Doppelte Kontingenz        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]
 

Doppelte Kontingenz ist ein Konzept der Systemtheorie 2. Ordnung. (Der Ausdruck wurde von T. Parsons eingeführt und von N. Luhmann respezifiziert).

Das Beobachter-System ist eine Blackbox. Man kann also nicht wissen, wie es konstruiert ist, es ist kontingent.

Für den Beobachter ist die Um-Welt eine Blackbox. Er kann also nicht wissen, wie sie konstruiert ist, sie ist kontingent.

Das Signal wird durch den Interpreter zum Signal, weil es dort seinen Sinn erfüllt, der vom Sender antizipiert wird (doppelte Kontingenz: Der Sender kann falsch antizipieren und der Empfänger kann falsch interpretieren).

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Bei T. Parsons bezeichnete der Begriff "Doppelte Kontingen" noch eine soziologische Wahrnehmung von zwei Kommunikanden, die beide nicht wissen können, was der andere tun oder sagen wird, weil das Verhalten von beiden kontingent ist. Indem sie sich je aufeinander bezogen verhalten, grenzen sie sich gegenseitig ein. Beide sagen micht mehr, was sie alles sagen könnten, sondern nur noch, was zum bereits Gesagten passt. Damit reduziert sich die Kontigenz.

N. Luhmann hat an T. Parsons angeschlossen. Er sieht aber die Kommunikation als System, das nicht auf vorgängige Verhaltenskoordinationen der Kommunizierenden angewiesen ist (was ja nicht möglich ist, wenn man jemanden zu ersten Mal trifft). Die Kommunikation beginnt im Sinne der doppelten Kontingenz an einer Art "Nullstelle", an welcher Kommunikation unwahrscheinlich ist, weil beide weder wissen können, was den andern interessiert noch wie er reagiert. Die Auflösung der doppelten Kontingenz ist eine soziale Funktion, die etwa durch die Sozialisation oder durch Organisation geleistet wird.

S. Schmidt verwirft an dieser Stelle den Konstruktivismus mit der für ihn zwingenden Annahme, dass man beim andern voraussetzen müsse, dass in einem hinreichend vialblen Sinn gleich sei wie man selbst.

Kritischer Hinweis:
Sowohl N. Luhmann und T. Parsons implizieren Kommunikation zwischen Systemen.
Das ist die - dort - übliche Paradoxierung durch die Wahl eines unsinnigen Kontextes, hier etwa durch eine Situation, in welcher zwei Personen, die sich nicht kennen, warten wollen, bis der andere etwas sagt, an das sie anschliessen können.
Eigentliche Kommunikation findet innerhalb des Systems statt.


 
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