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Bischof, Norbert: Gescheiter als alle die Laffen. Ein Psychogramm von Konrad Lorenz. Rasch und Röhring, Hamburg, 1991, 2. Auflage in Serie Piper, 1993, ISBN: 3492115306

Klappentext

Schillers Wort «Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt schwankt sein Charakterbild in der Geschichte» gilt für kaum einen zeitgenössischen Denker in gleichem Ausmaß wie für Konrad Lorenz. Das liegt daran, daß seine Thesen und der Stil, in dem er sie verkündete, dazu reizen, sich ihm parteiisch zu nähern: als kritiklos verehrender Jünger oder aber als erbitterter Feind. Den einen ist er ein von tiefer Verantwortung für Natur und Menschheit erfüllter, begnadeter Seher und rundherum ein wundervoller Mensch, den anderen ein naiver Ideologe des Biologismus und gewissenloser Handlanger brauner Menschenverächter. Hinzukommt noch in beiden Fällen das von den Medien verbreitete Klischee eines konfliktfrei idyllischen Lebens, dem es bis zum Ende vergönnt war, Träume der Kindheit Wirklichkeit werden zu lassen.

Das vorliegende Buch bricht radikal mit solcher Legendenbildung. Norbert Bischof hat fünfzehn Jahre lang als Psychologe in der Biologenkolonie des Seewiesener Max Planck-Instituts in alltäglichem Kontakt mit Konrad Lorenz zugebracht. Aus intimer Vertrautheit heraus und unter Verwendung von bislang unbeachtet gebliebenem Quellenmaterial unternimmt er es, das Portrait des Vaters der Verhaltensforschung von idealisierenden wie von entstellenden Übertünchungen zu reinigen und erstmals das Antlitz des Menschen Konrad Lorenz freizulegen. In diesem Psychogramm sind Lichter und Schattierungen so gesetzt, daß statt eines flachen Klischees ein Charakter Profil gewinnt – ein Charakter, dessen Höhen und Abgründe, dessen Größen und Schwächen sich mit nachfühlbarer Folgerichtigkeit aus den keineswegs problemfreien Erfahrungen seiner Kindheit heraus entwickelt haben.

Das Buch ist provozierend geschrieben, nicht nur, weil es Tabus verletzt, sondern vor allem, weil es ungewohnte Zusammenhänge knüpft. Besonders aufregend daran ist, daß es auch die immer wieder als rätselhaft empfundenen Einbrüche in der wissenschaftlichen Argumentationslogik von Lorenz auf ungewohnte, aber schlüssige Weise in das Persönlichkeitsbild einbezieht und als Ausstrahlungen seines individuellen Konfliktpotentials zu deuten versteht.

Norbert Bischof läßt keinen Zweifel daran, daß er zu Konrad Lorenz eine starke persönliche Bindung mitbringt, die sich auch in teilweise schmerzlichen Auseinandersetzungen behauptet hat. Seine Analyse ist wohlmeinend, aber rückhaltlos ehrlich. Sie atmet in jeder Zeile Authentizität. Hier redet einer, der dabei war und nichts aus zweiter Hand zusammensuchen mußte, einer, der gewillt ist, am Lebenswerk seines Lehrers weiterzubauen und gerade deshalb keinen Augenblick zögert, zu Gunsten des Bleibenden den Ballast des Unzulänglichen abzuwerfen.

Inhaltsverzeichnis

1. Wozu ein Psychogramm?
2. Der Parteien Gunst und Haß
3. Der Denkstil
4. Der dunkle Punkt
5. Die Seewiesener «Forscherehe»
6. Die väterliche Sphäre
7. Die mütterliche Sphäre
8. Das «narzißtische» Konfliktpotential
9. Das «ödipale» Konfliktpotential
10. Die Beziehung zur Partnerin
11. Die Verfluchung des Minderwertigen
12. Die sieben «Todsünden»
13. Erbe und Umwelt
14. Die Feindschaft zwischen den Generationen
15. Die Silhouette des Tricksters

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