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Zins heisst das Geld, das der Schuldner dem Gläubiger zusätzlich bezahlt, wenn er das geliehene Geld zurückbezahlt.
Zins kann auch in vereinbarten Vorabraten (typischerweise einmal pro Jahr) bezahlt werden, wenn die Rückzahlung des Darlehen längerfristig ausbleibt.
Umgangssprachlich werden auch Mietkosten und ähnliches teilweise als Zins (als Zinsen auf Sachkapitalien) bezeichnet.

Zinszahlungen rufen - vor allem in Zinskrisen oder in Zinseszins-Diskussionen als Phänomen nach Erklärungen, die oft als Zins"theorien" beizeichnet werden.

"In der Gemeinschaft ist Zins nicht denkbar, weil in der Gemeinschaft nicht getauscht und schon gar nicht bezahlt wird - und Geschenke nicht erwartet, sondern angenommen werden. Wo die Gemeinschaft - wie etwa in der Religion - erst als Vision antizipiert wird, wird Zins durch Zinsverbote „moralisiert“ (Todesco, Geld, 2013, S. 139), vgl. dazu Zins in der Bibel, Zins im Islam. Es gibt aber auch eine ökonomische Zinskritik, vgl. dazu Zins im DDR-Sozialismus.

Historisch war oft von Wucher die Rede. Durch die Aufhebung oder Relativierung der Zinsverbote in der Reformation wurde Zins von Wucher durch ein legitimiertes Ausmass unterschieden (ausführlich in Geitmann, s.u.).

Als Leitzins hat(te) der Zins (in der Zeit der Nationalstaaten, also vor der Globalisierung) eine - umstrittenen - Funktion bei der Regelung der Geldmenge.

Eine Zins-Definition:
"Wobei der Zins schlicht als das definiert werden kann, was der Gläubiger zurückhaben muß, um sich zum Zeitpunkt der Rückzahlung nicht schlechter zu stellen als zum Zeitpunkt der Ausleihe. Denn Schuldner (Zeitpunkt der Ausleihe) finden sich nur ein, wenn etwas besonders knapp ist. Und Rückzahler sieht man nur, wenn es dann eben (insgesamt) wieder erheblich besser geht." (Martin,Kapitalismus:22)

Zins wird im Kontext von Miete oft mit Leihgebühren verwechselt.


Zins-Geschichte und Zins-GeschichteN:

In Mesopotamien ist der Codex Hammurapi überliefert, der in § 89 einen maximalen Zinssatz von 20% für Silberkredite und 33 1/3% für Gerstenkredite vorschrieb.
Im klassischen Griechenland und Römischen Reich sind Zinssätze von 6 % bis 10% überliefert. Hier gibt es gesetzliche Regelungen gegen Wucher.
Im Mittelalter war das Zinsniveau nicht geregelt und dementsprechend hoch.
In der Renaissance entwickelt sich ein Bankwesen und mithin ein Markt für Zinssätze.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurden Staatsanleihen zwischen 3 % und 5 %. ausgegeben.
Mit der Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg stiegen auch die Zinssätze in astronomische Höhen
die 1970er Jahre waren eine Hochzinsphase
seit 2000 gehen Libor und Zentralbankzinsen Richtung null.

[die Inflationstheorien versagen !!]

Links:

B. Senf: Die destruktiven Gesetzmäßigkeiten des Zinssystems und Wege zu seiner überwindung
Roland Geitmann: Bibel, Kirchen und Zinswirtschaft [texte] Geitmann in der wp [] , Geitmann: Biblische Weisheit
Thomas von Aquin und das Zinsverbot [texte]


Negativzinswirtschaft [Deutschmann_ZinsMechanik]


