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Kittler, Friedrich / Heiseler, Till Nikolaus: Flaschenpost an die Zukunft. Eine Sendung, Kulturverlag Kadmos, Taschenbuchformat, ISBN: 978-3-86599-215-4

http://ssl.einsnull.com/paymate/search.php?vid=5&aid=3485

Leseprobe:
"Es gibt immer nur eine Frau" in Die Welt, 12.06.2013 (Besprechung)
»Wir wollen uns Folgendes vorstellen: Alle Ihre Werke, alles, was Sie geschrieben und gesagt haben, ist verloren. Verloren als materielle Aufzeichnung, verloren aber auch in den Köpfen der Menschen. [...] Und nun versuchen wir in einem einzigen Gespräch zu retten, was zu retten ist. Eine Flaschenpost an die Zukunft.«
Die »Flaschenpost an die Zukunft« ist kein Interview, sondern ein Gespräch darüber, was Friedrich Adolf Kittler in die Waagschale zu werfen hat, wie er dazu kam, die Medienwissenschaft neu zu erfinden und wie Zukunft und Wiederkunft der Götter zu denken sind. Flaschenpost will aber auch heißen, das einer Zukunft zu senden, was in der Gegenwart noch nicht angekommen ist und eben in ihr auch nicht ankommen kann, weil die Gegenwart die Gegenwart ist und die Zeit der Ankunft noch nicht gekommen.
Friedrich Kittler über Niklas Luhmann
Er hat mich ja auch sehr gemocht, Luhmann – eben weil ich nicht sein Schüler war. Wir haben zusammen ein Seminar gemacht – und er hat lachend gesagt: Ja, ich weiß, wir sind ganz unterschiedlich, Herr Kittler. Ein reitender Bote kommt nach Babylon und ich frage: Was steht im Brief? Und Sie schauen sich das Pferd an – und dabei hat er lachen müssen. Da habe ich ihm einen schönen Gegenentwurf gemacht: Wissen Sie, Herr Luhmann, erst einmal muss der Computer erfunden werden, dann braucht der Computer eine Theorie, dann wird die Theorie von Rückkopplungsschleifen als Theorie von Computer-Selbstläufigkeit aufgestellt, dann beschließt das Pentagon, dass Norbert Wiener der Unzuverlässigste in dieser ganzen Informatik ist und schließt ihn von der Hardware-Weiterentwicklung aus, während John von Neumann bis zum Tag seines Hirnkrebs-Todes voll in der Materie drin stand, mathematisch; und Wiener verlassen die mathematischen Fähigkeiten und die informatischen, und prompt entdeckt er das Hobby der Biologie und der Soziologie. Und dann kommen Bateson und Maturana und schließlich Sie, Herr Luhmann, und setzen das alles zusammen – Sie reiten sozusagen auf unendlichen Sedimentierungsschichten von Hard- und Software – und am Ende holen Sie dann wieder das Grundprinzip der Rückkopplung in die Philosophie zurück. Und Sie führen die ganze Informatik und die Computertheorie, Computer Science, teilweise auch über die Biologie wieder zurück in Prima Philosophia. Das war ihm ziemlich recht als Kompliment, denn er wollte ja der Hegel unserer Tage sein. (Hervorheb. von mir.)

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