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Ein klein wenig "Datensicherung" zu den Blogs, wo ich mitschreibe, weil sie alle bei Unternehmen stehen, die sie jederzeit abstellen können. Kommentieren und diskutieren geht nur in den Blogs.

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(Theories) About Technology / Über Technik(theorien)
About/Inhalte:
In diesem Blog soll kollaborativ über Technik und Technologie nachgedacht werden. Wir freuen uns über jeden Beitrag, in welchem das getan wird. Wer hier mitschreiben statt nur kommentieren möchte, soll unten einen entsprechenden Kommentar eingeben, dann werden wir die Zugangsdaten schicken. Wir denken auch daran, bei Bedarf eine korrespondierende Google-Group zu eröffnen, damit der Dialog etwas besser organisiert werden kann, als das in Kommentaren der Fall ist. Aber wir lassen uns überraschen, wo es wie lang gehen wird.
Programm:
Es geht um Technik, Technologie, Theorie der Technologie, ohne dass vorab irgendwie klar wäre, was diese Begriffe bezeichnen.
Wir führen eine offene Liste mit möglichen Ansätzen, ein Sammelsurium, das weder irgendwie vollständig werden noch einen irgendwie verpflichtenden Charakter haben soll.
Rolf Todesco / Peter Bormann

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Eröffnung – Offenbarung - February 2, 2012
Kybernetik / Todesco / Informatik (Informations-Technik) als soziales System - February 7, 2012 – 3:34 PM
Kybernetik / Mechanismus und mechanizistisches Denken - February 17, 2012
Systemgrenze, kontextfreie Funktionsweise und operationelle Geschlossenheit - February 28, 2012
Funktion und Funktionsweise – oder wie funktioniert ein Computer - February 23, 2012
toolmaking / Entwicklung der Technik - February 22, 2012
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Eröffnung – Offenbarung - February 2, 2012

Ich will hier über Technologie nachdenken und freue mich über jeden Beitrag, in welchem das auch getan wird. Wer hier mitschreiben statt nur kommentieren möchte, soll unten einen entsprechenden Kommentar eingeben, dann werde ich die Zugangsdaten schicken. Ich will eine kybernetische Perspektive verwenden und diese als Theorie reflektieren, aber der Blog soll für jede Sichtweise offen sein. Als Technologie bezeichne ich jede begriffliche Darstellung der Technik. Technologie steht quasi-etymologisch für die Lehre (Logik, Wissen) über die Technik. Der Begriff stammt von J. Beckmann (1777) und bezeichnete zunächst die Bemühung Wissen in den Dienst der Technik zu stellen. Hier meine ich aber nicht diese Mittelfunktion für die Technik, sondern invers dazu, dass Technik begriffliches Wissen schlechthin begründet. Die Entwicklung der Technik dient mir dazu, mein Begreifen zu entwickeln. Wenn der Sinn der Technik wäre, den materiellen Wohlstand der Menschen zu verbessern, hätte die Technik bisher durchwegs versagt. Absolut und relativ verhungern oder verslummen immer mehr Menschen auf der Erde. Das technologische Wissen dagegen nimmt stetig zu. Technologie ist als Logie eine Entwicklungsgeschichte. Sie entwickelt sich mit den in ihr beschriebenen Werkzeuge. Jede Technologie impliziert gesellschaftliche Verhältnisse, etwa eine spezifische technische Intelligenz und spezifische Produktionsverhältnisse. Die Technologie ist kein Abklatsch der Technik, sondern bestimmt, was überhaupt wie als Technik wahrgenommen wird. Es soll in diesem Blog also darum gehen, Technik als Referenzobjekt von Technologie darzustellen und dabei die Technologie als Ausdruck von Theorien zu reflektieren. Rolf Todesco


