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Quine, Willard V. (1980): Wort und Gegenstand. Stuttgart: Reclam.

Vorwort der Übersetzer

[Im Buch geht es auch um Übersetzbarkeit]
"Eine weitere Anmerkung zur Übersetzung schein angebracht: ... Unser Vorgehen wird am Beispiel des englischen Worts "refer" (bezw reference, usw) deutlich: Zur Übersetzung des Ausdruckes hat man sich in letzter Zeit des Neologismus "referieren" (auf? zu ? über?), bzw "Referenz" (von? auf?..) bedient. Warum? Wir wissen es nicht. "Refer" heisst nämlich schlicht und einfach "bezeichnen" und manchmal spezifischer "sich beziehen auf" bzw "Bezug nehmen auf". Die Übersetzung durch die genannte Neuprägung ist aber nicht nur unschön, sondern auch irreführend, zum einen, weil sie Homonyme zu (zwei verschiedenen!) gebräuchlichen Ausdrücken einführt, zum andernm, weil sie den Eindruck erweckt, es handle sich bei "refer" um einen - womöglich klar definierten - der philosophischen oder linguistischen Fachsprache. Dies ist nicht der Fall. Und deshalb ist die Übersetzung mit "referieren", Referenz", usw irreführend, ja falsch, und wir hoffen, dass sie bald wieder aus dem wissenschaftlichen Sprachgebrauch verschwindet."
[Die Übersetzer unterstellen, dass Neuprägungen weniger zu einer Sprache gehören, als Altprägungen. Das lässt sich aber im Moment nicht entscheiden, eine Neuprägung bürgert sich mit der Zeit ein oder eben nicht. Ich verwende den Ausdruck "Referenz" ohne irgendeinen englischen Text zu übersetzen, weil ich durch die Verwendung dieses Ausdruckes für mich Konnotationen nahelege, die ich mit "bezeichnen" und mit "Bezug nehmen" nicht ohne weiteres verbinde.]

Zitat

"Geradeso wie man seine Nase am besten in einem Spiegel sieht, und zwar in halber Entfernung der optimalen Brennweite, kann man auch seine Sinnesdaten am besten erkennen, indem man sie sich in externen Gegenständen spiegeln lässt". (18)

"Dieser wohlvertraute Schreibtisch hier zeigt, dass er da ist, indem er (...) das Licht so ablenkt, dass es in meine Augen fällt. Wie weit derartige physikalische Dinge auch immer entfernt sein mögen - sie bieten sich uns im allgemeinen nur mittels der Wirkungen dar, die sie an der Oberfläche unserer Sinnesorgane auslösen helfen" (17), (vergl dazu Lexikon: Signal).

"Die Rede von den subjektiven Sinnesqualitäten erweist sich dabei wesentlich als abgeleitete Sprechweise" (17). ich verstehe Quine's "abgeleitet" so, dass wir Erklärungen wit Fotoapparate benutzen, um Reize und sensible Oberflächen zu unterscheiden. Dem entsprechend schreibt er (18): Tonhöhe und Lautstärke im Wissen um Frequenz und Amplitude einer Saite unterschieden (RT).

"Zwei Menschen könnten unter allen möglichen Reizeinflüssen auf ihre Sinne in all ihren Dispositionen zu verbalem Verhalten genau übereinstimmen, und dennoch könnten die jeweiligen Bedeutungen oder Ideen, die durch ihre identisch ausgelösten und identisch lautenden Aeusserungen ausgedrückt würden, in einem weiten Bereich von Fällen radikal auseinandergehen." (59f.) (zitiert in: Todesco Konstruktives Wissensmanagement im Hypertext).

Anmerkungen

W. Quine unterscheidet vier "Bezeichner" (Beschreibung)

W. Quine begint als Behaviorist - wie die konstruktive Systemtheorie - bei der Wahrnehmung der Sinneseindrücke. Seine Beispiele sind aber in der gängigen sprachphilosophischen Erkenntnistheorie motiviert: "Au!", "rot", "Quadrat". Quine stützt auf die Metaphern von Neurath (Umbau des Schiffes auf hoher See) und Wittgenstein (Leiter) und sagt, man müsse ohnehin eine Sprache verwenden, also könne man ja gleich die beste wählen. Weil er die Gegenstände als "physisch" charaterisiert, wählt er die Sprache der Physik (25). Würde er Gegenstände als Konstruktionen auffassen, würde er vielleicht die Sprache der Ingenieure wählen.

objektiv - subjektiv:
Au und rot unterscheiden sich dadurch, dass man im Normalfall den Schmerz nicht teilt, wenn jemand au sagt, aber auch rot sieht, wen jemand rot sagt. Rot ist deshalb "objektiver". Beim Quadrat sieht jeder der gleichzeitig schauenden eine andere Form (nur die Normalsicht ergibt ein Qudarat), das macht das Quadrat noch objektiver, weil der subjektive Anteil der Perspektive bewusst ist.

Quine sagt "die einfachen Dinge zuerst". Jede Theorie müsse bei mittelgrossen Gegenständen in mittlerer Entfernung anfangen, nicht zu gross und nicht zu klein, so dass Menschen sie eben gerade sehen können (23). Würde man statt sehen herstellen sagen, hätte man denselben Bereich ausgewählt und dann wäre Quine's Redeweise "kulturelle Entwicklung unserer Gattung" wohl noch treffender.

Quine unterscheidet (403) Ursache und Grund. Ein Grund lässt sich rechtfertigen (und bestreiten).