http://www.geldreform.de/ dort Volltexte

Literatur

H. Binswanger: Geld und Wachstum
K. Marx: Kapital
Der Zins wird erst im dritten Band des „Kapitals“ eingeführt, in dem es um den Gesamtprozess der kapitalistischen Reproduktion geht. Die Trennung der Kapitalisten in Geldkapitalisten und industrielle Kapitalisten schafft nach Marx erst den Zins bzw. verwandelt einen Teil des Profits in Zins. Geld befähigt den Kapitalisten, ein bestimmtes Quantum unbezahlter Arbeit, Mehrwert und Mehrprodukt, aus den Arbeitern herauszuziehen und sich anzueignen. In dieser Eigenschaft als Mittel zur Produktion des Profits, wird es eine Ware.
Ein Beispiel: „Gesetzt, die jährliche Durchschnittsprofitrate sei 20 %. Eine Maschine im Wert von 100 Pfund St. würde dann ...einen Profit von 20 Pfund St. abwerfen. Ein Mann also, der 100 Pfund St. zur Verfügung hat, hält in seiner Hand die Macht aus 100 Pfund St. 120 zu machen oder einen Profit von 20 Pfund St. zu produzieren. überläßt dieser Mann für ein Jahr die 100 Pfund St. einem anderen, der sie wirklich als Kapital anwendet, so gibt er ihm die Macht, 20 Pfund St. Profit zu produzieren...Wenn dieser Mann dem Eigner der 100 Pfund St. am Jahresschluß vielleicht 5 Pfund St. zahlt, d. h. einen Teil des produzierten Profits, so zahlt er damit den Gebrauchswert der 100 Pfund St. ...20 Pfund St. zu produzieren. Der Teil des Profits, den er ihm zahlt, heißt Zins, was also nichts als ein besondrer Name, eine besondre Rubrik für den Teil des Profits, den das fungierende Kapital, statt in die eigene Tasche zu stecken, an den Eigner des Kapitals wegzuzahlen hat“ (MEW Bd. 25, 351)

eine kurze Geschichte zu Zins


[Ausführliche Erklärung http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/zinsen.html#erklaerung]
[http://www.zinsschulden.de/zinsen/index.php]

Kommt noch:
Zins ist kein Problem - sondern eine private Sache. Die Zentralbank muss öffentlich sein und darf keinen Zins nehmen, sondern muss Nutzungsgebühr erheben. öffentliche Haushalte dürfen keine Schulden bei Privaten machen, also keine Zinsen bezahlen


Smith war gegen ein generelles Zinsverbot: „Wie die Erfahrung lehrt, hat das Zinsverbot das übel des Wuchers noch vergrößert, anstatt es zu verhindern“ (2. Buch, Kap. 4). Er hielt jedoch die gesetzliche Fixierung eines Höchstzinses, wie es zu seiner Zeit in England der Fall war, durchaus für sinnvoll. Dieser gesetzliche Höchstzins solle seiner Ansicht nach stets etwas über dem üblichen Marktzins liegen, den Schuldner gewöhnlich für die Leihe des Geldes zahlen. Wäre er niedriger festgelegt, dann würde dieser gesetzliche Zins genauso oder annähernd genauso verderblich wirken, wie ein generelles Zinsverbot.
Der gesetzliche Höchstzins sollte aber auch nicht allzu sehr über dem üblichen Marktzins liegen. „Läge er in England zum Beispiel bei 8 oder 10 %, so würde das Leihgeld größtenteils an unseriöse Geschäftsleute und Plänemacher (original engl.: prodigals and projectors) fließen, da nur sie bereit wären, diesen hohen Zins zu zahlen“ (2. Buch, Kap. 4). Hier spiegelt sich Smiths Erfahrung mit der Kapitalmarktblase Anfang des 18. Jahrhunderts, der sogenannten „South Sea Bubble“, wieder. Er war der Ansicht, dass ein Höchstzins verhindert, dass das Kapital eines Landes jenen soliden Geschäftsleuten entzogen wird, die es höchstwahrscheinlich mit Gewinn und Vorteil verwenden. „überall dort wo der legale Zins nur ein wenig über dem niedrigsten Marktzins festgelegt wird, ziehen die Darlehensgeber die soliden Geschäftsleute den anderen vor, da sie fast soviel Zinsen erhalten, wie sie von den unseriösen zu nehmen riskieren, wobei ihr Geld zudem weit sicherer angelegt ist.“

siehe auch loanable Funds


Knut Wicksell - natürlicher Zins
Hierzu unterschied er erstmals zwischen Marktzins und natürlichem Zins und definierte letzteren als „jene Rate des Darlehenszinses, bei welcher dieser sich gegenüber den Güterpreisen durchaus neutral verhält, sie weder zu erhöhen noch zu senken die Tendenz hat“. Anders ausgedrückt besteht Preisstabilität, wenn der Marktzins mit dem natürlichen Zins übereinstimmt. Unterschreitet der Marktzins den natürlichen Zins, kommt es tendenziell zu Inflation, im umgekehrten Fall zu Deflation (Wicksellscher Prozess). Wicksell betrachtete es als Aufgabe der (Zentralbank), das richtige Verhältnis zwischen diesen beiden Zinssätzen herzustellen. Mit seinen konjunkturtheoretischen Überlegungen wurde Wicksell zum Vater der Überinvestitionstheorie.


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