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Kybernetik / Todesco / Informatik (Informations-Technik) als soziales System - February 7, 2012 – 3:34 PM

Diese Skizze ist ein erstes Resulat des Projektes: Technologie als soziologische Systemtheorie, sie beruht auf Diskussionen in der DFN – Luhmann-Liste, wo ich sie am 12.11.06 auch zum ersten Mal vorstellte Informatik steht für schillernde Unterscheidungen, aber sicher für etwas, wofür sich die funktionale Systemtheorie interessieren könnte, also für etwas im weitesten Sinne gesellschaftliches. Informatik könnte als Lehre gedacht sein, also als Lehr-System zur Bennennung, Anordnung und Klassifizierung aller Informationsverhältnisse. Die Endung -ik deutet in diese Richtung, es könnte sich um eine Logik der Informationsprozesse handeln. Informatik befasst sich aber nicht wie Wissenschaften mit der Beschreibung von Natur, sondern mit der Beschreibung von artefaktischen Verhältnissen. In der Informatik geht es um das Herstellen, nicht um das Darstellen. Wenn man die Informatik systemtheoretisch einordnen will, kommen die Systemtypen Organisation und Interaktion nicht in Frage, es kommt nur ein soziales System in Frage – falls Informatik überhaupt etwas bezeichnet, was als funktionales System in betracht kommen könnte. Die Prüfung, ob ein soziales System ein Funktionssystem sei oder nicht, macht man sinigerweise anhand eines heuristischen Apparates, der zunächst einmal eine Reihe von Beobachtungschancen eröffnet, die der schärferen Spezifikation eines in Frage stehenden Sozialsystems dienlich sein können. Es könnte dann darum gehen, das fokale System in ein evolutionstheoretisches Vergleichsregister einzuordnen, das Stellen für ausdifferenzierte Funktionssysteme vorsieht. Dazu müsste sie auf eine zu klärende Weise auf die Form der Gesellschaft bezogen werden. Sie wäre, wenn wir das System als Sozialsystem auffassen, so etwas wie die Wirtschaft oder das Recht. Das (Geld-Kapital-)Wirtschaftssystem prozessiert in Form von Zahlungen im generalisierten Medium Geld. Zahlungen gibt es nur in der Wirtschaft und die Wirtschaft umfasst nur Zahlungen. Wirtschaft ist eine kontingente Form der Güterverteilung. Sie stellt sicher, dass genügend viele Güter an genügend viele Orten zuhanden sind. Es gibt auch andere Möglichkeiten, dies zu gewährleisten, die Wirtschaft ist eine spezifische Lösung dieses Problems, wobei das Problem durch die Wirtschaft, die es auf eine bestimmte Weise löst, geschaffen wird. Denkbar wäre ja auch, das keine Güter verteilt werden müssten. Das Funktionssystem emergiert also ein Funktion und eine Operation in einem Medium. Wenn Informatik ein Funktionssystem sein soll, müsste wohl zunächst gezeigt werden, welche Funktion durch welche Operation in welchem Medium gewährleistet wird. Als Informatik bezeichne ich ein System, das komplex scheinende Artefakte lesbar und so überhaupt möglich macht, indem es Programme produziert. In der Kommunikation dieses Systems geht es um die adäquate Formulierung, die sich in Programmen zeigt. Kein anderes System produziert Programme und Informatik macht nichts anderes als Programme. Die Informatik ist eine Problemlösung für Probleme, die auch anders gelöst werden: 1. lösen Computerprogramme praktische Probleme, sie ermöglichen beispielsweise theromstatengeregelte Heizungen, aber man kann auch mit Feuer heizen. 