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Irrgang, B. / Klawitter, J. (Hrsg.): Künstliche Intelligenz. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1990

Anmerkungen von ..

Materialien

(I) Der Mensch konstruiert sich seine Um-Welt, indem er sich darin bewegt. Das Resultat dieser Bewegung (Lernen), können wir nicht begrifflich verstehen, da er sich nur scheinbar konstruktiv, eigentlich aber natürlich verhält.
(II) Nur was der Mensch konstruiert (Artefakte), können wir eigentlich verstehen.

Irrgang/Klawitter führen in ihrem Artikel 'Künstliche Intelligenz: Technologischer Traum oder gesellschaftliches Trauma?' zuerst den Begriff 'Intelligenz' ein und geben dann eine Übersicht über die (Begriffs-)Geschichte der KI inkl. Forschungsgebiete, Anwendungsbereiche, Expertensysteme, Zukunftsorientierung, gesellschaftlichen Auswirkungen (7-43).

Simulation menschlichen Wissens (44ff). Das Scheitern der Congnitiv Sience wertet nicht-sprachliche, nicht-rationale und sub-kognitive Schichten im menschlichen Wissen auf (44). So dürften Computermodelle für die Psychologie als Gewinn gelten, denn verstanden ist erst das, was man konstruieren kann (44).

Für Maschinen gelten Gödels Theoreme, für Menschen nicht, da sie nicht nur über die formale Ebene verfügen. Sie können zum Beispiel auf die argumentative Ebene, auf Lebenswelt und die pragmatische oder kommunikative Dimension von Rationalität ausweichen. Dies erklärt die formale Uneindeutigkeit der Begriffe menschlicher Intelligenz, menschlichen Wissens und menschlichen Verstehens (44).

Grundlage des falschen Verständnisses des menschlichen Geistes durch die klassische KI-Forschung bilden nach Stevens vier Voraussetzungen: (...) - Das menschliche Gehirn entspricht in physikalischer Hinsicht einem Computer (biologische Prämisse) - Der Geist arbeitet nach bestimmten Regeln (...) (psychologische Prämisse) - Alles Wissen kann in digitaler Form dargestellt werden (erkenntnistheoretische Prämisse) - Allgemeinwissen kann in kleine (...) Stücke aufgeteilt werden (...) (ontologische Prämisse) (44f).

Das Geist-Gehirn-Problem (46f). Putnam (Vgl. Putnam, 1994) vermutet, dass das Leib-Seele-Problem ein linguistisches und logisches Problem darstelle. Das gelingt ihm offenbar deshalb, da bei ihm die rein logische Beschreibung der Turing-Maschine keine Spezfikation des ihr zugrundeliegenden physikalischen Zustandes einschliesst (46). Damit verwischt er aber den Unterschied zwischen Mensch und Maschine, weil er sowohl die menschliche Seele als auch die Turing-Maschine in der gleichen logischen Sprache beschreibt und sie auf dieser Beschreibungsebene gleichsetzt (ebd.).

Searl argumentiert anders. Für ihn ist Realität ein kausaler Begriff mit der Konsequenz, dass ein zur Wahrnehmung und Handlung unfähiges Wesen Kausalität und intenionale Verursachung so nicht erleben könne wie wir. (...) Entscheidend ist für ihn, dass geistige Zustände sowohl von den Aktivitäten des Gehirns verursacht, als auch in der Struktur des Hirns realisiert sind (46). Was soll das bedeuten??

Ausblick: (51f) Alle KI-Forscher teilen heute die Ansicht: Wir Menschen als denkende Subjekte sind nicht allein durch eine abstrakt von uns selbst definierte Fähigkeit namens Intelligenz bestimmt, sondern durch das 'In-der-Welt-Sein' dieser Fähigkeit. 'Wir sind als geistige Person die Summe unserer körperlichen und intellektuellen Erfahrungen: die Tatsache, dass wir geliebt worden sind und geliebt haben und ungezühlten sozialen Situationen ausgesetzt sind, die je nach sozialer Schicht und lokaler Besonderheit verschieden sind, hat einen das Denken prägenden Einfluss, dem ein Computer nicht ausgesetzt ist. Obwohl ein grosser Teil dieser Erfahrung explizit gemacht und dann auch programmiert werden kann und obwohl es irrig ist, zu glauben, ein Computer könne nicht so programmiert werden, als ob er entsprechende Emotionen habe, ist er doch nicht in der Welt wie wir es sind, und wird, selbst rapiden technischen Fortschritt vorausgesetzt, eine uns fremde Intelligenz bleiben - eine maschinelle Intelligenz jedoch, die uns (zur Zeit auf Spezialgebieten) intellektuell gleichwertig, ja sogar bereits überlegen ist.' (Siekmann, J.: Künstliche Intelligenz. In: UNIVERSITAS 11/1894, S. 1247) (51).