Hôpital général        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]
 

Das Hôpital général stellt eine verwaltungstechnische Institution dar, die 1656 in Frankreich auf königliches Dekret von Ludwig XIV. gegründet wurde. Das Dekret regelte die ausgliedernde Eingliederung, die bereits in verschiedensten Formen im Gange war: Spitäler, Siechenhäuser, Armenhäuser der Kirchen, usw.
Das Hospiz zu Charenton beispielsweise wurde 1645 gegründet.

Das Dekret - das in viele Nationen Entsprechungen hatte - beschreibt die Durchsetzung der Zivilisation im Sinne einer merkantilistischen Rechtsordnung, die feststellt, welche Personen auf wessen Kosten wie verwahrt werden und insbesondere, wer über diese Verwahrung - die auch Arbeitspflicht umfasste - verfügen darf (Lettres de cachet für Zwangseinweisung).
Der Ausdruck Hospital (Gasthaus) ist in derselben Art euphemistisch wie das Ausdruck "Gastarbeiter".

Da das Hospital sehr politisch verwendet wurde (siehe Marat/Sade) war es auch Gegenstand der revolutionären Bewegungen. Es war von Anfang an umstritten, wer welche Befugnisse hatte und wie sich diese kontrollieren liessen.

Das Dekret galt anfänglich nur für Paris, aber andere Städte verhielten sich ebenfalls so und so wurde die Anwendung des Dekretes immer weiträumiger.


[ ]
bild bild
J. Charcot demonstriert an der Salpêtrière die
hysterische Patientin B. Wittman in hypnotisiertem
Zustand.
Bildquelle: Wikipedia

Schätzungen zufolge waren in Paris bald etwa 1% der Bevölkerung interniert, wovon etwa 10% eigentlich oder psychisch krank waren und der Rest an sozialen Krankheiten litt: Bettler, Vagabunden, Krüppel, Greisen, Waisen, Prostituierten, Geschlechtskranken, Homosexuellen, Ungläubige und Strafgefangene usw..

In Hamburg wurde 1622 eine entsprechende Anstaltsordnung aufgestellt. In England nannte man ähnlich strukturierte Einrichtungen workhouses, in Deutschland Zuchthaus.


 
[wp]