kybernetics

Blog zu Technik, Technologie und zugehörigen Theorien

Borg[(e)n]

Auf dieser Seite finden alle Posts Platz, die Rolf  nicht mag ["Philosophiegeschwafel"], die aber bspw. André und ich toll finden :-)
Im Ernst: Hier ist eine “experimentelle Spielwiese”, auf der “différance”, “itérabilité”, ein allgemeines Verständnis von “Injunktivität”, ein nicht-klassisches Verständnis von “Materialität”,  Peircesche Semiotik, Günthers Morphematik, etc. thematisiert werden können.
Diese Themen laufen in den parallelen Technik-Diskussionen mehr oder minder implizit mit (bspw. mit Blick auf eine Konzeption basaler “technicité”).
Aber sie verdienen einen “eigenen” Spielplatz in unserem “Borg-Blog” (“Borg” im multiplen Sinne).

~Peter Bormann

4 Gedanken zu “Borg[(e)n]

  1. Borgia sagte am :

    Etymologie
    borgen

    dt. ‘leihen’

    japhet., idg. *bʰërgʰ- ‘verwahren’

    lit. bìrginti ‘nicht viel ausgeben, sparen’

    aslaw. нєбрєшти ne-brešťi ‘außer acht lassen, missachten’, russ. беречь b́eŕéč´ ‘hüten, bewahren’

    germ. *berḡan / barḡ / burḡan ‘verwahren, sichern, schützen, verstecken’
    /a, e, o/ in der Folgesilbe lauteten im West- und Nordgermanischen burḡ- um > borg-, folgendes /i, j, u/ verhinderten den Umlaut, daher borga, aber *burḡja > burgeo.

    Schwundstufe *burḡo f. abstrakt ‘Sicherung, Sicherheit’

    wgerm. umgelautet

    ahd. borga f. ‘Achtung, Aufmerksamkeit, Kult, Pflege’

    mhd. borge f. ‘Aufschub einer Handlung, die man nicht gleich ausführt’

    nomen actoris *burḡja m. ‘einer, der Sicherheit bietet’ > ahd. burgeo > mhd. bürge > nhd. Bürge ‘Gewährsmann’

    abgeleitetes Verb

    ahd. borgên ‘schonen, sich vor jem. hüten, sich kümmern, in acht nehmen, Rücksicht nehmen’

    mhd. borgen ‘acht haben auf, Nachsicht haben mit, schonen, jem. die Zahlung erlassen’, daher ‘leihweise geben / nehmen, schuldig bleiben, ermangeln’, auch ‘bürgen’

    borc m. ‘entliehens Gut, Bürgschaft’

    nhd. borgen ‘leihweise geben / nehmen’ (weitgehend synonym mit leihen)
    Bei der modernen Bedeutung haben sich ‘Unterhaltssicherung, Zahlungserlass / -aufschub’ und ‘Kredit gegen Bürgschaft’ gekreuzt.

    Borg m. ‘Kredit’ (in der Wendung “auf Borg kaufen”)

  2. Also, dann fahr ich mit den unsäglichen, nebensächlichen Aspekten, die das Zentrum betreffen hier weiter:

    Mir ist ganz und gar unklar, wie man die Form gegenüber dem Material so bevorzugen kann. Gold bespielsweise hat die Form von Adern, Klumpen, Nugets, Barren, Münzen usw usw. Die Form spielt praktisch keine Rolle – nur es gibt kein Gold, das keine Form hat …
    Gold ist insofern ein blödes Beispiel, als die Konvention physikalisch nahelegt, dass Gold als Materie irgendwie vorhanden sei. Quasi Natur (und Gegenstand der Naturwissenschaft) und dort eben ohne jede intendierte Form, quasi formlos.
    In der Goldmine wird es geschmolzen und flüssig wird es wieder formlos gedacht, obwohl es dann die negative Form des Behälters annimmt, die eben auch nicht als Form interessiert.
    Diese Art von nicht Interessiert-Sein ist das Wesen des Mediums, oder genauer das Wesen des Beobachters, der ein Medium wahrnimmt, weil sein Interesse am andern Ort liegt.

    • Peter Bormann sagte am :

      “das Wesen des Beobachters, der ein Medium wahrnimmt, weil sein Interesse am andern Ort liegt.”
      Nun ja, ein Medium “wahrnehmen” klappt ja nicht. Generell setzen semiotische Signifikationsprozesse
      “Wahrnehmen” nur voraus. Es müssen aber Abstraktions-, Generalisierungs-, Inferenz- und Assoziations-
      prozesse (u.ä.) hinzu kommen (zumindest mit Blick auf “Bewußtseinssysteme), um von Semiose sinnvoll
      sprechen zu können.

      Es wird dann nicht nur von der Materialwahl, sondern auch (notwendigerweise) vom “Materiellen” (von der materiellen “Vielfalt”) in der Semiose “abstrahiert” -> es geht also m.E. um “Komplexitätsreduktion” durch
      Abstraktion und Generalisierung (und zwar “nicht” ausgehend von Ur-Schemata oder Ur-Kategorien, was einer essentialistischen Reproduktionslogik entspräche).

      Zudem: Deine Materialwahl setzt sowohl hochkomplexe Wahrnehmungsprozesse als auch Semiose voraus. Ohne das wäre eine Materialwahl, die unsere Spezies auszeichnet, “nicht” möglich.

      Du hast freilich recht: Materialwahl steht bei konstruktivistischen Ansätzen nicht im Fokus, eher die
      medienspezifischen Konstruktions- und Signifizierungsleistungen.

      ~Peter

      • ok – vielleicht gibt es da eine Art von Uebereinstimmung: Wir beide sehen, dass die Materialfrage in den “Form-Theorien” abstrahiert wird.

        Wir beurteilen die Folgen dieser Abstraktion verschieden, man kann darin eine Reduktion von Komplexität sehen oder eben die Schöpfung einer spezifischen Komplexität, die darauf beruht, dass etwas ausgeblendet wird.

        Wir werden also beide Ansätze entwickeln und schauen, welche Probleme dabei ansatzspezifische entstehen und wie Technik ansatzabhängig erscheint

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