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Rost, W.: Emotionen: Elixiere des Lebens. Springer, Berlin 1990

Verweis auf Walden von Thoreau, Walden Two von Skinner und Walden Tres von R. Ardila (2).

Es gibt die Vorstellung, dass der Mensch aufgrund seiner Ontogenese eomotionale Voraussetzungen hat. Nur so ist der Satz Vielleicht wäre es doch einige Überlegungen wert, ob nicht die Entwicklung der Kultur, die gesellschaftlichen Normen und Strukturen stärker an emotionalen Voraussetzungen des Menschen orientiert sein sollten (16) sinnvoll zu verstehen.

Wir finden unsere Gefühle fertig in uns vor. Wir lernen (...), sie zu identifizieren und mit neuen Anlässen zu verknüpfen. Und die immer raffiniertere kognitive Analyse der Realität erzeugt immer mehr Gefühle (17).

Aus einer ungehaltenen Rede von Uta Ranke-Heinemann und das Eingeständnis von Rost, niemals etwas aufregenderes gelesen zu haben. In einem einzigen Fliegenauge ist mehr Verstand verborgen als in tausend Jahren menschlicher Politik (20). Man muss dies so verstehen, dass es dem Men-schen in tausend Jahren nicht gelungen ist, ein Fliegenauge zu konstruieren - und darum sollte er es besonders schätzen.

Birnbaumer, N.: Psychophysiologische Grundlagen, In: Verhaltensmedizin, Springer 1986 (28). Triebe oder Motivationen und die mit ihnen (...) gekoppelten Emotionen sind (...) offenkundig Leistungen der des Zentralnervensystems (31).

(...) dass unser Emotionsprozessor nichts, was er einmal erlernt hat, wieder fallenlässt (35). Eine Aussage von LeDoux über seine Entdeckung einer vom bewussten Denken unabhänigen Gefühls- verarbeitung im Gehirn, in der er offenbar erstmals Übermittlungswege für Gefühlsreaktionen nachweist, die nicht über die Hirnrinde verlaufen.

Wilson wagt die Spekulation ... dass es eine begrenzte Zahl elementarer Gefühle gibt, wie es eine begrenzte Anzahl musikalischer Noten gibt; mir der Zunahme von Erfahrungen und mit der Verknüpfung der Erinnerungen mit dem Limbischen System werden immer reichere und komplexere Erfahrungen und Empfindungen mit diesen Grundgefühlen verbuden. Auf den Beobachter wirkt das so, als fände in dem sich entwickelnden Bewusstsein ein Übergang von den primitiven, kindlichen Reaktionen zu den raffinierten Gefühlsreaktionen in der Musik, in der Kunst, in der Freundschaft und in dem Vergnügen der Naturforschung statt. Doch während die Information und die Erfahrung wesentlich reicher und komple-xer werden, bleibt der Gefühlsapparat, die Noten der Melodie sozusagen, der geleiche. Nur die Melodien selber können subtiler und erlesener werden (40).

Emotionen stellen also einfach strukturierte Gefühle dar, die Umweltereignisse und Objekte, also Erfahrungen und Wahrnehmungen des Menschen erst einmal in einer ganz bestimmten Art bewerten; sie geben den Dingen um uns herum sozusagen ihre Bedeutung für uns und unsere innere Bedürfnis-lage (Signalfunktion) (42).

Als Ursachen für die Entwicklung des Emotionsausdrucks (speziell im Gesicht) in der Evolution nahm Darwin drei Prinzipien an:
1. Prinzip der zweckdienlichen Gewohnheiten, wonach der Emotionsausdruck ursprünglich eine zielgerichtete Verhaltensweise war, wie das entblössen der Zähne, welches ursprünglich das Beissen des Gegners einleitete, später überwiegend eine entsprechende Drohgebärde war und dann zum Ausdruck von Emotionen (z.B. Wut oder Ärger) als Kommunikationsmittel degenerierte (...).
2. Das Prinzip des Gegensatzes besagt, dass sich Emotionen, die solchen nach obigen Prinzip etablierten Emotionen inhaltlich entgegengesetzt sind (Freude vs. Trauer z.B.) auch in einem entgegengesetzten Gesichtsausdruck bemerkbar machen (Mundwinkel nach oben vs. unten gezogen, Mund offen vs. geschlossen).
3. Emotionsausdruck als direkte Wirkung des Nervensystems, vor allem bei starken Erregungszu-ständen, in denen Nervenenergie direkt zu spezifischen Effektoren geleitet wird (Zusammenpressen der Zähne bei Wut, Erörten bei Wut oder Scham). (56) Nach Darwin sind Emotionen ursprünglich das, was ich als Gefühl bezeichnen wärde, nämliche eine 'zielgerichtete Verhaltensweise'. Ev. im Original nachlesen (Darwin, 1872).

Zimmer listet eine Reihe von Ausdrücken auf, die die Körpersprache betreffen und sagt dann: Die Begriffe für die Gefühle oder Zustände sind hier nichts anderes als Benennungen von ausdrucks- vollen Körperhandlungen, die sie typisch begleiten, begleiten könnten, vielleicht einmal begleitet haben oder einem dunklen, tiefen Wissen zufolge eigentlich begleiten sollten. (57) Es ist nicht so, dass die Körperhandlungen die Gefühle begleiten könnten, sondern die Gefühle sind eigentlich die Körperhandlungen! Der Hauptsinn des Ausdrucks der Emotion liegt in der sozialen Kommunikation (58).