Theorietheorie
(Metatheorie)
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Als Theorie bezeichne ich jene Reflexion meiner Anschauung oder meines Wahrnehmens, in welcher ich meine differenziellen Kategorien beobachte. In dieser theoretischen Reflexion widerspiegele ich meine Sichtweise. Ich mache mir mein durch meine Theorie geleitetes Schauen als explizites Beobachten bewusst.

Als Beobachten bezeichne ich in diesem Kontext das Berichten darüber, wie ich was beobachte, indem ich die dabei verwendeten Unterscheidungen bezeichne. Im impliziten Fall bezeichne ich jeweils eine Seite der Unterscheidung. Wenn ich "oben" sage, habe ich beispielsweise in einem nicht bezeichneten Feld oben und unten unterschieden, indem ich eine Seite der Unterscheidung mit oben bezeichnet habe. In der Reflexion mache ich mir beide Seiten der Unterscheidung, die Unterscheidung selbst und das Feld, in welchem ich die Unterscheidung mache bewusst.

Vor jeder Reflexion meiner Wahrnehmung nehme ich wahr. In der ersten Reflexion werde ich mir dessen gewahr. Ich erkenne mich als Beobachtender. Alle Phänomene werden von einem Beobachter beobachtet, wobei beobachten hier wieder für - allenfalls unbewusstes - unterscheiden und bezeichnen steht. Ich selbst beobachte mich als Beobachter und beobachte reflexiv, was ich als Beobachter bezeichne, isoliere und abgrenze.

Dass ich mich als Beobachter bezeichne ist eine theoretische Entscheidung. Diese Theorie ist ein Resultat meiner Analyse, die ich auf meine mir noch nicht bewusste Anschauung anwende. Dass ich beobachte, ist für mich evident. Aber jede Evidenz beruht auf nicht reflektiertem Schauen.(0) Die Evidenz wird durch die Theorie als bewusster Beobachtung aufgehoben.

Ich unterscheide zwei Beobachter-Perspektiven, nämlich den deutenden Beobachter und den konstruierenden Beobachter. Der erstere nimmt Phänomene wahr, der zweite erklärt sie. Das erste Phänomen für mich ist die Sache, die ich zum Phänomen mache, wozu ich sie als Sache wahrnehmen muss. Als Wahrnehmung bezeichne ich dabei eine spezifische Aneignung. Wenn ich etwas wahrnehme, habe ich ein Abbild davon in mir.

Der für Theorien für mich relevante Fall sind Erklärungen, mit welchen ich mir selbst etwas erkläre. Solche Erklärungen sind - in meiner Theorie - systematische Beschreibung von Mechanismen, die ich zur Erzeugung derjenigen Phänomene verwenden kann, die ich erklären will.

------------ Als "Differenztheorien" bezeichne ich Theorien, deren Referenzobjekte nicht Erklärungen sind, sondern Vereinbarungsverfahren in Form von Differenzen. Differenztheoretisch ist eine "Differenztheorie" eine Differenz zwischen einer Theorie und einer Differenztheorie, die alternativ anstelle einer Theorie steht, wenn nicht Erklärungen, sondern Beobachtungen plausibilisiert werden sollen. Ich unterscheide drei Formen: •beobachtete Differenz (Resultat der Beobachtungsoperation) •dialektische Differenz (Unterschied zwischen These und Antithese, zwei Beobachtungsoperationen) •begriffliche Differenz (Begriffsentwicklung) 1) Differenz als Resultat einer Beobachtungsoperation Beispiel: System := System/Umwelt (Ein System ist die Differenz zwischen einem System und seiner Umwelt) Man kann das etwa so lesen: Wenn ich System sage, bezeichne ich die Unterscheidung zwischen System und Umwelt. Diese Art der Vereinbarung von Ausdrücken zitiert also eine Unterscheidung, die als Beobachtungs-Operation beschrieben wird. So spreche ich nicht über das System an sich, also nicht über eine "ontologische Wesenheit", der ich Eigenschaften zuordne, sondern ich spreche über eine Beobachtung, die eine Differenz einführt, das heisst, ich mache eine Beobachtung 2. Ordnung, in welcher ich die Unterscheidung einer (implizierten) Beobachtung beobachte. (Ein ausführlicheres Beispiel: Risiko := Risiko/Gefahr). Man kann System natürlich auch von etwas anderem abgrenzen. Man beobachtet dann aber ein anderes System als dasjenige, das duch die Unterscheidung System/Umwelt gesehen wird. Daraus folgt, dass die Differenztheorie keinen Systembegriff kennt, sondern nur Verwendungen eines jeweiligen "Systembegriffes", der in der Verwendung, sozusagen als Momentum entsteht. Die Frage ist nicht, was ist ein System, sondern mit welches Differenz wird gerade über ein System gesprochen. Als Re-entry erscheint ein dennoch stabiler System-Begriff, wo mit System ausschliesslich eine und dieselbe Differenz bezeichnet wird, die einmalige Verwendung also quasi eingefroren wird. Mit dem Ausdruck Differenztheorie wird konventionellerweise (das heisst im Umfeld von J. Derrida und N. Luhmann) diese Differenzbildung bezeichnet. Sie hat ihren (selten reflektierten) Ursprung im Scheidegeld, im welchem sich die Verfassung (Konstitution) von ihrer materiellen Grundlage befreit. Indem man Münzen machte, die einen bestimmten Wert repräsentierten, der durch die Prägung sichtbar war, hatte man praktisch eine Differenz zwischen Wert und Wert, zwischen dem Wert, der drauf steht und dem Wert, der drin ist, eingeführt. Man muss sich de facto jedes Mal entscheiden, ob nun der Goldwert oder der "geprägte" Wert gelten soll, wenn man eine Differenz vermutet. Wenn der Goldwert kleiner oder viel kleiner ist als das, was die Prägung verspricht, muss man sich überlegen, ob man der Prägung trauen soll. Wohl weil sich in diesem Punkt die Geister scheiden, wird solches Geld als Scheidegeld bezeichnet: Die beiden Werte sind geschieden, weshalb sie immer zusammengedacht werden.

