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Europa als Erdteil:

Als Europa bezeichne ich einen Teil der Oberfläche der Erde. Die Erdoberfläche, die nicht mit Wasser bedeckt ist und deshalb Festland genannt wird, zerfällt grob gesehen in verschiedene Inselns, die ich Erdteile oder Kontinente nenne. Die Einteilungen in sogenannte Kontinente sind beliebig, man kann 2, 4,5, 6 oder 7 Kontinente unterscheiden. Die eingebürgerten geographische Bezeichnungen sind pragmatisch, aber relativ praktisch.
Quasi unterirdisch lassen sich tektonische Platten unterscheiden, von welchen eine Europa trägt.


Europa als Eigenname:

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Bildquelle: Wikipedia


Wörter sind - innerhalb der Aussprechbarkeit - arbiträr, es macht also keinen Sinn, über die Logik eines Namens nachzudenken. Es gibt aber viele Geschichten zum Ausdruck "Europa". Im 5. Jahrhundert vor Christus bezog der griechische Geograph Herodot den Ausdruck „Europa“, der sich als geografischer Terminus seinerzeit nur auf den Peloponnes bezogen hatte, auf die Landmassen nördlich des Mittelmeers sowie des Schwarzen Meers und unterschied sie so von den Landmassen Asiens („Asia“) und Afrikas („Libya“) - was einer pragmatischen Unterscheidung, etwa nach Himmelsrichtungen von Alexanders Eroberungszügen entsprach, da ihm Kriege sehr am Herzen lagen.
Quasietymologisch kann man Europa von Asien aus gesehen mit "dunkel" im Sinne von "Sonnenuntergang" verbinden (semitisch ereb). Europa ist eine Fremdzuschreibung, die nach Europa gebracht wurde - wie die Jungfrau, die Zeus entführt und nach Kreta gebracht hat.
Abendland (Okzident) wurde im Mittelalter als pragmische Gebietskennzeichnung verwendet, insbesondere durch die Christen. Das Wort "Europa" wurde von der Karls-Sippe im 8. Jahrhundert (Martell) manchmal beiläufig verwendet, es wurde aber erst von Papst Pius ll in seiner Schrift "De Europa" systematisch als Abgrenzung zum nichtchristlichen osmanischen Reich eingeführt: Europa als der Gesamtheit der abendländischen Reiche.
Europa war immer Herrschaftsanspruch nach innen und nach aussen. Und bis heute hat sich das nich verändert, was die Verwendung des Wortes sehr ambivalent macht.

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Bildquelle: Wikipedia

 

Europa als Lebensraum einer Gattungsvarietät:

Als Europa bezeichne ich aus gattungs-klassifikatorischen Gründen einen Erdteil, auf welchem - auch ganz pragmatisch und willkürlich - "bleiche" Menschen leben. C. von Linné hat in seiner Systema Naturae die Gattung Homo in die vier Varietäten nach Hautfarbe eingeteilt und die Europäer als "bleich" bezeichnet.

Varietät bezeichnet anders als Rasse. Varietät kann beliebig differenziert werden. Oft werden 5 Varietäten 5 bewohnten Kontinenten zugeordnet (Antarktis gilt dann etwa als unbewohnt und Ozeanien als zuwenig bewohnt).

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Bildquelle: Wikipedia

 

Die Bevölkerung Europas:

Die Out-of-Afrika-Hypothese postuliert - paradisisch -, dass der Mensch in Afrika erzeugt wurde und dass seine Nachkommen ausgewandert sind. Die Hypothese hat viele Varianten, aber in allen Varianten gibt es in Europa Menschen, weil sie eingewandert und dabei bleich geworden sind. Diese Einwanderung wird nicht als Völkerwanderung beschrieben, sondern aufgrund von DNA-Marker-Verwandtschaften postuliert. Man stellt sich - hinreichend naiv - eine grösser werdende Nomadengesellschaft vor, deren Ableger dann in geeigneten Gebieten sesshaft wurden.

OutOut-of-Afrika-passende - raumzeitliche - Gebiete gibt es in bezug auf die Bevölkerung Europas zwei:
1) das Gebiet, in welchem sich die antiken Kulturen entwickelt haben, also der Mittelmeerraum,
2) das Gebiet, in welchem sich die Völker der sogenannten Völkerwanderung entwickelt haben, etwa das diffuse Hunnen-Land an der euroasischen Grenze.

In der Geschichte der hellenischen Antike, etwa im märchenhaften Reich Alxeanders (Makedonien, Persien, Griechenland, Rom, ... Asien und Afrika) kamen Menschen bis nach West-Europa durch die Ausdehnungen des makedonischen und römischen Reiches, die als Eroberungen, nicht als Wanderungen beschrieben werden. Suggeriert wird durch diese Beobachtung aus der Re-Naissance in der sogenannte Antike ein staatliches Reich, wie es die Herrschenden in der Renaissance gerne gehabt hätten.