2. lösen Programmiersprachen das Umgehen mit komplizierten Maschinen, insbesondere mit komplexen Steuerungen. Aber man kann auch anders damit umgehen, etwa sich hochkarätig schulen. Exemplarisch ist etwa Schach, ein Standardproblem für die Programmierung, Schach wird aber vor allem von Grossmeistern gespielt. 3. Die Formulierungen der Informatik produzieren eine begriffliche Notation, die eine spezifische Selbstkontrolle enthält, indem sichtbar ist, was mit akturellen, selegierten Computer gemacht werden kann und wo sie abstürzen. Aber man kann Begriffe auch anders entwickeln, etwas durch philosophisches Gerede, das daran geprüft wird, ob andere Menschen auch so reden wollen – oder wenn man will, an einer Logik, die die Informatik antizipiert, indem sie korrekte, beweisbare Schlüsse unterstellt 4. löst Informatik das Konstruktionsproblem, weil die Beschreibungen der Informatik nicht deskriptiv sondern konstruktiv sind. Auch dieses Problem hat auch andere Lösungen, man kann Maschinen bauen, die man nicht programmieren muss. Ausserdem gibt es Selbstorganisation oder Autopoiese, die auch Maschinen – autopoietische – ermergieren, aber die artefaktische Konstruktion lässt fremdreferenzielle Zwecke zu. Für die artefaktische Konstruktion kann ich zur Zeit keine echte Alternative zur Informatik erkennen, weil sie aktuell die Spitze der Technologie darstellt. Die Operationen der Informatik passieren im Medium Schrift in Form von Programmtexten, die sich als symbolisch generaliserte Kommunikationsmedien begreifen lassen. Programme haben eine definierte Form und sie können verstanden werden. Man kann sie als Mitteilungen über die Funktionsweise von Maschinen lesen. Zu diesen Mitteilungen gibt es spezifische Anschlusshandlungen, die sich in weiteren Programmen, also in potentiellen Mitteilungen zu weiteren Maschinen zeigen. Ausblick Natürlich geht es um Technik, nicht um Informatik. Die Technik wird aber in der Informatik sichtbar, die Informatik ist der kategorielle Schlüssel.


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Kybernetik / Mechanismus und mechanizistisches Denken - February 17, 2012

Blogs mögen kurze und provokative Texte. Ich habe aber einen (zu) langen Text geschrieben. Also: die Provokation kurz und bündig vorab. Wer nicht weiss, was er als Mechanismus bezeichnet, neigt zu mechanizistischem Denken. Und dann zwei Beiträge für alle, die sich hier provozieren liessen: Zuerst etwas zum Mechanismus und dann etwas zum mechanizistisches Denken


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Systemgrenze, kontextfreie Funktionsweise und operationelle Geschlossenheit - February 28, 2012

Normalerweise ist es in meinem Wohnzimmer im Winter unabhängig von der Aussentemeratur immer ungefähr zwanzig Grad warm, was ich mir mit meiner geregelten Heizung erkläre. Heute ist es aber in meinem Wohnzimmer seltsamerweise sau kalt – was ich mir auch mit meiner Heizung erkläre. Ich prüfe sofort, ob der Heizkörper kalt ist, um meine Erklärung, wonach die Heizung an der Kälte schuld ist, zu prüfen. Der Heizkörper ist kalt. Meine Heizung funktioniert offensichtlich nicht. Sie scheint kaputt zu sein. Ich