Als Phänomen bezeichne ich etwas, wofür ich als Beobachter eine Erklärung suche. Quasi-etymologisch steckt im Ausdruck Phänomen, dass es um eine Erscheinung von etwas anderem geht, und mithin, dass man gerne wüsste, was so erscheint. Das Phänomen liegt also nicht in der Sache, sondern darin, dass ich eine Erklärung für eine bestimmte Sache will. Es gibt in meiner Umwelt beliebig viele Dinge, die ich nicht erklärt haben will. Ich muss beispielsweise nicht wissen, warum es in meinem Kühlschrank kalt ist, und warum Bananen krumm sind. Aber wenn ich will, kann ich danach fragen und so die Sachen zu Pänomenen machen. Wäre ich im alten Griechenland vor dem Tempel von Heron von Alexandria gestanden, hätte ich fragen können, weshalb sich wohl dessen Türen wie von Götterhand geführt öffnen, wenn der Priester vor dem Tempel das Feuer anzündet. Das kann ich mir auf sehr verschiedene Weisen erklären. Ich kann annehmen, dass der Priester zaubern kann oder eine Verbindung zu den Göttern hat. Ich kann an versteckte Sklaven denken, die die Türen mit Seilzügen öffnen. Ich kann mir - wie Heron - eine unterirdische Dampfmaschine vorstellen, die durch das Feuer beheitzt wird und so die Türen öffnet. Ich kann also beim Erklären sehr verschiedene Theorien verwenden.

Wenn ich aber darüber nachdenke, wie ich Phänomene erzeuge, brauche ich eine Theorie, mit welcher ich mir erkläre, was ich als Phänomene wahrnehme. Solange ich nur Phänomene erkläre, tue ich so, wie wenn die Phänomene - wie etwa K. Poppers Hypothesen - mir aus dem Himmel zugefallen wären. (1)

Eine Theorie muss nicht nur beschreiben wie ich Phänomene erkläre, sondern auch wie ich Phänomene unterscheide und abgrenze. Sie muss bestimmen, was als Phänomen und was als Erklärung in Frage kommt, wobei als Phänomen tautologischerweise nur in Frage kommt, was ich - im Prinzip - erklären kann.

Die Evolutionstheorie beispielsweise besagt, dass eine Entwicklung, in welcher Nachfolger "entwickelter" sind als ihre Vorfahren, auf einem Prozess mit Mutation und Selektion beruht. Die darwinistische Evolutionstheorie beobachtet beispielsweise, dass Menschen quasi entwickeltere Affen sind. Die Theorie setzt im Sinne differentieller Kategorien voraus, dass ich Lebewesen als verschiedene und verschieden entwickelte Arten derselben Sache sehe. Sie setzt damit auch voraus, dass ich überhaupt Lebewesen wahrnehme.

Ich kann mich - in theoretischer Absicht - fragen, welche Einheiten oder Gesamtheiten ich wahrnehme oder beobachte. Ich schaue beispielsweise aus dem Fenster und sehe auch dabei Teile meiner Umwelt. Ich sehe aber nicht eine Fläche wie ein gemaltes Bild, sondern Wiesen, Bäume, Strassen, Autos. Ich könnte mich fragen, weshalb ich diese "Dinge" sehe. Einer postmodernen Theorie zufolge, gibt es diese Dinge gar nicht, es sind mentale Konstruktionen von mir. In dieser Sicht könnte ich mich fragen, weshalb ich gerade diese mentalen Konstruktionen mache. Ich stelle mir aber die Frage - in meiner Theorie - anders. Ich frage mich, welche Dinge ich unterscheide, isoliere, als einzelne Gesamtheiten beobachte.(2)

Ich lebe aber nicht von mentalen Bildern. Ich muss auch meinem Körper unterhalten. Mein mich Unterhalten begreife ich als Metabolismus (oder Stoffwechsel), durch welchen ich mich reproduziere. Ich könnte diesen Prozess quasi naturwissenschaftlich sehen. Ich könnte sehen, wie ein Organismus in Form von biochemischen Prozessen atmet, Nahrung aufnimmt, die dem Aufbau und der Erhaltung seiner materiellen Substanz und der Gewinnung der Energie dient, die für diese Prozesse nötig ist. Ich beobachte - durch meine Theorie - aber etwas anderes. Ich beobachte meine Tätigkeit, also das, was ich mache, um mich am Leben zu erhalten. Ich beobachte mich aber nicht als abstraktes Neugeborenes, sondern zu dem Zeitpunkt, in welchem ich mir meine Theorie bewusst mache. Ich beobachte mich als bereits sozialisierten Menschen, der sich unter anderem auch eine Sprache angeeignet hat, wodurch dieses beschreibende Beobachten erst möglich ist.(3)

In der Gesellschaft, in der ich lebe, beobachte ich andere Menschen, die ich in einer Analogie zu meinem Selbstverständnis sehe, weil meine mich erhaltende Tätigkeit gesellschaftlich eben durch andere Menschen, die dasselbe wie ich tun, vermittelt ist. Ich begreife meine Tätigkeit also nicht anhand der Handlungen, die ich selbst ausübe, sondern anhand der Handlungen von mir und andern, die ich auf meine Selbsterhaltung in dem Sinne beziehe, dass ich selbst so handeln müsste, wenn es nicht andere für mich tun würden.