In der - historisch gemeinten - Geschichte der sogenannten Völkerwanderung werden Völker erfunden, die zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert gewandert sind. Diese Völkerwanderung "erklärt" vordergründig die Auflösung des - dekadent gewordenen - römischen Reiches durch Hunnen und Goten. Sie ist aber vor allem das Resultat einer neuen Art von Beobachtung, in welcher die Reichsphantasien, die die Antike hervorgebracht haben, aufgegeben werden, obwohl (oder weil) das römische Reich um 600 unter Justinian so intakt war wie je zuvor.

Die "Antike" wurde in der Renaissance erfunden, als die aufkeimenden Staaten sich noch als Welt begriffen. Die "Völkerwanderung" taucht am Ende des 18. Jahrhunderts auf, als die "Nationalstaaten" sich mit ihrer begrenzten Nation und vor allem mit den sich laufend verändernden Grenzen abgefunden haben. Die "Völkerwanderung" ist mithin kein Bruch in der Geschichte, sondern ein Bruch in der Geschichtschreibung. Die ältere Geschichte erzählt die Antike und die jüngere Geschichte erzählt, wie sich die Nationen durch das Feudalsystem entwickelt haben. Die ältere Geschichte erzählt eine Welt von innen, in welcher die Welt so gross ist, wie das jeweilige Reich. Die neuere Geschichte erzählt Welten von aussen, also so, dass es immer besetzungsbereite, ein"wandernde" Nachbarvölker gibt.

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Europa als politisches Gebiet:

Als Europa bezeichne ich aus politischen Gründen ein Gebiet, auf welchem sich - auch ganz pragmatisch und willkürlich - eine Abfolge von relativ kurzzeitig stabilen Herrschaftsgebieten von je ziemlich bleichen Herrschern darstellen lässt - die manchmal personalisiert als Karl, Friedrich, Napoleon oder Hitler erscheinen, aber durchgehend die heute üblichen politischen Gebietsbezeichnungen verwenden, die im Mittelalter durch die Zivilisierung durch die päpstliche Kirche in die Kommunikation gekommen sind.

Auch in diesem Sinne beobachte ich zwei Europa
1) ein neuzeitliches Europa, das als politischer Raum im Mittelalter entstanden ist, und
2) ein geographisches Europa, das den Erdteil betrifft, auf welchem sich der politische Raum hervorgebracht hat.

Durch die 1806 von Napoleon eingeleitete Auflösung des Heiligen Römischen Reiches wurde die staatliche Organisation zur zentralen Frage politischen Europpas (Wiener Kongress, yt: Europa, yt: Europa 1000-2013).

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Europa als Ideologie: EU

Europa ist sicher kein Erdteil und dass die tektonische Platte den Namen des vermeintlichen Erdteils hat, finde ich nicht sehr erstaunlich.
Europa bezeichnet ein potentielles Herrschaftsgebiet. Karl der Grosse (800) beschreibt damit seine nicht adressierbaren Ansprüche, weshalb das Wort keine Bedeutung erlangt hat. Pius II (1455) beschreibt damit die Notwendigkeit einer Allianz gegen die Türken, die dann nicht zu Europa gehören, und gleichzeitig den "christlichen" Raum, dem er vorstehen will.
Europa wird als Europaisierung der Welt wieder zur Fremdbeschreibung jener, die sich erobert und kolonialisiert sehen. In Europa sieht man im Mittelalter vielmehr die Nationen (was später in der EU noch definitiver wird). Europa macht sogenannte Welt-Kriege und verliert dabei die Welt (vor allem die Kolonien). Europa wird differentiell eine durch die Mauer geteilte Einheit.
Die EU (in allen Entwicklungsphasen) kennt kein Europa, sondern nur europäische Staaten. Europäisch sind alle Staaten der Welt, die nicht lieber andere Staaten sind. Die europäischen Geschichtsschreiber haben dazu beliebige Erdteilgrenzen erfunden: "Der höchste Punkt des Kontinents liegt nach der üblichen Definition der „Grenzen“ Europas in den Alpen zwischen Frankreich und Italien (Mont Blanc – 4.810 Meter). Weniger verbreitet ist, den nördlichen Kaukasus in Russland zu Europa zu zählen. Dann wäre der Elbrus mit 5.642 m die höchste Erhebung des Kontinents. "Der größte Teil Russlands liegt nicht in Europa, wenngleich das Land ethnographisch, historisch und kulturell zweifelsfrei untrennbarer Teil Europas ist".
Die ersten europäischen Kriege sind die sagenhaften "Perserkriege" um 500 vor Christus.
Das erste europäische Reich ist das von Philipp und Alexander, es liegt ebenso im Asien und Afrika wie im Europa der heutigen Abgrenzungen, aber es hatte bleiche Herrscher und entwickelte die als "Antike"bezeichnete Projektion einer europäischen Kultur.


Europa als kultureller Raum:

Ich unterscheide in Bezug auf den Kulturraum zwei "Europa".
1) Ein antikes Europa mit Griechen und Römern, das hauptsächlich in der Ideologie der Renaissance existiert und sich praktisch aufgelöst hat. Und
2) ein Europa, dessen Geschichte als dunkles Mittelalter beginnt, dessen Vorgeschichte der Technologie von arabischen Besetzungsmächten angelastet wird, dessen Kultur aber darin besteht die Produktivkraft und den Kapitalismus entwickelt zu haben.

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