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Meine Buchprojekte


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Ich schreibe - mittlerweile seit ein paar Jahren - an einem Buch. Ich benutze dazu einen Blog.

Vordergründig geht es in diesem Text um eine Technikgeschichte am Beispiel der Textproduktion. Mich interessiert jedoch vor allem die Explikation einer Theorie, in welcher Schrift und Sprache im Kontext der Werkzeugherstellung stehen.

Hier steht der bisherige Theorie-Text in linearer Form, wie er als Buch erscheinen soll.

Das im Blog mitbehandelte Schrift-Sprache-Buch steht hier

zum Theorie Blog

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Rolf Todesco

Theorie der Theorie

Mein Theorie-Projekt: Theorie der Theorie

Ich schreibe das Buch Schrift-Sprache im Sinne einer dialogischen Reflexion. Diese Reflexion begreife ich als Theorie, die ihrerseits auch reflektiert werden kann. Das will ich hier tun. Ich bezeichne dieses Unterfangen als Theorietheorie, weil ich mir dabei meine Theorie als Theorie bewusst machen will. In dieser Perspektive erscheint das Schrift-Sprache-Buch als exemplarischer Text für meine (je) eigene Theorie, die ich hier sozusagen als zweites Buch oder als Buch im Buch schreibe.


Inhalt

Vorwort (21.5.2021)

Einleitung (21.5.2021)
Projekt
Konzept
   Projektgegenstand
   Verfahren
Theorie als Beobachtung von Kategorien
   Aufschreiben
   Zeichnen


Vorwort

In meinem Geld-Buch habe ich ein paar Bemerkungen Geld_Cover_200 zur meiner Theorie gemacht.[1] Nachträglich ist mir bewusst geworden, dass ich meine Theorie bisher nicht systematisch be(ob)achtet habe. Das werde ich nun in einem Projekt nachholen.

Ich bezeichne meine – hier noch weitgehend implizite – Theorie als materialistisch und als kybernetisch. Das sind aber Labels, die nicht viel mehr erhellen als sie verstecken, weil ich auch mit diesen Wörtern sehr eigene Vorstellungen verbinde. Gleichwohl zeigen mir diese Bezeichnungen ein benennbares kategorielles Vorverständnis, das meiner Sicht auf den von mir gewählten Gegenstand Theorie zugrunde liegt.

Die Ausdrücke Materialismus und Kybernetik beziehe ich nicht nur auf meine Theorie, sondern auch als Bezeichnungen für die Literatur, die für mich relevant geblieben ist. Ich habe nur sehr diffuse Ahnungen, warum ich gerade die Bücher gelesen habe, die ich gelesen habe, und ich finde kaum Menschen, die dieselben Bücher gelesen haben. Und selbst wenn jemand das gleiche Buch wie ich gelesen hat, hat er doch normalerweise ein ganz anderes Buch gelesen. Was ich wie gelesen habe, war immer auch von meiner Theorie abhängig, die aber gerade dadurch erst entstanden ist. Diese Wechselseitigkeit werde ich meinem Projekt zugrunde legen, nicht in Bezug auf das Lesen, sondern in Bezug auf das Schreiben. Eine wesentliche Kategorie in meinem Materialismus erkenne ich – hier vorab – darin, dass ich primär gegenständliche Tätigkeiten beobachte. Beim Lesen stelle ich keine Gegenstände her. Was ich lese, ist flüchtig, beim Schreiben stelle ich Artefakte her, die den Moment überdauern. Ich schreibe meine Theorie und werde dabei insbesondere mein Schreiben und mein Schreiben über das Schreiben beobachten.

Meine Theorie ist ein – jetzt noch nicht geschriebener – Text darüber, wie ich mein Beobachten beobachte, wozu das Schreiben als selbstbezügliches Referenzobjekt dient. Der Text dient mithin auch als ein Text darüber, was ich als Text und als Beobachten bezeichne. Den Ausdruck Theorie verwende ich dabei in Anlehnung an eine Konvention, in welcher das griechische ‚theorein“ für „sich selbst beobachten“ steht. Ich werde aber nicht mich selbst, sondern mein Beobachten beobachten. Theorie begreife ich – auch dies vorweg – als eine explizite Widerspiegelung der Kategorien, die ich beim Beobachten verwende.

Um die Selbstbezüglichkeit meines Schreiben über das Schreiben etwas aufzubrechen, werde ich zwei Texte schreiben. Ich schreibe einen Text über das Schreiben, in welchem ich das Schreiben als Tätigkeit beobachte, also über die Entwicklung des Schreibens schreibe. Dieser Text trägt den Titel „Schrift-Sprache“ und soll ein konventionelles Sachbuch werden. Im zweiten, hier vorliegenden Text beobachte ich die Kategorien, die ich verwende, wenn ich über das Schreiben schreibe. Ich bezeichne letzteres als Beobachtung 2. Ordnung, weil ich dabei mein Beobachten beobachte. Natürlich ist jede Beobachtung 2. Ordnung auch eine Beschreibung einer Sache und in diesem Sinn eine Beobachtung 1. Ordnung.[2]

