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Beobachtung 2. Ordnung

Als Beobachtung 2. Ordnung bezeichne ich das Beobachten des eigenen Beobachtens. Ich beobachte dabei meine Unterscheidungen und wie sie meine Wahrnehmungen bestimmen (Anmerkung 1).

Die Beobachtung 2. Ordnung ist ein rekursives Verfahren, weil jede Beobachtung wiederum beobachtet werden kann. In bezug auf die vorliegende Systemtheorie kann ich in einer 2. Ordnung sagen, dass Erklärungen von anderen Aussagen unterschieden werden, dass Systeme nur in Erklärungen vorkommen und dass Systeme Mechnismen sind. In einem gewissen Sinn sind andere, nicht konstruktive Erklärungen nicht möglich, respektive in der Theorie nicht vorgesehen. Phänomene, wie etwa die sich öffende Tempeltüre lassen natürlich auch nicht konstruktive Erklärungen zu. Solche Erklärungen liegen aber im durch diese Theorie nichtmarkierten Bereich. Die vorliegende Theorie umschreibt eine bestimmte Möglichkeit des Erklärens. Mit einer zweiten Beobachtung 2. Ordnung kann ich feststellen, dass ausserhalb der Unterscheidung konstruktiv versus nicht konstruktives Erklären das bewusste Nichterklären existiert, das in dieser Theorie natürlich auch nicht vorgesehen ist.

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In der Terminologie des Kalküls von G. Spencer-Brown heisst die Unterscheidung Konstruiertheit, sie markiert den Berich der konstruierten Erklärungen. Ausserhalb der Unterscheidung, die sie auf das Erklären bezieht, ist das Chaos, das hier als Nichterklären erscheint (Anmerkung 2).

Die Beobachtung 2. Ordnung zeigt also, welche Unterscheidung die jeweils beobachtete Beobachtung erster Ordnung nicht sehen kann, weil sie quasi damit sieht. Indem ich mir meine Konstruktion oder mein Verfahren bewusst mache, kann ich allenfalls kontingente Möglichkeiten erkennen, die ich durch meine Unterscheidung unsichtbar mache (Anmerkung 3). Ein wunderbares Beispiel liefert F. Kafka: Odyseus steckt sich Wachs in die Ohren, damit er den Gesang der Sirenen nicht hört. Nun könnte man über Alternativen nachdenken, die Odyseus auch gehabt hätte und so sein Verfahren problematisieren. F. Kafkas Beobachtung 2. Ordnung beschreibt dagegen, dass Odyseus so nicht hören konnte, dass die Sirenen während seiner Durchfahrt gar nicht gesungen haben. Diese Beobachtung zeigt, dass Odyseus sein Verhalten auf eine Möglichkeit ausgerichtet hat, die vielleicht gar nicht aktualisiert wurde, und dass er sich so verbaute, das Schweigen der Sirenen zu hören (vgl. Todesco: Schweigen die Sirenen?).


Anweisungen:

Ueberlege, wie die Geschichte von F. Kafka's Odyseus durch eine Beobachtung 2. Ordnung weitergeschrieben werden kann.

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Das Beispiel von J. Konorsky's Pawlowschem Hund mag als Anregung dienen.


 

Beispiel:
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Metakommunikation

Beobachtungen 2. Ordnung kann man sehr verschieden weit treiben. Immer - weil tautologisch - bedeutet die 2. Ordnung einen Bezug auf die 1. Ordnung in dem Sinne, dass die dort verwendeten Kategorien problematisiert werden. Das mache ich implizit bereits dort, wo ich eine alternative Unterscheidung vorschlage. Denn die Explikation wird immer darauf hinauslaufen, dass die Konseqenzen einer Unterscheidung untersucht werden. Die Beobachtung 2. Ordnung beschreibt im expliziten Fall, was durch bestimmte Unterscheidungen oder Konstruktionen verunmöglicht wird.


 
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