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Schachautomaten gibt es verschiedene: Die einen nehmen die Technik vorweg, etwa der Schachtürke, die andern repräsentieren den Stand der Dinge, etwa Deep Blue

Am 12. Mai 1997 war sich die Schachwelt einig: Die Menschheit habe nun für alle Zeit das Duell Mensch-Maschine verloren. Damals verlor der Weltmeister Garry Kasparov in New York gegen den 1,4 Tonnen schweren Rechner Deep Blue, damals schnellster Parallelrechner der Welt, mit 3,5:2,5 Punkten. Der von IBM gebaute Gigant beruhte auf der RS/6000 SP- Technologie und protzte mit schierer Rechenleistung. So konnte er 200 Millionen Stellungen pro Sekunde berechnen (Zum Vergleich: Garry Kasparov etwa 3 Stellungen pro Sekunde). Möglich war dies dadurch, dass die Erbauer des Superrechners 256 Prozessoren parallel geschaltet hatten. Deep Blues Programmcode war in der Programmiersprache C geschrieben und lief unter dem Betriebssystem AIX.
Doch Garry Kasparov witterte menschlichen Betrug. Besonders der Zug 37.Le4 in der 2.Partie schien nach Kasparov’s Ansicht eher von "Menschenhand" als von "Computerhand" zu stammen. Die Vorwürfe wurden nie aufgeklärt und das von Garry Kasparov geforderte Revanchematch verweigerte IBM bis zum heutigen Tage. IBM verkündete, dass Deep Blue niemals mehr Schach spielen werde. Der Hauptzweck der Entwicklung des Superrechners liege auf anderen Gebieten. (Alle Partien des Matches Kasparov-Deep Blue 1997 können Sie auch online am Bildschirm nachspielen)

Als Garry Kasparov im Jahr 1997 das Match gegen den IBM-Rechner Deep Blue verloren hatte, kommentierte dies die Schachlegende Viktor Kortschnoj mit den berühmten Worten: "Niemand hat ihn gebeten, gegen einen Computer um die Ehre der Menschheit zu spielen. Und vor allem hat ihn niemand gebeten, diese dann auch noch zu verlieren!" Doch trotz dieser mahnenden Worte will es Garry Kasparov ein zweites Mal wissen. Diesmal gegen das israelische Computerprogramm Deep Junior. IBM hatte Kasparov eine Revanche verweigert und Deep Blue aus dem Verkehr gezogen. Mit einem Sieg könnte Kasparov 2003 ein glorreiches Comeback einleiten, schließlich geht es um den Weltmeistertitel. (Der Wettkampf fand vom 26.Januar bis 7.Februar 2003 im New Yorker Athletic Club statt. Ausrichter sind FIDE (Weltschachbund), ICGA. (International Computer Game Association), USCF. (der amerikanische Schachverband) und X3D World..)

     

Geschichte des Computerschachs.


Literatur:
Standage, Tom: Der Türke. Die Geschichte des ersten Schachautomaten und seiner abenteuerlichen Reise um die Welt 2002. CAMPUS VERLAG,ISBN: 3593366770

Im Herbst 1769 besucht ein ungarischer Adliger eine Zaubervorstellung am Wiener Hofe. Enttäuscht von den dargebotenen Tricks, wettet er mit Kaiserin Maria Theresia, in einer eigenen Vorführung für wirkliches Staunen zu sorgen. Wenig später präsentiert er eine Sensation: eine Holzfigur, gehüllt in türkisches Tuch und imstande, jeden menschlichen Gegner im Schach zu schlagen.'Der Türke', wie der uhrwerkbetriebene Automat genannt wurde, sollte in den nächsten Jahren Europa und Amerika erobern. Er besiegte im Schachspiel illustre Persönlichkeiten der Weltgeschichte wie Benjamin Franklin, Napoleon und Katharina die Große. Wo er auftauchte, versuchte man sein Geheimnis zu lüften, unter anderem Edgar Allan Poe und Charles Babbage: War es ein mechanisches Wunderwerk oder doch fauler Zauber? Künstliche Intelligenz oder nur eine Illusion? Spannend wie ein Krimi rekonstruiert Tom Standage die Abenteuer des Türken. Der Schachautomat beeinflusste die Entwicklung wegweisender Vorläufer des Computers. Heute, mitten im Digitalen Zeitalter, wissen wir, wie weit der Türke seiner Zeit voraus war. Sein Mythos ist ein schillernder Teil der Technologiegeschichte.
Tom Standage studierte Maschinenbau und Computerwissenschaften u.a. in Oxford. Seither hat er für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften gearbeitet. Heute ist er Wissenschaftskorrespondent des Economist und Technologie- und Medienexperte der BBC.


Marina Dietz, geb. 1947 in Augsburg. Geschichts- und Anglistikstudium. Redakteurin, Dramaturgin und Regisseurin beim Bayerischen Rundfunk. Zahlreiche Hörspiele für den BR u.a. 'Arcturella' (1992), 'Ada' (BR/Funkhaus Berlin 1992), 'Das Restoratio-Projekt' (1997).

Der Automatenbauer und "Hofkammermaschinist" Johannes Nepomuk Maelzel (1772-1838) war einer der bekanntesten Erfinder seiner Zeit. So baute er einen riesigen mechanischen Orchesterapparat, das Panharmonicon, für das Ludwig van Beethoven sein op.91 'Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria' komponierte, zum Dank für einige Hörrohre, die ihm Maelzel konstruiert hatte.

Am bekanntesten wurde der Hofmechanikus aber durch Erfindungen, die nicht von ihm stammten. Das Metronom hatte eigentlich der Amsterdamer Mechaniker Winkel erfunden, doch Maelzel war es, der eine von ihm verbesserte Version als Erster patentieren ließ - als 'Maelzels Metronom'. Den 'großen Türken', einen automatischen Schachspieler, übernimmt er nach dem Tod seines Erbauers Baron Wolfgang von Kempelen von dessen Sohn und geht mit ihm auf Tournee durch europäische und amerikanische Großstädte.

Der Zulauf ist enorm, doch in Baltimore steht alsbald Maelzels Reputation auf dem Spiel. Zwei Jugendliche haben beobachtet, wie dem Apparat nach der Vorstellung der Schachspieler Wilhelm Schlumberger entstieg.