In dieser Gesellschaft beobachte ich eine sehr hoch entwickelte Aneignungstätigkeit, in welcher die Aneigung durch hochentwickelte Werkzeugtechnik vermittelt ist. Meine eigene Tätigkeit erscheint dabei als Beitrag zu einer gesellschaftlichen Kooperation, die mir die theoretischen Kategorien liefert, um meine Tätigkeit zu begreifen.

Naturwissenschaftlich abstrakt gesehen muss ich meinen eigenen Körper unterhalten. Für meinen Stoffwechsel brauche ich "Stoff" aus meiner Umwelt. Unter diesem stofflichen Gesichtspunkt bezeichne ich meine Umwelt in einem umgangssprachlichen Sinn als Natur. Und weil ich nur aus Stoffen aus der Natur bestehe, bezeichne ich die Natur soweit sie nicht menschlicher Körper ist - in Anlehnung an K. Marx - als meinen unorganische Leib. Die gesamte Natur, die meinen Leib umfasst, beobachte ich dabei als Differenz, in welcher der Teil der Natur, der nicht zum Organismus gehört, als Material des Stoffwechsels zum Organismus gehört. Der Organismus fungiert so als Aspekt des natürlichen Stoffwechsels. Er beruht auf einer Autopoiese, in welcher er sich als organische Natur durch die Bildung einer Haut von seiner unorganischen Natur abgrenzt. Die Natur gewährleistet nicht nur alles, was ich mache, ich bin selbst aus ihr hervorgegangen, indem ich mich von ihr unterschieden und ohne mich aus ihr zu entfernen, abgegrenzt habe. Ich sehe mich als Gegenstand der Natur in der Natur.

Ich beobachte hier aber nicht die Natur als etwas Vorausgesetztes, sondern meine Tätigkeit, worin ich eine theoretische Entscheidung erkenne. Als Mensch esse ich beispielsweise wie andere Säugetiere, was mir die Natur bietet, um meinen Metabolismus aufrecht zu erhalten. Meine Nahrung fliegt mir normalerweise nicht wie der auch benötigte Sauerstoff in den Mund, ich - oder jemand anderer - muss etwas dafür tun, im einfachsten Fall sammeln oder jagen. Ich verwende vor der Konsumption fast immer Werkzeuge, um Lebensmittel in eine mir passende Form zu bringen. Ich kultiviere dabei "Natur", die ich erst durch diese Kultivierung als Natur wahrnehme. Ohne diese Kultivierung hätte ich keinen Grund, die Natur von etwas anderem zu unterscheiden, weil dann alles Natur wäre. Im Aneignungsprozess wird mir die Natur zum Material. Das Wasser, das ich aus einem Bach schöpfe, wird zum Getränk, was es im Bach nicht ist. Der Baum wird mir zu Baumaterial, was er seiner Natur nach nicht ist. Bäume wachsen nicht für mich, es gibt sie schon viel länger als die Menschen.

Als Natur bezeichne ich die nicht markierte Seite der Unterscheidung Kultur/Natur. Ich beobachte die Kultur, die Natur erscheint dabei als das andere, das ich nur via Kultur begreife. Meine Tätigkeit hat für mich den primären Zweck mir die Natur anzueignen, sie mir zu eigen - oder einer missverständlichen Bibelübersetzung gemäss, sie mir untertan - zu machen.(4) Ich beobachte die Produkte meiner Tätigkeit und durch diese Kategorie sehe ich Gegenstände in meiner mir als Natur erscheinenden Um-Welt.

Durch die Aneignung unterscheide ich Material. Auf der tiefsten Ebene der Tätigkeit produziere ich das Material, das ich aneigne. Im einfachsten Fall der Produktion muss ich, das, was die Natur bietet, nur aufheben. Ich kann aber nichts produzieren, ohne Natur durch Aneignung aufzuheben. Ein Teil der Produktion dient unmittelbar der Konsumption, ein anderer Teil der Produktion dient der Produktion. Ein produziertes Brot etwa esse ich, einen produzierten Hammer dagegen verwende ich als Mittel zur weiteren Produktion. Für Brot und Hammer eigne ich Natur an, indem ich etwas herstelle, was mir dann als begreifbare Kultur gegenübertritt, also nicht mehr als Natur erscheint.

Wenn ich mich beobachte, unterscheide eine innere und eine äussere Aneignungstätigkeit. Ich muss Nahrung in mir kauen und verdauen, ich muss sie davor in meiner Umwelt als Nahrung produzieren. Die inneren Tätigkeiten sind weitgehend naturhistorisch gewordene Verhaltensweisen, die durch die gesellschaftliche Entwicklung kaum verändert werden. Ich kann diese Tätigkeiten nicht entwickeln, sie sind sozusagen meine Natur. Ich entwickle die äusseren Tätigkeiten. Äussere Tätigkeiten wie Schwimmen, Jagen, Sammeln oder Reden muss ich zwar lernen, aber entwickeln kann ich sie praktisch nicht, sie sind sozusagen natürliche Tätigkeiten, die ich mit allen Menschen zu allen Zeiten teile.(5) Sie sind mir eingeschrieben.

