde.

Im deutschen Ausdruck Geschichte finde ich die Sache wunderbar aufgehoben in einer Ambivalenz, die man als Paradoxie entfalten kann. Geschichte steht für die Erzählung davon, wie es wirklich war, da dieses aber als Geschichte erzählt wird, ist es frei erfunden, wobei es keine Geschichte wäre, wenn man nicht glauben würde, dass es wirklich so war.

Ich mache hier die erste Vorschau auf die Definitions-Notation von GSB: Geschichte heisst der Unterschied zwischen Geschichte und was der Fall war. Geschichte ist als reiner Bericht frei erfunden. In dieser Definition, die keine ist, kommt Geschichte auf beiden Seiten vor. Geschichte wird quasi durch Geschichte definiert. Lesen sollte man die Definition quasi operativ: Mache eine Unterscheidung zwischen Geschichte und Nicht-Geschicte. Dann schaue nur noch die Geschichte-Seite der Unterscheidung an und mache die dieselbe Unterscheidung noch einmal.

Dass der Astronaut Amstrong auf dem Mond spazieren gegangen ist, ist Geschichte und eine Geschichte. Es wird seit langem intensiv darüber gestritten, ob er auf dem Mond oder in einem Filmstudio war. Eine gängig Variante lautet: beides. Er war auf dem Mond, weil dort aber schlechte Aufnahmen gemacht wurden, wurden die Aufnahmen im Filnstudion nochmals gemacht.

In der Notation von GSB: Unterscheide er war auf dem Mond / er war nicht auf dem Mond. Auf der Seite der Unterscheidung wiederhole die Unterscheidung: Die Bilder stammen nicht vom Mond: Die Bilder lügen, obwohl sie etwas wahres berichten.

Vielleicht erkennen Sie da Prinzip (falls Sie mit GSB nicht sowieso schon viel weiter sind). Ich will meine Geschichte mit Verweis auf Geschichten noch etwas ausführen. Vielleicht kennen Sie die Herren Odyseus, Homer und Kafka. Ich habe schon oft die Geschichte gelesen, dass es den ersten sicher nie, den zweiten nur vielleicht und den dritten ganz sicher gegeben hat. Ich will aber eine andere Geschichte erzählen:

Schweigen die Sirenen?

Das Prinzip heisst re-entry.

Das Prinzip ist zunächst jenseits von GSB ein Prinzip der Kybernetik. Heinz von Foerster erläutert es anhand einer altmodischen Hausklingel, bei welcher der Klöppel im Stromkreis hängt. Wenn der Klöppel von der Glocke weg ist, ist der Stromkreis geschlossen, wodurch ein Magnet eingeschaltet wird, so dass der Klöppel auf die Glocke schlägt. Wenn der Klöppel an der Glocke ist, ist der Strokreis unterbrochen, der Magnet stellt ab, der Klöppel springt zurück, das Spiel beginnt von vorne. In beiden Positionen wäre der Klöppel - wie Hans Dampf im Schneckenloch - jeweils lieber in der andern Position. Wenn man die Sache jenseits von Zeit anschaut, hat man eine Art Paradoxie. Wenn man aber die Zeit einführt, hat man ein gut funktionierende Hausklingel.

Beschreiben lässt sich diese Hausklingel als Rekusion, in welcher jedes Schliessen des Stromkreises einen Zeitpunkt später den Kreis wieder öffnet um umgekehrt, wodurch ein emergenter Effekt das Klingeln hervorgebracht wird. Das System reagiert auf seine Eigenzustände und emergiert ein Phänomen. Heinz von Foerster hat darin ein Prinzip der Selbstoragnisation erkannt - Selbstorganisation ist zunächst ein pysikalischer Begriff, der im Zusammenhang mit Laser eingeführt würde

Der Kleine Prinz HvF als KP aber umgekehrt nicht einen Hut sondern Mathematik Und das wiederholt sich beliebig Varela Mit Autopoiese), Kaufmann, Vargas (mit Paradoxie) Luhmann (funktionaler Systemtheorie)

Meine Geschichte mit GSB

Spencer-Brown, George: Laws of Form - Gesetze der Form. Bohmeier-Verlag, Lübeck 1997

Im Formkalkül von G. Spencer-Brown entspricht diese Unterscheidung dem "wu", das unsittlicherweise mit "Leere" übersetzt wird. Die Unterscheidung ist so angelegt, dass alles auf der einen Seite der Unterscheidung ist, wodurch die Uterscheidung mit der Nichtunterscheidung zusammen fällt, die G. Spencer-Brown als zurückgenommene Unterscheidung bezeichnet. Solange ich "ich" sage, mache ich eine Unterscheidung, die sich beim hinsehen als Nichtunterscheidung entpuppt.

George Spencer-Brown. Eine Einführung in die 'Laws of Form'.

Bruchstücke respezifiziert

Unterscheidungen machen: 4 Aspekte feststellen: 2 Seiten, 1 Grenze, 1 Kontext.

