Mediologie        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Literatur ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ] Digitalisierung heißt drittens, dass wir es mit einem neuen Überschusssinn der Kommunikation zu tun bekommen (Niklas Luhmann), der jenseits dessen liegt, woran wir uns in den Medien - der Sprache, - der Schrift, - des Buchdrucks und - der symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien (Macht, Geld, Liebe, Wahrheit, Recht, Glauben, Kunst) bereits gewöhnt haben, ohne es deswegen auch bereits begriffen zu haben. Die Struktur unserer Gesellschaft beruht nicht mehr nur auf den Möglichkeiten - des Redens (Referenzüberschuss), - des Schreibens (Symbolüberschuss) und - des Buchdrucks (Kritiküberschuss), sondern auch auf den Möglichkeiten - der elektronischen Rechner (Kontrollüberschuss). Wir müssen uns eine Kultur zurechtlegen, die nicht mehr nur kontrolliert, was wir hören und sagen, aufschreiben und lesen, verbreiten und rezipieren, sondern auch kontrolliert, welche Art von Daten zu welchen unserer Praktiken alltäglicher und beruflicher Art Zugang erhält. Genügten dafür bisher und zuweilen mehr schlecht als recht Religion und Moral, Teleologie und Kosmologie, Vernunft und Aufklärung, so benötigen wir jetzt zusätzlich ein Wissen um Formen, Spiele und Systeme. --------------------- Mediologie (Lehre von den Mitteilungsmedien) Unter bestimmten kommunikationsmedialen Gesichtspunkten erscheinen e-mails oder Einträge ins Facebook wie Reden oder Bücher als Formen von Mitteilungen. Den verschiedenen Formen des Mitteilens werden in solchen Lehren medienabhängige Eigenschaften und Wirkungen zugeschrieben, was bei den Mitteilenden eine Medienkompetenz erzeugt oder erfordert, die dann ihrerseits Gegenstand der Lehre wird. Reden beispielsweise ist in solchen Lehren an die Bedingung gebunden, dass Sprecher und Hörer zur selben Zeit am selben Ort, oder beispielsweise durch ein Telefon vermittelt sind. Briefe und e-mails sind an andere Bedingungen gebunden. Einträge ins Internet können ganz andere Folgen haben, als das Schreiben eines Briefes. Vordergründig scheinen die verschiedenen Formen des Mitteilens an verschiedene Medien gebunden, aber in den gängigen Lehren zur Kommunikation werden die Medien funktional anhand von verschiedenen Mitteilungsverhältnissen unterschieden. Ich spreche von der Lehre von Mitteilungsmedien, weil darin die Logik der Medien jener von Mitteilungsformen folgt. Gelehrt wird eine Systematik der Mitteilungsformen. Bei N. Luhmann etwa bilden Medien in einem Verschnitt der Ansätze von F. Haider und G. Spencer-Brown die nicht markierte Seite der Kommunikations-Form. Das heisst, Medium ist immer das, was gerade unausgesprochen mitthematisiert wird, wenn von Mitteilungen die Rede ist. Deshalb erscheinen Reden und Sprache ebenso als Medium wie Schrift, Buch oder Computer, obwohl es zwischen diesen Dingen keinerlei begriffliche Zusammenhänge gibt. N. Luhmann spricht in Anlehnung an G. Günther von einer Polykontexturalität des Mediums, weil der Ausdruck Medium in jedem Kontext für etwas anderes und jeweils nicht näher bestimmtes steht. In der Lehre erscheinen sehr verschiedene Sachen als Medien, eigentliche Artefakte wie Bücher oder Computer, aber auch Schrift und Sprache gelten als Medien, obwohl oder weil letztere in Büchern und Computern verwendet werden. Der gesellschaftliche Diskurs behandelt auf den jeweils markierten Seiten der Unterscheidungen welche Form der Mitteilung welche Möglichkeiten, Probleme oder Risiken mit sich bringt. Beobachtet wird etwa, dass Geschriebenes im Unterschied zu Gesprochenem aufbewahrt werden kann, dass im Buch Geschriebenes viele erreichen kann oder dass im Internet Geschriebenes durch Geheimdienste kontrolliert oder durch Mobbinginstanzen missbraucht