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Anmerkungen zu Beobachterperspektiven

1.

  

Die Trennung dieser Perspektiven hat eine "quasi-idiotische" Tradition: C. Snow hat zwei Kulturen getrennt: Die technischen Idioten, die er in einer seiner beiden Kulturen gefunden hat, verstehen von Bedeutung gar nichts, weil sie nur konstruieren können, während die literarischen Idioten der andern Kultur nicht das einfachste technische System begreifen. Der Soziologe T. Veblen, der nach C. Snow wohl eher zur zweiten Kategorie gehören würde, hat - in Anlehnung an Platos Governor - den Technokraten erfunden, der Organisationen und Staatswesen nach rein technologischen Gesichtspunkten führen kann, ohne sich um deren Zwecke zu kümmern. "Man" muss dem Technokraten nur sagen, wohin er sein Schiff steuern soll. Und das macht in der Technokratie der sogenannte Souverain.
Hier geht es aber nicht um die Trennung von zielgebenden und operativen Funktionen, sondern um die Unterscheidung von Perspektiven des systemtheoretischen Beobachters.

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2.

  

Wenn ich etwa als versklavter Barbar vor einem griechischen Tempel stehe und deshalb nicht einmal deuten kann, was ich sehe, kann ich mich fragen, was das sein und wozu es gut sein könnte. Dann will ich aber keine Erklärung, sondern eine Deutung. Ich will dann nicht wissen, wie der Tempel konstruiert ist, sondern welche Funktion er haben könnte.

Wenn ich eine Bedeutung nicht spontan erkennen kann, spreche ich von Artefakten. Bei Artefakten frage ich mich oft, wie sie konstruiert sind, um so einen Hinweis auf deren Bedeutung zu bekommen. Ich bezeichne diese Inversion als abduktives Verfahren.

PS: Man muss natürlich kein Barbar - so hiess bei den Griechen jeder, der nicht griechisch sprechen konnte - sein, um nicht zu verstehen, wozu Tempel gut sein könnten. Und in den Augen von aufgeklärten Humanisten, die diese Tempel so bewundern, haben sie vielleicht auch eine ganz andere Bedeutung, als für die Griechen, für die sie gebaut wurden.

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3.

  

Diese Unterscheidung entspricht in gewisser Hinsicht jener, die H. Maturana mit seiner "logischen Buchhaltung" einführt. In der soziologischen Systemtheorie von N. Luhmann wird diese Unterscheidung gerade nicht gemacht. "Was-ist-das-Fragen" werden dort als nicht systemtheoretischen Fragen ganz und nicht nur perspektivisch ausgeschlossen. Allerdings schleichen sich die Fragen durch beliebige Hintertüren ein. Wenn man sich bewusst an H. Maturanas Buchhaltung hält, bleibt klar, das die "Was-ist-das-Fragen" nicht nach Erklärungen fragen, und in diesem Sinne quasi in die Umwelt der Systemtheorien gehören.
Den Mechanismus der Tempeltüre kann ich natürlich systemtheoretisch formal beschreiben. Ich kann aber systemtheoretisch nicht von einer Tempeltüre oder von einer Heizung sprechen, weil ich diese Ausdrücke auf Funktionen in der von mir gedeuteten Welt beziehe.

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