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Luhmann, Niklas: (1993): »Zeichen als Form«, in: D. Baecker (Hrsg.): Probleme der Form, 45-69.

Zitate

"Schon Saussure hatte angenommen, dass mit dem, was die Bezeichnungsfunktion erfuellt, mit Toenen oder Bildern, nicht etwa physikalische Substrate gemeint seien, sondern ausschliesslich die Sinneseindruecke, die davon ausgehen." (48)

"Für das Zeichen als Form gibt es in der Tat keine Referenz. [...] Das heißt: Die Unterscheidung Bezeichendes/Bezeichnetes kann man verwenden oder auch nicht. Es gibt nichts »Externes«, was qua Referenz dazu zwänge; und es gibt auch kein Wahrheitskriterium für die Wahl einer Ausgangsunterscheidung. Deshalb muß eine als Semiotik konstruierte Sprachtheorie auf eine externe Referenz der Sprache verzichten." (50)

"Um das zu vermeiden, muss man den Unterschied zwischen dem Zeichen als unterscheidender Form und dem dadurch Unterschiedenen, dem Bezeichnenden und dem Bezeichneten, im Auge behalten. [...] Die Bezeichnung der Zeichen als Einheit (Form) einer Unterscheidung erfordert also einen Kontextwechsel, also eine andere Unterscheidung, also eine andere Operation, also Zeit." (59)

"Zugleich kann, ja muß jedes bestimmte Zeichen operativ als Anweisung > zum kreuzen der Grenze begriffen werden, und das ist nur in Richtung auf etwas Bestimmtes oder bestimmbares, in Richtung auf etwas Bezeichnungsfähiges möglich" (63)

"Von Symbolen könnte man dann in Fällen sprechen, in denen das Zeichen selbst diese eigene Funktion der Vereinheitlichung des Getrennten bezeichnet. Ein Symbol wäre danach eine Selbstbezeichnung des Zeichens. Symbolische Zeichen sind demnach nicht nur Wegweiser, die auf etwas anderes hinweisen. Sie sind nicht nur Träger einer bezeichnenden Referenz, also nicht nur Materialisationen des bezeichnenden, sondern sie enthalten zugleich einen Hinweis auf die eigene Funktion, auf den Einheit erst stiftenden Sinn des Zeichens; und sie degradieren damit gewissermaßen die Materialisation der Bezeichnung zu einer bloßen Komponente, die noch nicht den 'eigentlichen' Sinn des Zeichens ausmacht. (...)So wird verständlich, dass Symbolisierungsleistungen evolutionäre Errungenschaften, Symbole also Ergebnisse von Geschichte sind." (67 f.)