gehe in den Keller, wo die Heizung neben einem Oeltank steht. Von der Heizung verstehe ich nicht so viel, dass ich ihr Funktionieren überprüfen könnte, aber ich sehe sofort, dass der Oeltank leer ist. Es könnte also sein, dass die Heizung im Prinzip funktioniert, aber nicht heizt, weil sie kein Oel hat. Ich rufe jedenfalls den Oellieferanten an, und nicht den Servicetechniker, der ohnehin als erstes fragen würde, ob Oel im Tank sei, wenn ich ihm sagen würde, dass die Heizung nicht funktioniert. Jetzt überlege ich, was ich als Heizung bezeichne, wo sie mir normalerweise als Erklärung dafür dient, dass es in meiner Wohnung warm ist, und in speziellen Fällen – wie heute – als Erklärung dafür dient, dass es in meiner Wohnung kalt ist. Es geht dabei offenbar nicht um die Heizung, sondern darum, ob sie funktioniert oder nicht. Wenn ich die Heizung als Technik begreifen würde, ginge es bei aller Technik darum, ob sie gerade kaputt sei. P. Fuchs, der Luhmannschüler, hat das allen Ernstes so vorgeschlagen. F. Simon, ein anderer konstruktivistischer Erklärungsphilosoph, sagte einmal, er könne nicht erklären, warum seine Heizung funktioniere, er könne nur erklären, warum sie nicht funktioniere. Sie funktioniere beispielsweise nicht, wenn kein Oel im Tank sei, aber wenn Oel im Tank wäre, würde das Oel ihm natürlich nicht erklären, warum die Heizung funktioniere. “Technik” funktioniert oder nicht – aber natürlich nur für Philosophen, die den Versuch mit einer Oel-Heizung ohne Oel zu heizen als technisches Problem begreifen. Statt über das Heizen ohne Brennmaterial nachzudenken, denke ich jetzt etwas über die Heizung als technisches Artefakt nach. Der Mechanismus einer thermostatengeregelte Heizung beispielsweise funktioniert so, dass die Temperatur eines Thermometers mit einer Solltemperatur verglichen wird. Wenn das Thermometer zu kalt ist, wird ein Ventil in der Oelzufuhr geöffnet, so dass Oel in den Brenner fliessen KÖNNTE, wenn welches vorhanden wäre. Eine derartige Heizung kann ich kaufen und zusammen mit einem Oeltank in ein Haus einbauen. Dann kann ich – wenn ich es nicht vergesse – Oel kaufen und das Thermometer der Heizung ins Wohnzimmer stellen. Wenn dann die Lufttemperatur im Wohnzimmer zu kalt ist, wird der Thermometer auch kalt und die Oelzufuhr geöffnet, so dass Oel zum Brenner fliesst, der dann natürlich brennen, respektive angezündet werden muss, was einer Reihe weiterer konstuktiven Voraussetzungen entspricht. Dieselbe Heizung kann ich aber auch auf den Mond stellen oder im Meer versenken. Das betrifft ihre Funktionsweise in keiner Hinsicht. Auf dem Mond oder im Meer macht die Heizung vielleicht nicht gerade viel Sinn, aber die Funktionsweise ist kontextfrei, auch auf dem Mond öffnet sich das Ventil bei einer bestimmten Temperatur des Thermometers, weil die Heizung so konstruiert ist. Wenn ich die Heizung im Haus, aber kein Oel im Tank der Heizung habe, funktioniert die Heizung als Mechanismus trotzdem perfekt. Wenn der Thermometer zu kalt ist, öffnet sie das Ventil in der Oelleitung, genau so, wie es vorgesehen ist. Dass die Heizung dann nicht heizt, hat mit der kybernetischen Funktionsweise des Heizungsmechanismus nichts zu tun. Indem ich das System als Heizung bezeichne, bezeichne ich (auch) eine Verwendungsweise. Umgangssprachlich – oder in der Sprache einiger Technikphilosophen – sage