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Anamorphose Als eine Anamorphose (altgriechisch ἀναμόρφωσις anamorphosis, griechisch αναμόρφωση ‚die Umformung‘, von altgriech. μορφή morphe, deutsch ‚Gestalt, Form‘) bezeichnet man seit 1657[1] Bilder, die nur unter einem bestimmten Blickwinkel bzw. mittels eines speziellen Spiegels oder Prismensystems zu erkennen sind. Auch in der Zoologie findet der Begriff Verwendung und bezeichnet hierbei einen Vorgang der Larvalentwicklung von Tausendfüßern, bei dem die beinlosen Körperringe eines Stadiums im folgenden Stadium zu beintragenden Körperringen umgewandelt werden. Eines der bekanntesten Beispiele für eine Anamorphose in der bildenden Kunst ist das Gemälde von Hans Holbein dem Jüngeren, Die Gesandten aus dem Jahr 1533, das in der National Gallery in London hängt. Weitere Künstler und Grafiker, die (teils versteckte) anamorphotische Darstellungen wählten, sind unter anderem Cornelis Anthonisz, Gaspard Antoine de Bois-Clair, Lodovico Buti, Hans Heinrich Glaser, Adrian P. Goddijn, Athanasius Kircher, Jean-François Niceron, Erhard Schön, Caspar Schott, Guillem Scrotes und Johann Stommel. Seit der Renaissance wird Anamorphose bei der illusionistischen Deckenmalerei eingesetzt, um die Deckenwölbungen und Unregelmäßigkeiten perspektivisch vom Standpunkt eines angenommenen Betrachters (von unten blickend) auszugleichen. Arthur Samuel Mole (1889–1983), ein amerikanischer Fotograf, verwendete die Technik der Anamorphose für riesige Bilder, die er aus bis zu 30.000 Menschen zusammenstellte. Sie waren erst von einem hohen Beobachtungsturm aus unverzerrt zu erkennen. In der Videokunst ist die Anamorphose häufig verwendetes Mittel, um das menschliche Auge zu überlisten. Die amerikanische Rockband OK Go hat ihr Video zu The Writing’s On the Wall komplett mit und über dieses Stilmittel als One Shot gedreht. In der jüngeren Gegenwartsmalerei hat sich René Luckhardt mit seinem Zyklus Anamorphic Portraits mit der Anamorphose Technikphilosophie mit derselben Wortproblematik.


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