über TCM
Traditionelle chinesische Medizin
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"Traditionelle chinesische Medizin" ist ein Begriff, der hauptsächlich in der westlichen Welt zur Abgrenzung von der dort herrschenden Medizinvorstellungen verwendet wird. Deshalb wird auch von "alternativer" Medizin gesprochen.
Hier schreibe ich darüber, inwiefern die Wörter "Traditionell", "chinesisch" und "Medizin" diese Verfahren charakterisieren. Über die Inhalte der TCM und ein paar Verfahren, wie sie im Commonsense wahrgenommen werden, schreibe ich unter Traditionelle chinesische Medizin

Die "Traditionelle" chinesische Medizin ist so traditionell wie jede Tradition. Im wesentlichen wurde sie während der sogenannten Kulturrevolution als Ideologie (re)konstruiert, also als TCM erfunden. Natürlich haben die Mao-Kommunisten nicht die Akupunktur oder die Daoistische Philosophie erfunden, die die TCM im heutigen Verständnis prägen. (Wieder)-Erfunden haben sie eine Geschichte, in welcher beliebige Geschichten zusammen als "uralte Tradition" dargestellt werden, wobei sie auch damit nichts Neues erfinden mussten. Traditionen sind traditionell sehr beliebt.

Teilen der Chinesischen Partei - die später als "Vierbande" angeprangert wurden - ging die Verwestlichung zu rasch und zu weit. Sie fingen deshalb an, eine chinesische Lebensweise und Weltanschauung zu propagandieren, was sich als politisch erfolgreiche Strategie entpuppte, weil viele Chinesen darin eine konservative Möglichkeit sahen, in ein vorkommunistisches Leben zurückzukehren - was dann der Vierbande speziell angelastet wurde.

Während der neoliberalen Öffnung Chinas um 1970 kamen Teile der TCM (vor allem die Akupunktur) ins westliche Bewusstsein.

Laut P. Unschuld: "Als der Sicherheitsberater Kissinger 1971 in China war, um den Besuch von US-Präsident Nixon vorzubereiten, war der Journalist James Reston mit dabei. Der musste während des Aufenthalts wegen einer Blinddarmentzündung operiert werden. Als er aufwachte, sah er, wie die Ärzte seinen postoperativen Schmerz mit Akupunktur behandelten. Das hat ihn so beeindruckt, dass er am 26. Juli 1971 einen Artikel schrieb, den die «New York Times» unter dem Titel «Now, About My Operation in Peking» auf der ersten Seite abdruckte. Das war der Auslöser der TCM-Liebe im Westen.

Wohl ziemlich unabhängig von «New York Times» (oder eher umgekehrt abhängig) war die 68-er Bewegung auf sogenannt östliche Philosophie à la Zen und Gurus gestossen, was im Osten als Geschäftsmodell kultiviert wurde (und noch immer erfolgreich getan wird). P. Unschuld beschreibt den Markt, der für chinesische Heilpflanzen à la Tiger-Balsam eröffnet wurde.

Es gibt sehr viele Meinungen zur Wirksamheit der TCM, sie wird aber sehr oft dort verwendet, wo die "westliche" Medizin keinen Rat mehr weiss, also gar nicht auf Wirksamkeit beobachtbar ist. Und davon unabhängig, hat sich im Westen ein Markt etabliert, in welchem nicht nur chinesische Kräuterhändler, sondern auch sehr viele Einheimische um allerlei Subventionen streiten.


 
[ Interview ]
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