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Die eigentliche Entwicklung der Tätigkeit geschieht bei Tätigkeiten, bei welchen ich Werkzeuge verwenden kann. Werkzeug verwende ich, wenn ich etwas herstelle. Dabei spielt keine Rolle, welchen Zweck das hergestellte Artefakt erfüllt, also ob es ein Konsumgut wie Nahrung oder Klieder oder ob es Bauwerk, ein Gerät oder ein Werkzeug ist. Die Herstellungstätigkeiten entwickeln sich durch die Entwicklung der Werkzeuge. Das ist kein natürlicher Prozess, denn Werkzeuge entwickeln sich nicht selbst, sie werden entwickelt. Die Entwicklung der Werkzeuge erkenne ich als die Tätigkeit, die die Tätigkeiten so verändert, dass ich darin eine Entwicklung sehe.

Ich reflektiere auch dabei weder meine eigene Tätigkeit noch etwa die anfängliche Entwicklung eines Hammers oder einer Sichel. Ich beobachte die Entwicklung der Werkzeuge zurückblickend von den aktuellen Maschinen und Automaten und unterscheide Tätigigkeiten mit einem Hammer von Tätigkeiten in einem hochautomatisierten Dampfhammerwerk. Die Handarbeit mit einem Hammer impliziert dann alles, was später explizit entwickelt in einem industriellen Hammerwerk geschieht. Im Hammerwerk finde ich alle Kategorien, um das handwerkliche Hämmern vollständig zu begreifen. Hier geht es mir aber zunächst um eine andere Sache, nämlich darum, was ich beim Herstellen unabhängig vom verwendeteten Werkzeug mache.

Die herstellende Tätigkeit begreife ich als Formen. Egal, was ich herstelle, das dabei entstehende Artefakt hat eine durch das Herstellen bewirkte Form. Beim Herstellen eines Artefaktes verändere ich die Form. Formen in diesem herstellenden Sinn kann ich nicht überhaupt, ich forme immer etwas. Und das, was ich forme, bezeichne ich als Material. Was ich als Material bezeichne ist also gewissermassen die Kehrseite des Formens.(6)

"Formen" verwende ich abstrakt für die herstellende Tätigkeit, also wenn ich weglasse, was ich wie und mit welchem Material herstelle. Material hat immer eine Form. Das Referenzobjekt des Ausdruckes Bronze etwa kann als Barren, Klumpen, Ohrring oder Statue, aber nicht ohne Form existieren. Wenn ich vom Material spreche, abstrahiere ich nur von dessen Form. Von einem Medium spreche ich dagegen, wenn ich weder Form noch eine Materialeigenschaften mitmeine. Als Medium bezeichne ich das unspezifische Potential zur Formgebung, das jenseits seiner Form kein Sein und keine Eigenschaft hat. Medien fungieren wie Information in den entsprechenden Theorien als etwas, was jenseits von Materialeigenschaften - quasi als reine Idee - existiert. Material ist dagegen beim Herstellen von Artefakten immer sinnlich, durch wahrnehmbare Eigenschaften gegeben. Allerdings sind alle Materialeigenschaften Resultate von Tätigkeiten. Die Härte eines Materials etwa messe ich, indem ich mit einem anderen Material draufschlage.

Materialbezeichnungen wie Metall verwende ich für die Differenz zwischen einer Materialbezeichnung im Sinne eines Stoffnames und einem Kollektivsingular. Im ersten Fall meine ich beispielsweise „Metall“ bedeute „glänzend, stromleitend, schwer, ...“, "Silber" bedeute „Metall und helle Farbe, nicht oxidierend, ...". Im zweiten Fall meine ich die Metalle Silber, Gold, Eisen usw., also keine begriffliche Bestimmung, sondern eine Ansammlung verschiedener Formen von Metall . Materialbezeichnungen sind Sammelbezeichnung für eine Menge von Eigenschaften. Operationell verwende ich das Wort Metall genau dann, wenn ich mich auf diese Eigenschaften beziehen will. Ich sage etwa: Dieses Schwert ist aus Holz, nicht aus Metall.

Durch die Form bekommt das Artefakt Eigenschaften, die dem Material nicht zukommen. Wenn ich ein Messer forme, forme ich die Eigenschaft „schneidend“. Es gibt Materialien, die sich fürs Schneiden besser eignen, aber schneiden ist nicht an ein bestimmtes Material gebunden, es ist keine Materialeigenschaft. Wer sich nur für das Schneiden als solches interessiert, kann ein Medium statt eines Materials erkennen, nur schneiden ganz ohne Material kann wohl nur ein geistiges Medium.

Beim Herstellen von Artefakten muss ich die Form und das Material wählen. Wenn ich ein Ritzwerkzeug zum Schreiben herstelle, muss ich einem Material die Form des Werkzeuges geben. Was ich als Material wähle, bestimme ich so-wohl durch Eigenschaften, die das Werkzeug haben muss, als auch durch Eigenschaften, die das Material hat. Materialien sind in diesem Sinne Hypostasierungen von Eigenschaften, die ich - quasi-ontologisch formuliert - am Material wahrnehme. „Metall“ bedeutet in diesem Sinne dann weniger „glänzend, strom¬leitend, und schwer“, sondern eher „hart und formbar genug“, um als Ritzwerkzeug zu dienen. Oft verwende ich in der Herstellung von Artefakten Werkstoffe, die als Materialien, die hergestellt sind. Metall¬barren oder Papierbögen haben in diesem Sinne eine Protoform, die noch keinem spezifischen Gebrauch entspricht. Ich bezeichne sie deshalb unter produktivem Gesichtspunkt als Halbfabrikate. Aber natür¬lich sind Halbfabrikate auch geformte Artefakte aus Material.