ich die Funktion der geregelten Heizung ist ein temperaturabhängiges Heizen. Kybernetisch aber sage ich, die Funktion des Systems besteht darin, bei bestimmten Eigenzuständen des Systems ein bestimmtes Verhalten zu zeigen. Die Funktion des Teilsystems Thermostat besteht darin, ein Ventil zu steuern, die Funktion der Heizung besteht darin, in Abhängigkeit der Signale vom Thermostaten mehr oder weniger Oel zu verbrennen – was auf dem Mond kaum merklich heizen würde. Wenn das Thermometer im Wohnraum steht, wird es seine Temperatur der Lufttemperatur des Wohnraumes anpassen. Wenn ein Lausbub aber eine Kerze neben das Thermometer stellt, fällt die Temperatur im Wohnzimmer zusammen, gerade weil die Heizung funktioniert. Dass die Temperatur des Thermometers mit der Temperatur seiner Umwelt korrespondiert ist ein naturgegebenes Verhältnis, das nicht zum Mechanismus gehört, sondern mittels des Mechanismus benutzt wird. I. Newton sagte: “hypothesis non fingo”. Ich übersetze den Satz mit: Ich bastle keine sinnlose Begründungen. Was die Heizung in Abhängikeit des Thermometers macht, weiss ich konstruktiv genau. Dazu brauche ich keine Hypothese, weil ich die Heizung ja konstruiert habe. Über den Grund der Temperatur des Thermometers müsste ich dagegen Hypothesen machen, was ich durch die Regelung ja genau verhindern will. Meine Heizung soll einfach immer ragieren, egal weshalb das Thermometer wie warm ist: hypothesis non fingo. Kybernetische Systeme sind informationsdicht oder operationell geschlossen. Das heisst, sie reagieren auf ihre Eigenzustände, nicht auf die Umwelt. Die Heizung reagiert auf den Zustand des Thermometers, welches konstruktiv zur geregelten Heizung gehört. Die Funktionsweise eines kybernetischen Systems beschreibe ich, indem ich diejenigen Operationen beschreibe, die im Mechanismus konstruktiv vorgesehen sind. Dass die Heizung mit dem Älterwerden rostet, interessiert hier also wie ob Oel im Tank ist nur relativ zur gewählten Systemgrenze. Natürlich kann ich kybernetisch ein System beobachten, in welchem Heizungsbesitzer und Oellieferenten vorkommen. Ich kann den Heizungsbesitzer als Differenzglied des Systems beobachten, dass die Oelmenge kontrolliert und bei Abweichungen vom Sollwert entsprechende Massnahmen beim Oellieferenten auslöst. Die Kybernetik sagt nicht, welches System ich beobachten soll. Sie legt nur fest, wie ich das gewählte System beobachte, nämlich als kontextfreien und operationell geschlossenen Mechanismus. In meiner kybernetischen Perspektive würde ich sagen, dass ich genau dann Technik beobachte, wenn ich kybernetisch beobachte.


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Funktion und Funktionsweise – oder wie funktioniert ein Computer - February 23, 2012

Technologisch interessiert mich nur die Funktionsweise eines Systems, die Funktion ist lediglich Ausdruck der Funktionsweise, aber die Funktionsweise ist beschreibe ich immer in einem funktionalen Zusammenhang. Ich will das anhand des Computers erläutern. Ich könnte die Frage, wie ein Computer funktioniert, direkt angehen. Ich könnte voraussetzen, was ein Computer ist und beispielsweise seine elektronischen Bauteile erläutern, oder erklären, wie er mit bits und bytes rechnet. Wenn ich mit der Frage “wie funktionier ein Computer” google, kriege ich beliebig viele solche Antworten. Ich könnte aber auch zuerst