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Dörner, D.: Die Logik des Misslingens, Reinbeck 1989

Anmerkungen von rt

D. Dörner verwendet in diesem Buch System Dynamics quasi hinterhältig. Es geht ihm vordergründig nicht um die Resultate seiner Simulationsspiele, sondern darum, Denkstile zu erforschen, die sich bei den Simulationsspielen bewähren. Seine Versuchspersonen müssen mit verschiedenen Plan-Spielen spielen, und D. Dörner untersucht, was die guten Spieler von den schlechten unterscheidet.

Dazu muss D. Dörner natürlich eine Vorstellung davon haben, welche Spieler das Spiel gut spielen. In einem seiner Spiele geht es darum, in Afrika Entwicklungshilfe zu machen. D. Dörner sagt nichts dazu, ob Entwicklungshilfe gut oder schlecht ist, sondern nur dazu, welche Entwicklungshilfe gut und welche schlecht ist. Wenn die Entwicklungshilfe dazuführt, dass im beobachteten Zeitraum bestimmte Variablen, etwa der Viehbestand oder pro Kopfeinkommen auf hohem Niveau stabil gehalten werden können, ist es gut, andernfalls schlecht. Die Beispiele sprechen für sich (und ziemlich gegen D. Dörner, der die Beispiele wählte).

In Planspiel passiert beispielsweise bei schlechten Spielern folgendes:
In der Absicht die Lebensbedingungen der Bevölkerung eines sogenannten Entwicklungslandes zu verbessern, wurde die Größe der Rinderherden und die Zahl der Brunnen gesteigert. Doch das wenige Gras auf den Weiden konnte die immer größer werdende Zahl an Rindern nicht ernähren und das Grundwasser floss nicht schnell genug nach, um die Wasserentnahme aufzuwiegen. Als der Regen ausblieb versiegten die Brunnen, die Weiden verfielen zu Steppen, die Rinder starben und die Bevölkerung erlitt eine schwere Hungerkatastrophe.

Dann bringt D. Dörner eine Zeitungsmeldung aus der Wirklichkeit, in welcher genau diese Geschichte wieder steht, nur eben, dass es diesmal eine wirkliche Hungersnot gegeben hat. In der Wirklichkeit spielen offenbar schlechte Spieler.

D. Dörner unterscheidet Spiele "in seinem Labor" und reale Spiele. Er suggeriert damit, dass in der Wirklickeit Planspiele gespielt werden, wo sich beispielsweise reiche Entwicklungshelfer Sorgen um die armen Afrikaner machen. Das Leben - oder genauer bestimmte Bereiche - wird als Spiel gesehen, das man gut oder schlecht spielen kann. Ich frage mich, wo D. Dörner hinschaut. Es könnte ja sein, dass die Entwicklungshelfer genau dann gut spielen, wenn sie weitere Aufträge bekommen und dann schlecht, wenn sie keine Aufträge mehr bekommen. Ich habe keine Ahnung in welcher Abhängigkeit das von Hungerkatastrophen in Afrika steht.