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Habermas, Jürgen: Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus. Edition Suhrkamp-Tb. N.-A. o. J., ISBN 3-518-10623-6

Vorwort

Die Anwendung der Marxschen Krisentheorie auf die veränderte Realität des »Spätkapitalismus« führt zu Schwierigkeiten. Daraus haben sich interessante Versuche ergeben, die alten Theoreme neu zu fassen oder an deren Stelle neue Krisentheoreme zu entwickeln. In der Phase der Vorbereitung empirischer Projekte haben wir in unserem Institut auch diese Ansätze geprüft; die Argumentationsskizze im zweiten Teil meiner Abhandlung faßt zusammen, was ich aus diesen Diskussionen gelernt habe. Wenn ich dabei, vom Usus abweichend, auf hausinterne Arbeitspapiere verweise, so soll das den Diskussionszusammenhang, in dem ich stehe, sichtbar machen und vor allem die Unabgeschlossenheit der Diskussion anzeigen, die bisher zu einem Konsensus keineswegs geführt hat. Im übrigen möchte ich nicht, daß die Klärung von Hypothesenstrukturen sehr allgemeiner Art mit empirischen Ergebnissen verwechselt werde.

Der programmatische Charakter des ersten Teils macht deutlich, daß eine Theorie der sozialen Evolution heute noch kaum ausgebildet ist, obwohl sie Grundlage der Gesellschaftstheorie sein müßte. Der aporetische Charakter des letzten Teils läßt andererseits den engen Zusammenhang von materialen Fragen einer Theorie der gegenwärtigen Gesellschaftsformation mit Grundlagenproblemen erkennen, die, wie ich bald zu zeigen hoffe, im Rahmen einer Theorie des kommunikativen Handelns geklärt werden können. Starnberg, im Februar 1973 J.H.

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