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Umgangssprachlich spreche ich von einer Störung, wenn etwas nicht so funktioniert, wie es sollte. Solche Störungen bewerte ich negativ, sie beeinträchtigen mich.

Homonym: In der Kybernetik verwende ich den Ausdruck Störung terminologisch für die Störung des geregelten Zustandes, was ich hier behandle.


 

Als Störung bezeichne ich in einem System die Abweichung des Ist-Wertes vom Soll-Wert, und die Ursache, die dieser Abweichung, die durch die Regelung kompensiert wird.

Der Ausdruck Störung ist in verschiedenen Hinsichten schlecht gewählt. H. Maturana hat deshalb vorgeschlagen, statt von Störung von Perturbation zu sprechen, weil die Störung in vielen Fällen auch positiv bewertet werden kann. Oft ist auch von Irritation die Rede.
Man kann aber auch einfach sagen, dass man die Störung in einem Regelkreis meint.

Beispiele:

Bei der thermostatengeregelten Heizung erscheint das Wetter oder die Aussentemperatur als "Störung".

Beim WC-Spülkasten erscheint die Betätigung der Spülung als "Störung".

Beide Beispiele zeigen, dass der Ausdruck nicht jenem der Umgangssprache entspricht.

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Anmerkungen

"Wenn sie (die Maschine, Anm. ot) trotzdem nicht-triviale Tendenzen zeigt, ein Auto also zum Beispiel nicht starten will usw., dann rufen wir einen Trivialisierungsspezialisten, um die Situation zu bereinigen" (Förster, 1993, 252). Ein Auto ist eigentlich eine triviale Maschine. Wenn eine Störung erscheint, dann erscheint uns die Maschine solange als nicht-trivial, bis wir der Störung ihre eigentliche Störung zugeordnet haben. Diese Zuordnung erscheint uns als Trivialisierungsprozess. Wir bemühen uns, die nicht-triviale Situation in eine triviale Situation zu transformieren. Wie machen wir das? Ein (Trivialisierungs)Experte hat aufgrund seiner Erfahrung in der Regel eine Menge von Hypothesen zur Verfügung, die der Störung direkt (unsystematisch) die eigentliche Störung zuordnet. Beispiel: Der Anlasser dreht, aber der Motor springt nicht an! -> Der Marder hat wohl wieder alle Zündkabel durchgebissen! (vgl. Maturana, 1987:107)

"Und umgekehrt wird man, sobald ein Artefakt nicht mehr funktioniert, die funktionale Erklärung aufgeben und auf die physikalische Ebene rekurrieren. Die Gründe dafür, weshalb eine Brücke zusammengebrochen ist, sucht man gewöhnlich nicht in ihrer funktionalen Organisation, sondern in den physikalischen Eigenschaften der Materialien, aus denen sie gabaut ist" (Heintz, 1993, 256f).

Vgl. Todesco, 1992, 31f. / Vgl. Weizenbaum, 1977, 66. / Vgl. Keil-Slawik, 1990 (2), 116 /


 
[ F.H. Luhmannliste ]
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