Unterscheidungen aufheben: zb Konstruktionsanweisung (Herstellung) versus Erklärung --> das ist dasselbe

Spencer, der braune Hund ----------------------------------- Traum von 2 Köpfen Katze fällt auf die Füsse Shakespaer Wissen beruht auf eigener Erfahrung darüber wird nicht gesprochen vermeintliches Wissen ist vom Hören sagen das sind Meinungen, Unsinn, Konventionen darüber wird lehrend gesprochen intellektuelles Wissen ist das Wissen der Mathematik, es hat keine Referenz. darüber wird auch gesprochen, aber so, wie Musik gespielt wird. Wo ist das Ich - out of body-expirience Gut ist das internalisierte Muttergesicht Körpersprache: Pokerface, die Katze schaut, ob mein Gesicht Angst zeigt. Fressen und gefressen werden als urinstinkt ich kann in die Spielbank gehen und gewinnen, aber das wäre verlorene Zeit. Edison hat entschieden, die Glühlampe zu erfinden Ich entscheide mich ein gutes Gedicht zu schreiben Das geht nicht, ich kann nicht einmal entscheiden ein schlechtes zu schreiben. Spencer hat ein Theorem bewiesen, statt Applaus zu bekommen wird er dafür gehasst, alle versuchen zu beweisen, dass sein Beweis falsch ist, weil sie sonst das Problem nicht mehr lösen können. Er hat ein 2. Theorem bewiesen, dass sagt er aber nicht, weil dann würde er noch mehr gehasst. Er wohnt in einer Garage und hat einen Verlag. Er ist am liebsten nackt, aber sicher barfuss (wie Einstein) Seine Vorträge sind magic performance , was er sagt ist unwichtig, es kommmt auf die Stimmung an. Er lernt von den grossen Artisten. Einer der grössten war Russel, seine Lesungen waren besser als jedes Entertainement, weil "****************************** >ich habe am Samstag etwa 3 Stunden mit dem Spencer-Brown in meinem Buro >verbracht. Er hat sich konsequent geweigert, die Uni zu verlassen und hat >auch darauf bestanden, mit dem Taxi bis in sein Hotel gebracht zu werden >(er hat sich geweigert, ein oeffentliches Verkehrsmittel zu benutzen). > >Er wollte auch absolut nichts von der Stadt sehen und hat das so >begruendet: um eine Stadt kennenzulernen, muss man fuer einen laengeren >Zeitraum in ihr Leben und die Menschen dieser Stadt kennenlernen, fuer >einen bloss visuellen Eindruck der Gebaeude ist ihm Leid um die Zeit! > >Fuer mich ist er eine Bestaetigung der Vermutung, dass Genie und Wahnsinn >sehr eng beieinanderliegen. Er erinnert mich an die Titelgeschichte des >Bestsellers "The man who mistook his wife for a hat". Er hat zwar >offensichtlich ein perfektes Gedaechtnis (behauptet von sich zB, dass er >alle Schachpartien die er je in seinem Leben gespielt hat auswendig >reproduzieren kann), aber zB absolut kein Orientierungsvermoegen! So musste >ich mich zB verpflichten, ihn nicht allein zu lassen, weil er Sorge hatte, >sich an der Uni zu verirren! Diese Sorge war berechtigt, denn wie er auf >die Toilette musste habe ich ihn kurz alleine gelassen und es gab schon ein >Disaster: Ich hab' ihn bis 5m vor die Toilettentuere gefuehrt, ihm gesagt, >es waere die naechste Tuere rechts und darueber hinaus die Tuere zu meinem >Buro offengelassen, damit er zurueckfindet. Nach 10 Minuten ging ich >nachsehen: da hat ihn zum Glueck unser Techniker am Gang aufgelesen gehabt >weil es ihm sonderbar vorgekommen ist, dass ein verwahrloster Unbekannter >mit einem Taschenrechner am Samstag abends im Institut herumlungert >(Tatsache war, dass er zwischendurch mit seinem Taschenrechner >Primzahlzwillinge berechnet hat um die Zeit zu nutzen bis er die Toilette >findet...) > >Oder eine aehnliche Episode: wir sind mit dem Taxi bis vor sein Hotel >gefahren, er hat es voller Freude wiedererkannt und hat dann verzeweifelt >an der versperrten Tuere des benachbarten Reisebureaus geruettelt, weil er >den Hoteleingang nicht gefunden hat... > >Ich hab' inzwischen mehr als ein Drittel seines Buches "Laws of Form" >gelesen. Es knuepft an den Arbeiten von Wittgenstein und Boole an und ist >meines Erachtens genial, die Art und Weise wie es geschrieben ist ist >hingegen eher exzentrisch. > >Ich kenne inzwischen seine Lebensgeschichte - er ist ein Nachkomme des >Dukes of York und mit der Queen Victoria verwandt - , seine zahlreichen >leidenschaftlichen Affairen mit bildhuebschen Girlfriends, die er auch bis >in intime Details erzaehlt, hingegen halte ich fuer Phantasien. > >Interessant ist auch sein Sinn fuer Aesthetik: er haelt sich fuer >hinreichend schoen, weil er die richtige Anzahl von Koepfen, Augen, Finger >und Zehen hat. Nur bei den Zaehnen gesteht er ein kleines Defizit ein... > >Fuer mich waren die drei Stunden eine hochinteressante Bereicherung, ich >haette es aber kaum laenger ausgehalten. Ich bewundere den Rolf (den er als >seinen "driver" abklassifiziert), der ihn vier Tage lang erduldet hat. > >Henk: Das Geld hab ich ihm gegeben, ich schick dir die Bestaetigung mit der >Post, er haette allerdings gerne eine Kopie dieser Bestaetigung, vielleicht >kannst du ihm die schicken. Er waere auch lebhaft an einem laengeren >Aufenthalt (zB einer Gastprofessur) interessiert, kenne aber niemanden, dem >ich das zumuten moechte... > >Liebe Gruesse >Helmut > >PS: Bitte forwarded diese mail auch an den Rolf, ich hab leider seine >mail-Adresse nicht parat. > -------------------------------------------- Form: Beschreibung:= Gegenstand/Beschreibung Ich unterscheide Gegenstand und Beschreibung. Die Beschreibung produziert aber Gegenstände, die nur in der Beschreibung vorkommen --------------------------------------------------