********* >In jeder herstellenden Tätigkeit forme ich Material, das mir dabei zum Gegenstand mit einer Bedeutung wird. Ich löse dabei das Material aus seiner Natur, indem ich es zu einem abgegrenzten Objekt mit einer Gegenstandsbedeutung mache. ************ Ich verwende den Aus-druck Material komplementär zu Form. Als Form bezeichne ich im Kontext der Herstellung von Artefakten in einem opera¬tiven Sinn genau das, was ich zeichnen kann. Jede Zeichnung repräsentiert die Form. Konstruktionszeichnun¬gen und Baupläne sind in diesem Sinne idealtypische Zeichnungen. Dazu muss ich zwei sprachliche Abgrenzungen machen. Mein hier verwendeter Begriff Zeich¬nung ist viel enger als jener der Umgangssprache, in welcher Zeichnung in einem fliessenden Übergang zu Gemälde verwendet wird. Ein Ge¬mälde besteht aus verschieden gefärbten Flächen, eine Zeichnung aus eindi¬mensional gedachten Strichen. Wenn ich mit einem Bleistift zeichnend male, verwische ich diese Differenz. Im Schulfach Zeichnen wird Malen unterrichtet, im Schulfach Geometrie dagegen Zeichnen. Den Ausdruck Form verwende ich metaphorisch auch jenseits von geformtem Material für Strukturen und Verhältnisse, die sich als Varianten in Bezug auf spezifische Ei¬gen¬schaften unterscheiden. Ich spreche etwa von Herrschafts-for¬men und meine damit, dass ich verschiedene Arten der Herrschaft unterschei¬de, und die einzelnen Art, etwa die Monarchie als Form bezeichne. In solchen Metaphern übertrage ich, dass Artefakte mit derselben Gegenstandsbedeutung sich durch ihre Form unterscheiden. Verschiedene Buchstaben oder verschie¬dene Tische haben verschiedene Formen im eigentlichen Sinn, während ich Monarchie natürlich nicht zeichnen kann.************* Wenn ich meinen Körper durch Diät, Body Bulding oder Verstümmelung „for-me“, begreife ich meinen Körper als Medium in verschiedenen Formen, ich wähle dabei kein Mate¬rial. Wenn dagegen der berühmte Genfer Arzt Franken-stein eine Kreatur herstellt, muss er sich überlegen, ob er das wie der Schöpfer von Golem aus Lehm, wie der Schöpfer von Pinocchio aus Holz, wie der Sand¬mann aus Puppenmaterial oder aus Teilen, die er auf einem Friedhof ausgräbt, verwenden soll. Er braucht also Material. Und wenn ich eine Prothese für ein Bein oder ein Herz herstelle, muss ich wählen unter Stahl, Plastik usw. also unter Materialien. Als Artefakte bezeichne ich mithin Gegenstände, die auf einer Materialwahl beruhen - und ausserdem noch auffindbar sind, was bei Franken¬steins Monster und dessen Variationen ja nicht der Fall zu sein scheint. 1.6 Materialismus Ich bezeichne meine Theorie, in welcher die Aneignung im Zen¬trum steht, als Materialismus oder in Anlehnung an K. Marx als materialistische Geschichtsauf¬fassung. Ich bezeichne damit einerseits formal die subjektive Perspekti¬ve und das da¬rin enthaltene historischevolutionäre Beobachten und andrerseits inhalt¬lich das Beobach¬ten der herstellenden Tätigkeit, in welcher Material geformt wird. Als materialistische Geschichtsauf¬fassung bezeichne ich dabei insbesondere eine Differenz zur Wissen¬schaft im Sinne von Natur- und Sozialwissen-schaften, die einerseits syste¬matisch ausblenden, wer spricht und andrerseits auch nicht die Aneignung als kategoriellen Ausgangspunkt verwenden, so dass Material in der Wissenschaft eine nur sehr unbedeutende, vermittelte Rolle spielt. Die materialistische Geschichtsauf¬fassung verstehe ich auch nicht im Sinne so¬genannter Geschichtswissen¬schaften, die Geschichten von Nationen erzählen, sondern im Sinne einer logi¬schen Rekonstruktion der aneignenden Tätigkeit, wobei gerade keine Rolle spielt wel¬che Tätigkeit wann, wo oder von wem einge¬führt wurde. Es geht also nicht da¬rum, welche Nation oder welches Volk sich wann durch welche Tätigkeit pro¬filierte, sondern um die Entwicklung der Tätig¬keiten selbst. Die Wahl dieses Gegenstandes unterstellt natürlich, dass Tätig¬keit als histori¬sches Objekt be¬greifbar ist und dass die Beobachtung dieses Ob¬jektes eine konsistente und sinnvolle Theorie ermöglicht. Für ersteres spricht, dass sich die Theorie von K. Marx als materialis¬tische Theorie so lesen und ver¬wenden lässt, wie insbeson¬dere die Psychologen L. Wygotski und A. Leontjew mit ihren oft als Tätigkeits¬theorien bezeichneten Ansätzen gezeigt haben. Inwie¬fern sich diese Beobach¬tungs¬wei¬¬se bewährt, sehe ich als empirische Frage, de¬ren Beantwortung dann auch beinhaltet, inwiefern diese Sicht begründet wä¬re. Mit dem Ausdruck Materialismus bezeichne ich eine Theorie, in welcher der ge¬sellschaftliche Produktionsprozess als das Formen von Material begriffen wird. Im Materialismus von K. Marx werden Formen von Produktionsverhältnissen analy¬siert. Dabei sind natürlich nicht die Verhältnisse materiell, sondern der Ge¬genstand der Produktion, die diesen Verhältnissen unterworfen ist. ======================= Ich muss dazu ein Material und eine Form wählen, also eine zweifache Entscheidung treffen. Es ist dieser Formgebungsprozess, den ich mit Werkzeugen unterstütze. Menschlich ist die Natur schon da und aufgehoben: es geht um die Aufhebung der Natur in der gemeinschaft--lichen Kollaboration (die unter kapitalistischen Bedingungen in gesellschaftliche Kooperation zerfällt (bei Marx interessant: die kapitalistische Kooperation als Doppelcharakter, er argumentiert, dass die Kooperation durch den Kapitalismus historisch notwendig für die Kollaboration im Kommunismus sei.

