"arabische" Zahlschrift        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]
 
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Die Bezeichnung "arabische" Zahlschrift kann als Beispiel für ideologische Bezeichnungen gelesen werden. Zahlen und Ziffern sind in keiner Weise "arabisch", auch wenn noch so viele Araber sie verwenden. Eine bestimmte Art der Zahlschrift ist durch "Araber" nach Europa gebracht worden, wobei natürlich auch die Bezeichnung Araber für Menschen recht eigentümlich und bedenkenswert ist. Diese "Araber" eroberten um 700 - falls es die Jahre im Erfundenen Mittelalter je gegeben hat - grosse Teile Spaniens und brachten dabei eigenen Schriften und eben auch eine Zahlenschrift nach Europa, die für das Rechnen besser geeignet ist als die damals in Europa verbreitete "römische" Notation.
Weil die Araber in Europa schon während der Reconquista nicht sehr beliebt waren, heissen die Zahlen, resp. Ziffern auch "indische".

Als arabische Zahlschrift bezeichne ich - im Wissen, dass Bezeichnungen arbiträr sind - eine Notation, in welcher 10 Ziffern in einer Stellenwertnotation verwendet werden.


 

Zu den "Geschichten" der arabischen Zahlen:

ausführliche Darstellung

Im Jahr 628 n. Chr. verfasste der indische Astronom und Mathematiker Brahmagupta das Brahmasphutasiddhanta („Der Anfang des Universums“). Es ist, wenn man vom Zahlensystem der Maya absieht, der früheste bekannte Text, in dem die Null als vollwertige Zahl behandelt wird. Darüber hinaus stellte Brahmagupta in diesem Werk Regeln für die Arithmetik mit negativen Zahlen und mit der Zahl 0 auf, die weitgehend unserem modernen Verständnis entsprechen. Der größte Unterschied bestand darin, dass Brahmagupta auch die Division durch 0 zuließ, während in der modernen Mathematik Quotienten mit dem Divisor 0 nicht definiert sind.

Zwischen 640 und 644 eroberten die Araber den Irak und Persien. Die ersten überlieferten Hinweise auf indische Zahlzeichen im Westen stammen von dem syrischen nestorianischen Bischof Severus Sebokht im 7. Jahrhundert.

al Chwarizmi schrieb 825 sein Werk über das Rechnen mit indischen Zahlzeichen, das nur in lateinischer Übersetzung bekannt ist (Algoritmi de numero indorum, 12. Jahrhundert).

Die arabischen Ziffern entstanden im 10. Jahrhundert in Katalonien aus den westarabischen Gobar- oder Staubziffern und wurden von dem Mönch Gerbert (dem späteren Papst Silvester II.) auf den Rechensteinen (Apices) ins Abendland eingeführt (damals noch ohne das Zeichen für die Null).“ „Im Geschäftsleben setzten sie sich wegen der Fälschungsgefahr nur langsam gegen die römischen Ziffern durch, in Deutschland erst im 15. Jahrhundert.“

1202 veröffentlichte L. Fibonacci sein Buch Liber abaci, mit dem er die "indischen" Zahlen, die er in Bejaja in Nordafrika kennengelernt hatte, in Europa bekannt machen wollte.
Die Reconquista war zu dieser Zeit schon weit fortgeschritten, die Araber also keine gute Referenz mehr.

A. Ries hat um 1520 mit indischen Ziffern gerechnet. Er erkannte, dass durch die Null die tabellarische Addition und Subtraktion gegenüber den römischen Ziffern wesentlich vereinfacht wurde. Durch das neuzeitliche Rechnen wurden die römischen Ziffern auch im Alltagsleben relativ rasch ersetzt.


 
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