die Frage selbst etwas anschauen, also einen kleinen Umweg machen und mir überlegen, wie ich der Frage gerecht werden könnte. Ich könnte dabei nach dem Sinn der Frage fragen, etwa wer sie wann warum oder wozu stellen könnte. Ich könnte nach Voraussetzungen der Frage fragen, mich also fragen, was in der Beantwortung der Frage vorausgegesetzt bleiben und was erläutert werden soll. Ich könnte davon ausgehen, dass klar ist, was ein Computer ist, und dass nur nach dessen Funktionsweise gefragt wird. Ich will die Frage aber operativ verstehen, also so, dass durch die Beschreibung der Funktionsweise erst geklärt werden soll, was als Computer bezeichnet wird. Es geht mir also nicht darum, zu definieren, was ein Computer ist, sondern darum, die zu erläuternde Funktionsweise an eine bestimmte Funktion des Computers zu binden. Diese von mir gewählte Funktion des Computers bestimme ich operativ ohne mich vom Ausdruck “Rechner” (oder to compute) irreführen zu lassen. Ich beobachte, was ich mit dem Computer mache, wie ich ihn verwende. Ich rechne ganz selten mit dem Computer und selbst dann schaue ich vor allem auf den Bildschirm, wo Zeichen oder Bilder erscheinen. Wenn ich den Computer benutze, geht es mir darum, auf dem Bildschirm Darstellungen zu hervorzubringen, die ich brauchen kann. Ich klicke beispielsweise auf das Icon der Textverarbeitung, damit die Textverarbeitung am Bildschirm erscheint, oder ich tippe einen Text auf der Tastatur, damit der Text am Bildschirm erscheint. Ich frage mich also, wie ich mit dem Computer bestimmte Darstellungen herstellen kann. Ich will die Inversion nochmals hervorheben, in welcher der Computer konventionellerweise gesehen wird. Üblicherweise erscheint die Funktion des Computers als irgendeine Art des Rechnens – schliesslich heisst der Computer ja so. Dabei wird der Bildschirm lediglich als Peripheriegerät gesehen, das Ergebnisse, die zuvor errechnet wurden, noch anzeigt. Wenn ich mit dieser Vorstellung erklären will, wie ein Computer funktioniert, muss ich erklären, wie der Computer rechnet. Wenn ich dagegen die hier vorgeschlagene, dazu inverse Vorstellung verwende, muss ich erklären, wie die jeweiligen Bildschirmanzeigen zustande kommen. Je nachdem, wie ich den Computer sehe, verschiebt sich die Fragestellung, obwohl der Computer, dessen Funktionsweise ich erkläre, natürlich derselbe bleibt. Meine Erklärung ist also nicht direkt an den Computer gebunden, sondern an eine Sichtweisen auf das, was gemeinhin als Computer bezeichnet wird. Ich erkläre die Funktion, die ein Computer erfüllt, mit einem Mechanismus, aber nicht, weil ein Computer ein Mechanismus ist, sondern weil ich Erklärungen generell als Beschreibungen von Mechanismen betrachte, mit welchen ein zu erklärendes Phänomen erzeugt werden kann. Wenn ich beispielsweise erkläre, wie ich meine Körpertemperatur konstant halte, beschreibe ich einen Mechanismus, obwohl ich keine Maschine bin. Und wenn ich erklären will, wie ein bestimmter Bildschirminhalt hervorgebracht werden kann, beschreibe ich einen Mechanismus, mit welchem diese Funktion realisierbar ist. Diese erklärenden Mechanismen bezeichne ich als System. Ein konkreter Computer kann anders konstruiert sein – es gibt ja auch sehr verschiedenene Computer -, in einer Erklärung beschreibe ich ein bestimmte Möglichkeit. Ich erkläre also einen bestimmten Computer