Kommunikations-Axiome P. Watzlawick        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]

Die Psychologen Janet H. Beavin, Don D. Jackson und PaulWatzlawick haben in ihrem Buch Menschliche Kommunikation (1967, 2009, S. 53–70) fünf "Axiome" zur Kommunikation beschrieben, die deutschsprachigen Bereich oft dem letzten der drei zugeschrieben werden, weil er dort sehr bekannt ist.
Der deutsche Buchtitel ist verstellt den Sinn, siehe dazu den Kommentat unten.
Vergleichbare Thesen hat schon vorher G. Bateson formuliert (vergl. dazu W. Lutterer)

Als Axiome diskutiert werden die folgenden fünf Postulate:

1. Man kann nicht nicht kommunizieren.

Jede meiner Verhaltensweisen kann als "kommunikativer" Ausdruck interpretiert werden, insbesondere auch das Nichthinsehen und das Schweigen.

2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt

Das hat Schulz in seinem 4-Ohren-Modell dargestellt.

3. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung

Die Autoren sprechen von einer Interpunktion, die auf einen Kommunikationsverlauf projiziert wird: Der Ehemann zieht sich zurück, weil seine Frau nörgelt, weil er sich zurückzieht.

4. Menschliche Kommunikation ist analog und digital

Man kann etwas zeichnen oder benennen. Insbesondere nonverbale Kommunikation wie Lächeln oder allgemeine Gesten werden als analog bezeichnet.

„Wir dürfen … vermuten, dass der Inhaltsaspekt digital übermittelt wird, der Beziehungsaspekt dagegen vorwiegend analoger Natur ist.“ (Menschliche Kommunikation, S. 74.)
„Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten. Digitale Kommunikationen haben eine komplexe und vielseitige logische Syntax, aber eine auf dem Gebiet der Beziehungen unzulängliche Semantik. Analoge Kommunikationen dagegen besitzen dieses semantische Potential, ermangeln aber der für eindeutige Kommunikationen erforderlichen logischen Systeme.“ (S. 78) [ wp-Zeugs ]


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5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär

Der Befehl ist eine assymmetrische Kommunikation. Sie wird zum Problem, wenn die Ungleichheit von den Beteiligten nicht gleich eingeschätzt wird.

Doppelte Botschaften und Paradoxien werden auch unter diesem Axiom beschrieben.

Provisorischer Kommentar

Die Autoren bezeichnen ihre "Axiome" als provisorisch. Ich bezeichne sie als Psychotherapeuten-Strategie. Sie helfen den Therapeuten Probleme zu fixieren, die sie dann behandeln können.

Die "Axiome" befassen sich nicht mit Kommunikation überhaupt, sondern mit dem Beheben von Störungen in der zwischenmenschlichen Beziehungen, die als Kommunikationstörungen aufgefasst werden. Es gibt Störungen, die sich psychotherapeutisch behandeln lassen - es gibt auch Probleme zwischen Menschen ganz anderer Art, mit welchen niemand einen Psychotherapeuten aufsuchen würde.

Das Buch hatte im Original den Titel: "Pragmatics of Human Communication: A Study of Interactional Patterns, Pathologies and Paradoxes". Eine angemassene Übersetzung wäre etwa: Pragmatik der menschlichen Kommunikation: Eine Studie über interaktive Muster, Pathologien und Paradoxien. Diese Titel würde präzischer zeigen, was Thema des Buches ist.

[5 Axiome]
[ Die beiden Anfänge der Kommunikationstheorie-(oder was Paul Watzlawick bei Gregory Bateson gefunden hat und was er weggelassen hat ]
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