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Handlungszusammenhang

Als deutender Beobachter nehme ich in Handlungszusammenhängen wahr. Meine Deutungen beziehen sich auf Handlungen, die ihrerseits Deutungen sind (Anmerkung 1). Wenn ich etwa ein bestimmtes Artefakt als Heizung bezeichne, deute ich die konsensuelle Funktion oder den Zweck, den der Hersteller dieses Artefaktes beabsichtigt hat. Diese Deutung bezeichne ich als Gegenstandsbedeutung. Wenn ich die Heizung im Keller eines Hauses sehe, kann ich für wahr nehmen, dass sie dem Heizen des Hauses dient. Wenn ich dagegen dieselbe Heizung mitten in der Wüste stehen sehe, verstehe ich nicht ohne weiteres, worum es geht, weil ich keinen konsensuellen Bereich erkennen kann, in welchem die wahrgenommene Sache Sinn machen könnte. Eine Heizung dient mir zum Heizen, in der Wüste würde ich nicht, oder jedenfalls nicht mit einer Heizung heizen. Natürlich kann ich in solchen Situationen immer auch ein aha-Erlebnis haben, in welchem ich die Anzahl der Möglichkeiten erweitere.

Artefakte sind tautologischerweise auf Handlungen ausgerichtet. Ein Hammer wird zum Hämmern gemacht (Anmerkung 2). Ein Stück Tuch mit Farbflecken nehme ich im Hinterhof eines Malergeschäftes anders wahr, als wenn es in einem Kunstmuseum hängt. Im einen Fall sehe ich einen Putzlappen, im andern Fall ein Gemälde. In beiden Fällen sehe ich aber Gegenstände, die für mich eine Bedeutung haben (Anmerkung 3). Wenn ich einen Putzlappen sehe, sehe ich ihn als Bestandteil der Handlung "putzen", wenn ich ein Gemälde sehe, sehe ich das beabsichtigte Handlungsresultat eines Künstlers. Funktion und zugehörige Handlungen sind kontingent, das farbige Tuch kann für mich beides, Putzlappen oder Gemälde sein, aber nicht beliebig viel anderes, weil ich nicht beliebig viele Handlungen kenne, die ich jenseits von aha-Erlebnissen sinnvoll auf ein farbiges Tuch beziehen kann.

Wenn ich nichthergestellte Gegenstände wahrnehme, setze ich sie in Relation zum Handeln. Wenn ich etwa einen Maler sehe, sehe ich mit, dass er Putzlappen in den Hinterhof werfen oder Bilder in einem Museum aufhängen könnte. Und wenn ich eine Landschaft sehe, sehe ich kontigent, dass in ihr ein angepflanztes Kornfeld liegen könnte, oder eine ganze Stadt, in welcher ein junger Mann in einem Museum ein Bild anschaut (Anmerkung 4). Als deutender Beobachter sehe ich immer auch, wie ich im wahrgenommenen Zusammenhang handeln könnte. Natürlich gibt es auch Gegenstände, die ich nicht deuten kann, beispielsweise Artefakte, deren Sinn mir verschlossen bleibt und die ich deshalb nur als Artefakte wahrnehmen kann. Aber zu jeder funktionalen Deutung sehe ich spezifische Handlungen.

Handlungszusammenhänge repräsentieren, wie ich mein Handeln orientiere. Mit Handlungszusammenhängen nehme ich deutend vorweg, welche meiner Operationen in welchem Verhältnis zu andern Operationen stehen. Die Operation "malen" kann ich als Malermeister oder als Meistermaler einordnen.


Anweisungen:

Suche Beispiele, in welchen Deutungen von Handlungszusammenhängen abhängig sind.

    


 

Beispiele:
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Metakommunikation

Handlungszusammenhänge kann ich mir bewusst machen, indem ich Gegenstände in verschiedenen Zusammenhängen wahrnehme. Ich werde bei der Gegenstandsbedeutung und insbesondere bei der Erläuterung von funktionalen Systeme darauf zurückkommen.


 
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