und kann auch deshalb nicht so tun, als ob der Computer unabhängig von meiner Erklärung definiert wäre. Die Erklärung eines Computers erklärt immer auch, was für ein Computer erklärt wird. Den Mechanimus, den ich für die Erklärung verwende, bezeichne ich als Automaten, dessen In- und Output-Zustände ich als Symbole deute. Als Automaten bezeichne ich das System, weil es bestimmte Dinge quasi automatisch macht. Solch automatische Systeme erkläre ich damit, dass sie einen Prozessor enthalten, der der Steuerung des Systemes dient. Beim Computer wird die Anzeige auf dem Bildschirm gesteuert, so dass ich die erwartete Anzeige – sei dies nun ein Bild, ein Computerspiel oder ein Rechnungsresultat – erkennen kann. Meiner Erläuterung der Funktionsweise des Computers beginne ich also mit einer funktionalen Bestimmung. Ich frage mich, wie es möglich ist, dass der Bildschirm zeigt, was er zeigen soll. Ich beginne mit dem funktional primärgesetzten Energiekreis, welcher den Bildschirm zu leuchten bringt und führe schrittweise relativ sekundäre Energiekreise ein, die den primären Energiekreis so steuern, dass die gewünschte Darstellung am Bildschirm erscheint. Differenztheoretisch ist ein Computer die Differenz zwischen einem sich selbst steuernden Automaten und einem Automanten, der seinen Benutzer steuert. Als Computer bezeichne ich programmierbare Automaten mit Ein- und Ausgabegeräten wie Tastatur und Bildschirm, die ich als Symbolträger deute. Die inverse Funktion des Computers ist, einen Benutzer zu “steuern”, ihn mittels erwartbaren Ausgaben zu bestimmten Eingaben zu veranlassen. Als Computer bezeichne ich mithin funktional einen Automaten zur Symbolproduktion. Den Steuerungsteil des Computers bezeichne ich als Prozessor, er wird durch Eingabegeräte gesteuert und steuert Ausgabegeräte. In anderen – generelleren – Automaten, die keine symbolische Funktion, sondern eine Werkzeug-Funktion erfüllen, werden Prozessoren funktional anders verwendet, in der Heizung etwa wird mittels Prozessoren keine Symbolanzeige, sondern die Temperatur gesteuert. Ein typischer Computer besteht aus einem Prozessorgerät und Peripheriegeräten wie Hard-Disk und Bildschirm. Sowohl der Prozessor wie die Peripheriegeräte können ihrerseits mehrere Prozessoren enthalten. Ein (ums Jahr 2012) typischer Computer ist der PC, er verfügt über eine Auswahl folgender Komponenten (aber mindestens über ein Eingabe und ein Ausgabegerät und einen vermittelnden Prozesor): Monitor, Prozessor, Stromversorgung, Optisches Laufwerk, Festplatte, Tastatur, Maus, Printer, Scanner, Stick für Spiele usw. Den Ausdruck Computer verwende ich in diesem Sinne also für eine Geräte-Menge als ein Gerät, während umgangssprachlich oft von Computern die Rede ist, wo nur Prozessoren gemeint sind. In meiner Waschmaschine etwa steuert ein Prozessor einerseits den Waschprozess, andererseits aber auch einen kleinen Bildschirm, der anzeigt, was in der Maschine gerade läuft. Funktional geht es natürlich um die Steuerung der Maschine, aber man kann in dieser Konfiguration auch einen (sekundären) Computer sehen, mit Eingabe, Prozessor und Ausgabe. Nachtrag (aufgrund der Kommentare): Die kybernetische Funktion ist eine Funktion der Funktionsweise. Die Funktionsweise reflektiert den Mechanismus und gibt dem so bestimmten Mechanismus die Funktion. Ich schreiben dazu einen Artikel.