Ich begreife mein Vorhaben als Projekt. Der Text, den ich herzustellen plane, ist ein materieller Gegenstand und so das Produkt einer Produktion, zu der ich ein Konzept entwickle. Als Theorie bezeichne ich den Text selbst, also nicht etwas, was im Text beschrieben ist, das es jenseits des Textes – etwa in meinem Kopf – nochmals geben müsste. Es ist Teil meines Theoriebegriffes, dass in einer Theorie nicht der beobachtete Gegenstand, sondern das Beobachten des Gegenstandes beobachtet wird. In einer Theorie schreibe ich nicht, wie die Welt ist, sondern wie ich sie beobachte. Im umgangssprachlichen Sinn von Theorie ist diese Unterscheidung aufgehoben. Die umgangssprachlich gemeinten „Theorien“ von A. Einstein oder C. Darwin beschreiben – auch im Selbstverständnis dieser Autoren – die Realität, die nicht von einer kontingenten Art der Beobachtung abhängig ist, sondern eine bestimmte Beobachtung verlangt, um erkannt zu werden.[2a]

Es ist überdies Teil meiner Theorie, dass ich die Verwendung von Wörtern nicht in irgendeinem umgangssprachlichen Sinn voraussetzen kann, sondern vereinbaren muss. Wenn ich von umgangssprachlicher Wortverwendung spreche, bezeichne ich eine Art diffusen Commonsense, um darauf aufmerksam zu machen, dass ich meine eigene Wortverwendung explizit erläutere, wie ich es hier für das Wort Theorie bereits angefangen habe. Ich schreibe dazu ein Wörterbuch, das ich als Hyperlexikon bezeichne, weil es ein Hypertext ist. Dieses Wörterbuch ist wie das Buch Schrift-Sprache Teil meines Projektes und natürlich auch ein Text, den ich durch meine Theorie beobachte. In gewisser Weise reflektiere ich meine Theorie auch durch die Explikation perspektivischer Wortbedeutungen.

Was ich hier entwickle, ist eine Theorie, also nicht die Theorie. Davon abgesehen, dass ich das Wort sehr spezifisch vereinbare, entwickle ich diese Theorie anhand eines bestimmten Textes über das Schreiben, den ich selbst schreibe. Durch meine Theorie lege ich nicht fest, was Schreiben ist, sondern mittels welcher begrifflichen Kategorien, also durch welche Sichtweise ich beobachte, was ich als Schreiben bezeichne. In so verstandener Theorie sehe ich den Sinn eines Dialoges, in welchem Sichtweisen bewusst gemacht werden. Dialoge unterscheide ich von Diskussionen dadurch, dass es im Dialog um eine Vielfalt von Sichtweisen geht, während in einer Diskussion möglichst eine einzige Sichtweise herbeiargumentiert wird. Ich entfalte hier eine für mich sinnvolle Sichtweise, aber keineswegs die Vorstellung, dass jemand Schreiben oder Theorie auch so sehen müsste. Ich suche im Dialog Nachahmung in Bezug auf das Entfalten von Sichtweisen, nicht in Bezug auf eine bestimmte Sichtweise. Ich spreche deshalb bewusst von (m)einer Theorie.

Das Projekt umfasst also drei verschiedene Texte, die genetisch in einer Reihenfolge stehen, aber zeitlich parallel entstehen und sich gegenseitig beeinflussen. Vom Theoriestandpunkt aus gesehen schreibe ich Sachtexte, damit ich beobachten kann, wie ich Wörter verwende, und ein Hyperlexikon, durch welches ich die Wortverwendungen kontrolliere und regle. Beides mache ich dazu, dass ich (m)eine Theorie entwickeln kann. In einem vergleichbaren Sinn dient die Entwicklung der Technik der Entwicklung der Technologie, also dem besseren Begreifen, wie Phänomene erklärt werden (können).

Meine Theorie ist ein Text, also eine materieller Gegenstand, den ich herstelle.

Jede gegenständliche Tätigkeit entwickelt sich mit der darin verwendeten Technik. Die Textproduktion, die ich in diesem Projekt beobachte, bezeichne ich als Hyperkommunikation, weil ich grundlegende Kategorien anhand meines Schreibens mit Hypercard entwickelt habe, einer Software, die das Schreiben von Hypertexten im WWW vorweggenommen hat. Die Kategorien, durch welche ich meine Tätigkeit theoretisch reflektiere, sind in einer Hypertext-Technologie aufgehoben, die bestimmt, was ich wie als Schreibtätigkeit erkenne. Was ich mit einem Bleistift schreibend tue, verstehe ich, wenn ich es nicht mehr tun muss, weil ich mit einem Computer schreibe.[3]

In meiner Theorie schreibe ich insbesondere auch, weshalb diese Theorie eine Theorie ist.

Anmerkungen


[1] Todesco, Rolf: Geld. CreateSpace Independent Publishing Platform; (4. August 2016, Amazon), ISBN-10: 1535554452. (zurück)
[2] Ich werde das Beobachten 2. Ordnung, das in dieser Theorie zentral ist, später ausführlicher behandeln. (zurück)
[2a] Natürlich kann ich die Evolutionstheorie und die Relativitätstheorie als kontingent betrachten. Jede Lehre kann falsch sein. Aber das ist in der Lehre nicht vorgesehen und wird unter dem Gesichtspunkt von Wahrheit behandelt, der hier nicht interessiert. (zurück)
[3] Der Mensch als evolutionstheoretischer Schlüssel zum Verständnis des Affen. „Die Anatomie des Menschen ist ein Schlüssel zur Anatomie des Affen. Die Andeutung auf Höheres in den untergeordneteren Tierarten können dagegen nur verstanden werden, wenn das Höhere selbst schon bekannt ist.“(Grundrisse, MEW 42, S. 39). (zurück)