Zins"theorien"        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Literatur ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]

Als Zins"theorien" bezeichne ich durch Zinskrisen verursachte Begründungs- oder Rechtfertigungsversuche für Zins.

H. Binswanger (Geld und Wachstum, 1994) gibt eine Übersicht über die gängisten Argumentation zur Begründung von Zins und stellt fest „Die Frage, warum es Zinsen gibt, hat die Ökonomie bis heute nicht gelöst.“
Die Begründung von Zins ist aber natürlich keine ökonomische Frage, sondern ein ökologische. Die Ökonomie befasst sich - soweit ich sehe ausschliesslich - mit den Verhältnissen, in welchen es Zins gibt.
Die ausgeklügelste Version einer Zins-Begründung/Rechtfertigung - die heute als Common Sense zitiert wird - stammt von J. Keynes, der Zins ambivalent als Liquiditätsprämie bezeichnet und suggeriert, dass der Verzicht auf Liquidität belohnt werde. Darin ist das klassische Argument von A. Smith aufgehoben, der Zins als Beteiligung am Gewinn des Schuldner auffasst.

H. Binswanger schreibt: "Finanz- und Wirtschaftskrisen sind in erster Linie die Folge einer übertriebenen Geldschöpfung, die nicht der Finanzierung realer Produktionszuwächse dient, sondern zum spekulativen Kauf von Vermögenswerten (wie Aktien, Grundstücke) in der Erwartung, dass deren Preise gerade wegen der ständigen Geldvermehrung immer weiter steigen werden. Wenn die erwartete künftige Preissteigerung höher ist als der Zins, nimmt man auch Kredite auf, um Vermögenswerte zu kaufen und sich so ohne Mühe bereichern zu können. Die Spekulation ist aber dadurch gefährdet, dass die Zinsen steigen können. Dies tritt dann ein, wenn die Zentralbanken gerade wegen der durch die spekulativen Kredite aufgeblähten Geldmenge eine inflationäre Entwicklung befürchten und - um Inflation zu verhindern - die Zinsen erhöhen. Steigen die Zinsen zu hoch, um die spekulativen Kredite zu rechtfertigen, kommt es zur Finanz- und Wirtschaftskrise. Um dieser zu begegnen, sehen sich die Regierungen genötigt, einzuspringen und sich dazu bei den Zentralbanken zu verschulden. Diese können dank der Möglichkeit zur Geldschöpfung im Prinzip fortlaufend zusätzliches Geld geben. Dann droht aber wieder Inflation.

Finanzkrisen -- Geldschöpfung
Geldschöpfung ---realer Produktionszuwächse --- spekulativen Kauf -- Erwartung: Preise steigen wegen der Geldvermehrung
erwartete Preissteigerung höher als Zins -- Kredite Vermögenswerte zu kaufen
Spekulation -- Zinsen steigen --- Zentralbanken inflationäre Entwicklung befürchten -- die Zinsen erhöhen.
Steigen die Zinsen zu hoch, --- Finanzkrise.
Regierungen springen ein ---- verschulden sich bei Zentralbanken -- zusätzliches Geld -- wieder Inflation.

Urzinstheorie (Geld-Mehrwerttheorie): Zins auf Grund der höheren Begehrtheit flüssiger Zahlungsmittel (S. Gesell)

Irving Fisher


 
[ ]
[bei P. Martin]
[wp]