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Leisi, Ernst: Praxis der englischen Semantik. Heidelberg 1973

E.Leisi, der in seinem Buch Semantik auf die Unterscheidung zwischen Pragmatik und Semantik verzichtet, schreibt, wenn Bedeutung in den Gegenständen wäre, wäre die Semantik, die die Bedeutung beschreibt, ”kein Teil der Sprachwissenschaft, sondern einfach eine Lehre der Welt” (34).

E. Leisi argumentiert syntaktisch: ”Falls man die Zeigedefinition mit einem ganzen Satz begleitet, unterliegt dieser Satz gewissen Variationen. Im Falle von ,Turm‘, d.h. bei zählbaren Gegenständen heisst er: ,Das ist ein ...‘; in anderen Fällen muss der Artikel weggelassen werden, zum Beispiel ,Das ist Wasser‘. Bei Adjektiven fällt der Artikel ebenfalls weg: ,Das ist rot‘” (37).

E.Leisi verwendet den Rhetorik-Ausdruck ”Trope” als Oberbegriff für uneigentliche Wortverwendungen. Er unterscheidet die Metapher von einer Reihe anderer Tropen wie Ironie und Metonymie (166f). Duden gibt für die Trope im engeren Sinne die drei Kategorien Metapher (Bedeutungsübertragung), Metonymie (Bedeutungsvertauschung) und Euphemismus (Bedeutungsverhüllung) an (Duden, Grammatik,535).

"Es führt zu nichts, wenn man versucht, normalen und übertragenen Gebrauch statistisch abzugrenzen. In gewöhnlicher (städtischer, mitteleuropäischer) Umgebung wird das Wort Esel vermutlich viel häufiger im übertragenen als im ,wirklichen‘ Sinne verwendet werden" (167). Auch die Chronologie im Wortgebrauch führt nicht weiter. Zum individuellen Wortgebrauch in der Erlernung der Sprache schreibt E.Leisi: "Die Geschichte vom Stadtkind, dem man auf dem Bauernhof ein Tier zeigt: Das ist ein Schwein, und das dann antwortet: Ein Schwein - was hat es denn getan?, zeigt sehr schön, dass die Kenntnis des metaphorischen Gebrauches derjenigen des ,eigentlichen‘ zeitlich vorausgehen kann" (167).

Beispiele dafür, wie subtil die Metaphern funktionieren und wie schwierig sie im konkreten Falle auszuweisen sind, kann man bei E.Leisi finden: ”Wenn ich die Schreibmaschine mit Aschenbecher benenne, wird niemand dies als Metapher bezeichnen (...) Sage ich hingegen zu meiner nicht funktionierenden Schreibmaschine du Schwein!, so wird weitherum Einigkeit bestehen, dass man diese Benennung als Metapher bezeichnen kann (...) Der normale und der Schimpfgebrauch des Wortes ,Schwein‘ sind durch eine höchst komplexe ,dünne‘ Beziehung miteinander verbunden” (172).

Nach E.Leisi sind ”operationelle Definitionen in den Jahren 1952/53 fast zugleich in drei voneinander unabhängigen Schriften vorgeschlagen worden (...): P.Kecskeméti, Meaning, Communication and Value, L.Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen und Verf., Der Wortinhalt. Gemeinsam ist diesen Vorschlägen, dass ,Bedeutung‘ in engen Zusammenhang gebracht wird mit dem Gebrauch der Lautgestalt” (35f).

205 E.Leisi etwa, der in diesem Zusammenhang vom ”Sendegebiet” der Metapher spricht, führt als wichtigste Sendegebiete der Metapher (für das Englische) - neben neuen Sachgebieten wie das Flugwesen - Sport und Handel an (175). Die Arbeit bleibt uns als Sendegebiet so unsichtbar selbstverständlich, wie den Fischen das Wasser.