Das tierische (evolutionär vorher) ist die NAtur. Meine Mitmenschen sind Gegenstände meiner Kollaboration. Wo das Bewusstsein noch fehlt ist die Emotion. Bewusst sehe ich den Haushalt, den ich mit anderen Menschen teile. (Folge 6 im Hörfunk).

Ein Baum ist nicht konstruiert, ich sehe ihn aber als durch Kategorien der Konstruktion: ich gebe ihm Grenzen und Zweck-Bedeutung..

Das Erklären ist konstruieren und das Deuten ist das Erkennen von - im Prinzip - Konstruierbarem.

Die Systemtheorie sagt, dass ich Gegenstände sehen muss, die ich als System erklären könne. Ich schaue in die Wirtschaft, sic wieso ist das etwas, was ich schauen kann? Und was sehe ich (wobei sehen ja einem Metapher ist). Ich sehe den Wohlstand der Nation, Industrie, reiche Privatheiten.

Was nehme ich als deutender Beobachter wahr, Theorie hat zwei Ordnungen - wie die Blackbox. Einmal beobachte ich die Blackbox und einmal bin ich die Blackbox. -------------------------- alte Theorie ------ Als Theorien bezeichne ich Argumentationen, in welchen eine Erklärung eines Phänomens mittels Analogie durch eine Erklärung eines anderen Phänomens begründet wird. Eine Theorie erläutert beispielsweise inwiefern das Phänomen "Funke", das ich mittels einer elektrischen Batterie erzeuge, und das Phänomen "Blitz eines Gewitters" in dem Sinne "analog" sind, dass das konstruktive Prinzip der Batterie - eben theoretisch - auch den Blitz erklärt. Eine Inversion dazu wird als Bionik bezeichnet. Argumentation Theorie (bestimmte Argumentationen sind Theorien) Systemtheorie (bestimmte Theorien sind Systemtheorien) Eine Theorie beschreibt den Sinn einer Erklärung innerhalb eines durch die Theorie bezeichneten Kontextes. Differenztheoretisch verwende ich den Ausdruck Theorie für eine Differenz zwischen einer Begründung einer Erklärung und einer Anweisung, wie eine Erklärung zu machen ist. Als Einheit der Differenz sehe ich die reflektierte Perspektive der Anschauung (theoria (griechisch für Anschauung)), weil beidseits der Differenz bestimmt wird, wie beobachtet werden muss, um das zu sehen, was durch die Theorie zu sehen ist. Als Begründung der Erklärung erläutert die Theorie die verwendete Analogie. Im Beispiel der Analogie zwischen Blitz und Funken werden etwa elektrische Potentiale, die empirisch zugänglich sind, aufgeführt. Eine Anwendung der Theorie (aber nicht die Theorie) scheitert, wenn diese Erläuterungen nicht tragen (ein Beispiel dazu: Horror vacui). Als Anweisung schreibt die Theorie vor/nach, wie etwas zu beobachten ist, damit es als hinreichend geklärt (als richtig gesehen) verstanden werden kann. Solche Theorien können auch in der Anwendung nicht scheitern. Die Differenztheorie von N. Luhmann etwa schreibt vor, Differenzen zu beobachten. Beispiele: Die Evolutionstheorie beschreibt wie u.a. auch die Schöpfungsgeschichte die Existenz des Menschen als Entstehung (Innenseite der Differenz). Beide "Theorien" schliessen aus, dass es immer Menschen gegeben hat (Aussenseite der Differenz). Die Evolutionstheorie verwendet eine Züchter-Analogie, während die Schöpfungsgeschichte eine Hersteller-Analogie verwendet (Erklärungen). Die Evolutionstheorie erläutert den Mechanismus anhand von Gene, Genmutationen, Auslese, archäologische und morphologische Befunde, usw, die bei einem notwendigen Minimum an Kausalitäten hinreichend viel Kohärenz und Experimentsbeständigkeit aufweisen (zb Hypothesenbündel). Die Kreationstheorie beschreibt anstelle eines Mechanismus eine Schöpfung (Differenz in der Erklärung). Anweisungs-Theorien - die keinen Mechanismus beschreiben: •Gravitationstheorie beschreibt - zu unseren (experimentellen, empirischen) Erfahrungen kohärent - die Folgen der Gravitation. Aber was sagt Gravitation? Sie wird im Mechanismus vorausgesetzt, nicht erklärt. •Die Relativitätstheorie beschreibt - zu unseren (experimentellen, empirischen) Erfahrungen - die Folgen einer konstanten Lichtgeschwindigkeit. •Die Theorie des Horror vacui beschreibt - zu unseren (experimentellen, empirischen) Erfahrungen - die Folgen des Horror vacui. Die Kohärenz des Horror vacui bricht in bestimmten experimentelen Situationen (Evangelista Torricelli) Erklärungs-Theorien - die einen Mechanismus beschreiben: •Die kybernetische Systemtheorie ist ein Spezialfall der Theorie, indem sie alle Phänomene mittels Systemem erklärt, statt für jeds Phänoen eine eigene Analogie zu begründen. ---------------- Die Erkenntnistheorie (auch Epistemologie oder Gnoseologie) ist ein Hauptgebiet der Philosophie, das die Fragen nach den Voraussetzungen für Erkenntnis, dem Zustandekommen von Wissen und anderer Formen von Überzeugungen umfasst. Dabei wird auch untersucht, was Gewissheit und Rechtfertigung ausmacht und welche Art von Zweifel an welcher Art von Überzeugungen objektiv bestehen kann. ----------------------- Metatheorie ist die Bezeichnung für eine Theorie, deren Forschungsgegenstand eine andere Theorie oder eine Menge anderer Theorien ist. Dazu zählen die Systemtheorie, die Kybernetik und die Informatik. Eine Metatheorie ist also eine Theorie über eine Theorie bzw. einige Theorien oder über alle möglichen Theorien. Sie kann beschreibende, erklärende, prognostische und empfehlende Aussagen über ihren Untersuchungsgegenstand machen. Dazu untersucht sie die logische Struktur der Theorie(n), dazu Begriffssystem, Grenzen, Entwicklungsmöglichkeiten, Beweisverfahren usw. der Theorie(n), wobei sie sich einer Metasprache bedient. Auch Theorien, die Erklärungen für die Entstehung von Theorien anbieten, wie die Wissenschaftssoziologie, werden als Metatheorien bezeichnet. -------------------- Hat Marx eine Theorie ? oder Was ist die Theorie von Marx? Ist Dialektik eine Theorie? Ist der historische Materialismus eine Theorie? die materialistische Geschichtsauffassung ist eine Theorie, sie besagt alle Phänomene müssen SO erklärt werden: Welchen Beitrag leisten sie bei der Aneignung? Das Denken verwendet dabei herstellende Kategorien. wenn ich eine Sache verstehen will, muss ich ihr Geschichte rekonstruieren Was erklärt Marx? Welche Phänomene? Smith erklärt den Wohlstand der Nation mit der Arbeitsteilung, das ist im Prinzip produktiv, aber er hat den Prozess nicht verstanden. Wohlstand ist ein Phänomen, Tiere haben das nicht. Wohlstand ist ein Phänomen, zu dessen Beschreibung/Quantifizierung verwenden wir Wert Wohlstand ist einen Menge Wert Wie kommt Wert zustande? das ist zu erklären. Wie Wert verteilt wird ist dabei Teil des Mechanismus, in welchem Kapital und Arbeit getrennt sind Wert (jenseits von Tausch und Geld) ist Gebrauchswert. Er wird durch Arbeit/Tätigkeit hergestellt, dabei wird Material geformt Kapital und privater Reichtum sind zufällig oder ein Spezialfall, der auch nach einer Erklärung ruft eine mögliche Erklärungsart unterstellt, dass wir wissen, wie DER Mensch ist und dann erklären können, was er tut und wie sich das auswirkt. Bei Marx wird die Ware als Zeichen eines Bedürfnis gelesen: Wir schauen welche Waren produziert werden, dann wissen wir welche Bedürfnisse der Mensch hat ABER im Kapitalismus ist dieser Zusammenhang gebrochen Wie entwickelt der Mensch Bedürfnisse und wie befriedigt er sie Wie
 

