Metatheorie
(Metatheorie)
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Als Meta-Theorie bezeichne eine pragmatische Erläuterung innerhalb einer Theorie darüber, was in dieser Theorie als Theorie bezeichnet wird. Die Metatheorie ist in diesem Sinne eine selbstbezügliche Explikation des verwendeten Theoriebegriffes. Sie ist selbst keine Theorie, sondern reflexiver Bestandteil einer Theorie.

Kritik:
Der Ausdruck "Metatheorie" wird sehr unterschiedlich verwendet. Oft wird sogar die Wissenssoziologie und die Wissenschaftstheorie als Metatheorie bezeichnet, auch wenn in diesen Disziplinen kaum etwas über Theorie gesagt wird, sondern vielmehr die Geschichte von konkreten Theorien behandelt werden.


 

Anmerkungen:

N. Luhmann (1997:981) löst das reflexive Anliegen einer Metatheorie beispielsweise wie folgt ein:
"'Theorie' - das heisst jetzt: neue Ansprüche an Intelligibilität, auch kontrollierte Sensibilität im Verhältnis zu Varianten, Problematisierung der Konsistenz, auch Offenheit für Kontroversen."
Ich will mit diesem Zitat nicht zeigen, was N. Luhmann als Theorie bezeichnet, sondern dass er in seiner Gesellschaftstheorie explizit sagt, was er von einer Theorie erwartet. Ich kann dann als Leser prüfen, inwiefern seine Theorie seinen eigenen Formulierungen gerecht wird.

Viele Autoren erläutern nicht, was sie als Theorie bezeichnen, vielleicht weil sie das als Aufgabe der Wissenschaftstheorie auffassen. K. Popper sagt zwar, was er als Theorie bezeichnet, nämlich ein Bündel von zusammenhängende Hypothesen, aber sein Werk ist in diesem Sinne keine Theorie. Es gibt auch Autoren, die reflexiv erläutern, was sie theoretisch tun, dies aber nicht als Theorie bezeichnen. H. Maturana etwa spricht von einem "Erklärungssystem" (vgl. systematische Erklärung), wo ich von einer Theorie sprechen würde.

Bei N. Luhmann umd Im Radikalen Konstruktivismus kann man "Beobachter" als theoretisches Konzept auffassen. Bei H. Maturana kann man einfach an Menschen denken und vernachäsigen, dass das, was man als Mensch bezeichnet natürlich auch nur über Konstruktion zugänglich ist. H. Maturana sagt in diesem umgänglichen Sinn: Jeder Beobachter ist ein Mensch. Die soziologische Systemtheorie von N. Luhmann dagegen hat einen viel abstrakteren Beobachter, weil Menschen in dieser Theorie gemieden werden. Die jeweilige Metatheorie muss zwischen den Zeilen gelesen werden.

Eine Form von Metatheorie kann ich in der Differenz Theorie und Praxis erkennen, wo die Differenz der Erläuterung der Theorie dienen soll. Louis Althusser spricht von "theoretischer Praxis". Er sagt, dass Theorie selbst eine Art von Praxis sei, die mit Begriffen operiere, während es umgekehrt gar keine Praxis gebe, die ohne Theorie im Sinne einer Konzeptualisierung der Wirklichkeit auskomme.


 
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