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toolmaking / Todesco / Entwicklung der Technik - February 22, 2012

Nicht was gemacht wird, sondern wie, mit welchen Arbeitsmitteln es gemacht wird, unterscheidet gesellschaftliche Verhältnisse. Die Philosophie und die Kunst hat sich in den letzten dreitausend Jahren – wenn man vom Zitieren des Vorgängigen absieht – nicht entwickelt. Was sich entwickelt hat, ist nicht was Menschen denken oder tun, sondern die Technik, die eine spezifische Rückwirkung aufs Denken und aufs Tun hat. Seit es Menschen als toolmaking animals gibt, entwickeln sie ihr Werkzeug, mit welchem sie sich die Welt nicht nur aneignen, sondern vor allem auch ausdifferenzieren und schaffen. Das Primitive des Neandertalers waren seine Werkzeuge. Lange Zeit scheint die Entwicklung der Werkzeuge nicht sehr bewusst erkannt gewesen zu sein, noch die “alten” Griechen beachteten die Werkzeuge kaum. Sie kannten Schrift, Demokratie, Kunst und Philosophie, aber Werkzeuge entwickelten sie nur als ingeniöse Spielzeuge, um ihre Neugier oder ihre Vorahnungen auf künftige Gesellschaften zu stillen. Aristoteles’ Definition ist eigentlich die, daß der Mensch von Natur aus Stadtbürger sei. Er lebte in einer Epoche der antiken Polis, in welcher die Werkzeuge fast nur von Sklaven benutzt wurden. Aristoteles entwickelt deshalb sein Geschlecht nicht im Umgang mit Werkzeugen, sondern politisch im Umgang mit Sklaven. Deshalb schien ihm der Menschen ein politisches Tier. Aristoteles’ Definition ist für seine Epoche ebenso charakteristisch wie B. Franklins Definition, daß der Mensch von Natur Instrumentenmacher sei, für das Yankeetum. Als einer der Begründer der USA wollte er Werkzeuge und Maschinen anstelle der Sklavenhaltung setzen. Deshalb sah er das toolmaking animal. Zwischen den Griechen und den Yankees vermittelte die Araber, die die griechische Literatur im Mittelalter nach Spanien brachten, wo durch die Aufklärung in der griechischen Spielzeug-Technologie produktive Mechnanismen erkannt wurden. Zunächst, im 15. Jahrhundert interessierten Geräte und Instrumente wie Uhren und Rechenmaschinen, ab dem 17. Jahrhundert immer mehr die Kraftmaschinen, die die Griechen schon beschrieben aber nicht gebaut hatten. Die Entwicklung der Technik sehe ich als Entwicklung der Werkzeuge. Von allen Waren sind eigentliche Luxuswaren die unbedeutendsten für die technologische Vergleichung verschiedner Produktionsepochen. Jede Entwicklungsgeschichte wird rückwärts geschrieben. Die Anatomie des Menschen ist der Evolutionsgeschichte ein Schlüssel zur Anatomie des Affen. Die Andeutung auf Höhres in den untergeordnetren Arten können nur verstanden werden, wenn das Höhere selbst schon bekannt ist und entsprechende Kategorien zur Verfügung stellt. Umgekehrt muss dabei natürlich auch entschieden werden, was die höher entwickelt heisst. Die Entwicklung der Werkzeuge sehe ich – von heute aus – als Entwicklung von Automaten. Die Entwicklung der Werkzeuge sehe ich unter dem Gesichtspunkt, inwiefern sie mich entlasten. Eigentliche Werkzeuge wie etwa einen Hammer muss ich antreiben und steuern. Maschinen haben einen Motor, das heisst ich muss sie nur noch steuern. Automaten schliesslich sind geregelt, das heisst, ich muss sie weder antreiben noch steuern. Diese Einteilung der Werkzeuge und mithin der Technikentwicklung ist natürlich beliebig, das heisst, sie ist von der verwendeten Theorie abhängig. Ich sehe diese Entwicklung, weil ich die Kybernetik als Technologie verwende, die eben geregelte Mechanismen beschreibt. Die Differenzierung besteht in dieser Sicht darin, dass das ursprüngliche Werkzeug in dem Sinne aufgehoben ist, als es zuerst für sich alleine existierte, dann durch eine Kraftmaschine angetrieben und schliesslich durch eine Steuerung geregelt wird. An das ursprüngliche Werkzeug werden also weitere Elemente angefügt, wodurch es sein strukturelles Niveau erhöht. Durch die Kraftmaschine wird Energie zum gesellschaftlichen Thema, das sich als sogenannte Naturwissenschaft darstellt, weil Energie naturgegeben ist. Durch die später hinzukommende Steuerung der Maschine wird Information zum Thema, das sich als Engineering oder als Kybernetik darstellt, weil es durch eine sprachliche Logik (Programmiersprache) erscheint. Ich werde anhand von sogenannter Software noch genauer darauf zurückkommen.


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kommt bald -