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Das Beobachtersystem

In der 1. Ordnung kann ich einen Beobachter wie beliebige andere Gegenstände in meiner Um-Welt als Gegen(über)stand auffassen. Ich kann in dieser Perspektive etwa einen Beobbachter beobachten, der beispielsweise über seinen Computer spricht. Dabei beziehe ich die Aussagen des Beobachters auf einen Gegenstand, welchen ich auch beobachten kann. Dass andere Menschen über Gegenstände sprechen, die ich wahrnehme, kann ich unproblematisch finden, ich kann es aber auch zum Phänomen machen. Ich kann beispielsweise kritisch beobachten, ob der andere Beobachter vernünftig über den Computer spricht (Anmerkung 1): Wie ist es möglich, dass er das gleiche oder etwas anderes über den von mir gemeinten Gegenstand sagt? (Anmerkung 2).

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Wenn ich "systemtheoretisch vernünftig" über Computer spreche, beschreibe die Funktionsweise von Mechanismen, mit welchen ich bestimmte Phänomene erzeugen kann, die mir beispielsweise als Input-Output-Relationen x=(f)y eines Computers erscheinen. Systemtheoretisch rekonstruiere ich dabei die Funktionsweise einer Blackbox. Wenn ich den Beobachter systemtheoretisch beobachte, wende das gleiche Verfahren auf den Beobachter an. Dabei betrachte ich den Beobachter also quasi als System und sein Beobachten als ein spezifisches Verhalten des Systems.

Das komplexe Phänomen "Beobachter" spezifiziere ich systemtheoretisch, indem ich das System modelliere. Dabei schaue ich, welche Aspekte des zunächst nicht genau bestimmten Phänomens ich erzeugen kann, die ich dann quasi im Beobachter wiedererkennen kann. Der Beobachter entwickelt sich in diesem Verfahren, er ist nicht zuvor oder unabhängig von diesem Verfahren vorhanden. Systemtheoretisch bestimme ich jedes Phänomen, oder genauer, das, was ich als Phänomen auffasse, im Nachhinein durch das, was ich erkläre (Anmerkung 3).

Das gleiche gilt auch für die Systemgrenze. Auf der Ebene des Phänomens muss ich mich nicht nicht genau festlegen. Wenn ich einen Mechanismus konstruiere, bestimne ich die Systemgrenzen anhand des als Mechanismus beschriebenen Verfahres. Wenn ich als deutender Beobachter einen Beobachter beobachte, beobachte ich also quasi naturwüchsig einen Menschen, der Gegenstände in seiner Umwelt beschreibt. Welche Aspekte ich schliesslich als Beobachter auffasse, ist so noch implizit. Als konstruierender Beobachter entscheide ich konstruktiv, was ich schliesslich als Beobachter, der Beschreibungen von seiner Umwelt macht, auffasse. Die Konstruktion ist immer auch eine Explikation des Phänomens (Anmerkung 4).

In der Frage nach der Konstruktion von Menschen sehe ich ein wesentliches Motive der Wissenschaft (Anmerkung 5). Vaucanson's "Ente" und Descartes' "Homme" sind anschauliche Beispiele von Antworten, die man geben könnte. Die moderneren Wissenschaften, die sich mit künstlicher Intelligenz (Roboter) und Genmanipulation (biologische Roboter) befassen, haben etwas kompliziertere Erklärungen als die mittelalterlichen Aufklärer - und natürlich verfolgen sie auch praktischere Anliegen.

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Anweisungen:

Ueberlege, was welches Phänomen den Beobachter charakterisiert, respektive, was man sinnvollerweise rekonstruieren könnte.

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Wenn man an "den" Mensch denkt, kann man sich fragen, wo die Systemgrenzen sind und inwiefern etwa seine Verdauung oder seine Herzfunktion hier interessieren.


 

Beispiel:
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Metakommunikation

Ich werde im folgenden also die Systemtheorie 1. Ordnung selbstreferentiell wiederholen. In gewisser Hinsicht reproduziere ich logischerweise das 1. Kapitel, weil ich ja wieder ein Phänomen als Problemstellung für eine Rekonstruktion wähle. Allerdings wird sich die Rekonstruktion in diesem Kapitel von jener im ersten Kapitel unterscheiden, weil sie durch die Selbstbezüglichkeit ja auch einen ganz andern Sinn hat. Ich verwende die Systemtheorie in dieser Perspektive als Reflexionsmittel. Durch die Systemtheorie (dia logos) schaffe ich ein spezifisches Selbstverständnis, in welchem meine Wahrnehmungen und Für-wahrnehmungen aufgehoben sind, weil ich Autor der Beobachtung bin und auch das beobachtete System repräsentiere. Da ich mich dabei quasi wie andere komplexe Gegenstände als System betrachte, spreche ich auch von einer Systemtheorie 2. Ordnung, in welcher ich das kategorielle Konzept der Systemtheorie selbstreferentiell auf mich als Beobachter anwende. Ich frage mich, wie ich selbst mir als System erscheine. Ich sehe darin die radikalste Kritik am systemtheoretischen Denken.


 
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