Als Theorien bezeichne ich Argumentationen, in welchen eine Erklärung eines Phänomens mittels Analogie durch eine Erklärung eines anderen Phänomens begründet wird.

Eine Theorie erläutert beispielsweise inwiefern das Phänomen "Funke", das ich mittels einer elektrischen Batterie erzeuge, und das Phänomen "Blitz eines Gewitters" in dem Sinne "analog" sind, dass das konstruktive Prinzip der Batterie - eben theoretisch - auch den Blitz erklärt.
Eine Inversion dazu wird als Bionik bezeichnet.

Argumentation

Theorie       (bestimmte Argumentationen sind Theorien)

Systemtheorie (bestimmte Theorien sind Systemtheorien)
Tätigkeitstheorie (bestimmte Theorien sind Tätigkeitstheorien)

Eine Theorie beschreibt den Sinn einer Erklärung innerhalb eines durch die Theorie bezeichneten Kontextes.


 

Differenztheoretisch verwende ich den Ausdruck Theorie für eine Differenz zwischen einer Begründung einer Erklärung und einer Anweisung, wie eine Erklärung zu machen ist. Als Einheit der Differenz sehe ich die reflektierte Perspektive der Anschauung (theoria (griechisch für Anschauung)), weil beidseits der Differenz bestimmt wird, wie beobachtet werden muss, um das zu sehen, was durch die Theorie zu sehen ist.

Als Begründung der Erklärung erläutert die Theorie die verwendete Analogie. Im Beispiel der Analogie zwischen Blitz und Funken werden etwa elektrische Potentiale, die empirisch zugänglich sind, aufgeführt. Eine Anwendung der Theorie (aber nicht die Theorie) scheitert, wenn diese Erläuterungen nicht tragen (ein Beispiel dazu: Horror vacui).

Als Anweisung schreibt die Theorie vor/nach, wie etwas zu beobachten ist, damit es als hinreichend geklärt (als richtig gesehen) verstanden werden kann. Solche Theorien können auch in der Anwendung nicht scheitern. Die Differenztheorie von N. Luhmann etwa schreibt vor, Differenzen zu beobachten.