werden kann. Die Lehre behandelt unter dem Stichwort Medienkompetenz, wofor man sich hüten muss, also welche Informationen man nicht ins Netz stellen darf, und wie man zu Informationen über andere Menschen kommen kann, die diese gar nicht geben wollen. Diskurstheoretisch erscheint der Mediendiskurs als mehr oder weniger bewusste Folge einer mehr oder weniger bewussten Tabuisierung der Technik. M. Foucault erläutert am Beispiel der Sexualität den Sinn der Tabuisierung Diskurse eröffnet, Wahrheit und Psychologie Die Medien selbst sind kein Thema. Das Buchdruck und Internet erscheinen als Medienbrüche, die Auswirkungen auf die Gesellschaft haben, aber nicht als Teile der gesellschaftlichen Produktion. Inversion Wahrheit Das mehr oder weniger bewusste Ausblenden der Mitteilungsmedien ist Teil eines Diskurses, in welchem vordergründig die Technik, eigentlich aber die Produktionsverhältnisse tabuisiert werden. In der Systemtheorie von N. Luhmann kommen Arbeit und Technik nicht vor. Buchdruck und Internet erscheinen als Medienbrüche dann zwar durch die Technik stark beeinflusst werden, aber nicht durch Technik ---------https://www.fiber7.ch/fiber7-news/der-unterschied-zwischen-fiber7-und-ewzzurinet/----- Der Unterschied zwischen Fiber7 und ewz.zürinet 3. Juni 2014 (fku.) Fiber7 basiert auf dem Glasfaser-Ausbau, der - in der Stadt Zürich - gemeinsam durch ewz und Swisscom vorgenommen wird. (In anderen Städten bestehen Kooperationen mit den jeweiligen Energieversorgern und Swisscom, oder Swisscom baut die Glasfasern allein). Die unbeleuchtete Glasfaser, der sogenannte Layer-1 des OSI Modells, steht grundsätzlich allen Internet-Providern zur Verfügung. Um einen Service anbieten zu können, braucht es Elektronik, die in den jeweiligen Telefonzentralen im Quartier oder Ort installiert wird. ewz betreibt solche Elektronik, also sogenannte "aktive" Infrastruktur. Die Glasfasern werden damit beleuchtet (Layer-2). Dadurch wird ein Wholesale Service realisiert: 10/10Mbps, 20/20Mbps etc. Ungefähr 15 Internet-Provider realisieren darüber ihr Internet-Angebot für Endkunden, auch Init7 hat ein entsprechendes FTTH-Angebot, das auf der Layer-2 Infrastruktur von ewz.zürinet basiert. Das Problem dabei: Alle FTTH-Angebote basieren auf dem selben Wholesale-Service von ewz. Jeder Provider hat die selben Voraussetzungen, was bei ca. 5 bis 10 verschiedenen Möglichkeiten pro Internet-Provider (verschiedene Geschwindigkeiten, nur Internet oder Triple-Play) in weit über 100 Möglichkeiten resultiert - die Übersichtlichkeit für den Kunden ist also nicht gegeben, umso mehr dass sich die Angebote kaum unterschieden. Fiber7 ist anders, weil es auf der unbeleuchteten Glasfaser basiert. Init7 betreibt für Fiber7 eigene Elektronik, und deshalb sind die Vorgaben von ewz.zürinet für Fiber7 nicht relevant. Zugunsten der Übersichtlichkeit gibt es auch nur ein Produkt: 1000/1000Mbps symmetrisch. No Limits. Fiber7 kennt keine künstliche Drosselung der Geschwindigkeit. Ob ein 10/10Mbps oder ein 1000/1000Mbps Privatkunden-Anschluss realisiert wird, kostet nämlich praktisch gleichviel. Den unterschiedlichen Geschwindigkeiten respektive Preisen von ewz.zürinet liegen nur Marktüberlegungen zugrunde. Das heisst aber auch, dass ein ewz.zürinet 10/10Mbps Anschluss für CHF 333.00 pro Jahr massiv durch den städtischen Gebührenzahler subventioniert wird. Ob dies sinnvoll ist, muss die Politik entscheiden, respektive wurde durch die Zürcher Stimmbürger im Jahr 2012 entschieden. Das Layer-1 Wholesale-Produkt, auf dem Fiber7 basiert, ist teurer als das 10/10Mbps Layer-2 Wholesale-Produkt, auf dem ewz.zürinet basiert, obwohl der technische Aufwand bei letzterem höher ist. Dieser Umstand wird derzeit durch die Wettbewerbsbehörden untersucht.
 
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