Beispiele:

Die Evolutionstheorie beschreibt wie u.a. auch die Schöpfungsgeschichte die Existenz des Menschen als Entstehung (Innenseite der Differenz). Beide "Theorien" schliessen aus, dass es immer Menschen gegeben hat (Aussenseite der Differenz). Die Evolutionstheorie verwendet eine Züchter-Analogie, während die Schöpfungsgeschichte eine Hersteller-Analogie verwendet (Erklärungen). Die Evolutionstheorie erläutert den Mechanismus anhand von Gene, Genmutationen, Auslese, archäologische und morphologische Befunde, usw, die bei einem notwendigen Minimum an Kausalitäten hinreichend viel Kohärenz und Experimentsbeständigkeit aufweisen (zb Hypothesenbündel). Die Kreationstheorie beschreibt anstelle eines Mechanismus eine Schöpfung (Differenz in der Erklärung).

Anweisungs-Theorien - die keinen Mechanismus beschreiben:

  • Gravitationstheorie beschreibt - zu unseren (experimentellen, empirischen) Erfahrungen kohärent - die Folgen der Gravitation.
        Aber was sagt Gravitation? Sie wird im Mechanismus vorausgesetzt, nicht erklärt.
  • Die Relativitätstheorie beschreibt - zu unseren (experimentellen, empirischen) Erfahrungen - die Folgen einer konstanten Lichtgeschwindigkeit.
  • Die Theorie des Horror vacui beschreibt - zu unseren (experimentellen, empirischen) Erfahrungen - die Folgen des Horror vacui.
        Die Kohärenz des Horror vacui bricht in bestimmten experimentelen Situationen (Evangelista Torricelli)
  • Erklärungs-Theorien - die einen Mechanismus beschreiben:

  • Die kybernetische Systemtheorie ist ein Spezialfall der Theorie, indem sie alle Phänomene mittels Systemem erklärt, statt für jeds Phänoen eine eigene Analogie zu begründen.

    ----------------------------- Alt: Als Theorie bezeichne ich jene Reflexion meiner Anschauung oder meines Wahrnehmens, in welcher ich meine differenziellen Kategorien beobachte. In dieser theoretischen Reflexion setze ich mein Wahrnehmen durch die ent- oder aufgedeckten Unterscheidungen voraus - was ich eben als Reflexion bezeichne, als Widerspiegelung der Sichtweise. Ich mache mir mein durch meine Theorie geleitetes Schauen als explizites Beobachten bewusst.

    Als Beobachten bezeichne ich in diesem Kontext die Differenz zwischen gezieltem Wahrnehmen oder aufmerksamem Schauen und dem Berichten darüber, wie ich was beobachte. Terminologisch gebunden bezeichne ich mit beobachten das Bezeichnen der verwendeten Unterscheidungen, was im impliziten Fall durch das Bezeichnen einer Seite der Unterscheidung geschieht. Wenn ich "oben" sage, habe ich beispielsweise in einem nicht bezeichneten Feld oben und unten unterschieden, indem ich eine Seite der Unterscheidung bezeichnet habe.

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    Anmerkungen

    0) R. Arnheim propagiert ein anschauliches Denken als Methode
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    1) K. Popper hat eine ganz andere Auffassung von Theorie. K. Holzkamp und von H. Maturana haben kritisiert, dass er durch sein Falsifikationsprinzip ausblende, woher die Hypothesen kommen. Ich dagegen sehe seine Theorie als Wissenschaftstheorie gerade darin, dass er sagt, Naturwissenschaft brauche keine Theorie, sondern nur empirisch falsifizierbare Hypothesen. Seine Kritiker unterstellen, dass die Bildung von Hypothesen auf verifiziertem Wissen beruhe. Ich kritisiere die Poopersche Auffassung damit, dass sie Theorie ablehnt, obwohl ich sie selbst als Theorie verstehe.
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    2) Auch dazu gibt es Theorien. Beispielsweise die Gestalttheorie besagt, dass ich nicht eine Menge von Punkten, sondern Gestalten wahrnehme. K. Holzkamp hat geschrieben, dass er immer schon Bedeutungseinheiten wahrnehme, also nicht abstrakte Dinge, die er dann interpretieren müsse.
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    3) Ich verwende den Ausdruck „beobachten“ für die Differenz zwischen gezieltem Wahrnehmen oder aufmerksamem Schauen und dem Berichten darüber, wie ich was beobachte. Terminologisch gebunden bezeichne ich mit Beobachten das Bezeichnen einer Unterscheidung, was im einfachsten Fall durch das Bezeichnen einer Seite der Unterscheidung geschieht. Wenn ich beispielsweise "oben" sage, habe ich oben und unten unterschieden und eine Seite der Unterscheidung gekennzeichnet.
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    4) „Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen.“ (Genesis 1,28). Untertan ist ein gesellschaftliches Verhältnis, Tiere können keine Untertanen, Sklaven oder Knechte sein. Aber ich einverleibe mir Tiere, sie gehören zu meinem noch unorganischen Leib.
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    5) Natürlich kann man die Hervorbringung eines neuen Stils als Entwicklung sehen. Beim Hochsprung etwa wurde der Schersprung durch den Rollsprung und später durch den Fosbury-Flop abgelöst, die verschiedenen Techniken sind aber von leicht verbesserten Resultaten abgesehen entwicklungstheoretisch in dem Sinne gleichwertig, als es schwierig wäre, die Entwicklung zu benennen.
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    6) Das hat begrifflich mit der physikalisch gemeinten Materie nichts zu tun. Differenztheoretisch kann „Material“ durch die Differenz zwischen Material und Medium gesehen werden, wobei Medium für die nicht aktualisierte Form steht, also keine Eigenschaft hat, während die Materialbezeichnung Eigenschaften benennt und immer auch eine konkrete Form impliziert. Metall etwa hat die Eigenschaft Strom zu leiten. Weil Metall unbearbeitet oft Teil von Erzgesteinen ist, ist seine Form nicht immer so augenfällig wie im Fall von gediegenem Gold.
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